Kinderehe mit Zwölfjähriger: Essener Landgericht spricht syrischen Vermittler frei
Im Fall einer Zwangsheirat mit einem Mädchen aus Syrien wurde der Bruder des Täters freigesprochen. Das Gericht konnte nicht eindeutig feststellen, ob er das wahre Alter des Mädchens kannte.
Essen. – Am Landgericht Essen ist das Urteil im Fall einer Zwangsheirat mit einem damals 12-jährigen Mädchen aus Syrien gefallen. Der Bruder des Täters, der die Ehe arrangiert hatte, wurde freigesprochen. Das Gericht konnte laut Medienberichten nicht eindeutig klären, ob der 33-Jährige das wahre Alter des Mädchens kannte.
Kinderehe nach islamischem Recht und Misshandlung
Die Geschichte hinter der Heirat ist erschütternd: 2021 wurde das Mädchen aus Syrien von ihrer Familie mit einem 20-jährigen Syrer verheiratet, er nahm das Mädchen dann mit nach Essen. Die Ehe wurde nach islamischem Recht geschlossen. In der Folge wurde das Kind gegen seinen Willen schwer misshandelt und mehrfach vergewaltigt. Die Verbrechen wurden erst bekannt, als sich das Mädchen einer Betreuerin anvertraute. Der Syrer, der die Misshandlung begangen hatte, wurde im Sommer 2024 zu fünfeinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt, wie der WDR berichtet.
Verwicklungen der Familie und staatliche Versäumnisse
Dass der Bruder des Täters, der bei der Organisation der Hochzeit geholfen hatte, nun wegen Zweifeln an seinem Wissen über das Alter des Mädchens freigesprochen wurde, wirft ein schlechtes Licht auf die Rolle staatlicher Stellen. Es wurde bekannt, dass das Mädchen nach Deutschland gebracht wurde, indem das Geburtsdatum im Ehevertrag manipuliert wurde. Das Mädchen sollte gegenüber den Behörden immer behaupten, sie sei 2005 geboren, wie Sigrid Herrmann, die sich schon seit Jahren mit islamistischen Netzwerken beschäftigt, auf ihrem Blog berichtet. Thematisiert wurde auch die Rolle der Familie des Mädchens, die immer wieder versuchte, die Familienzusammenführung durch Heirat zu erzwingen.
Der Prozess wirft grundsätzliche Fragen nach der Praxis des Familiennachzugs und seiner unzureichenden Kontrolle auf. Kritiker befürchten, dass solche Fälle auch in Zukunft nicht verhindert werden können, solange die bestehenden Gesetze nicht konsequent durchgesetzt werden.
Konsequenzen des Urteils und politische Debatte
Das Schicksal des heute 15-jährigen Mädchens, das in einer Wohngruppe untergebracht ist, ist nach wie vor von ungewissen Zukunftsaussichten geprägt. Der Richter sagte am Ende des Prozesses, dass das Schicksal des Mädchens „zu Tränen rühren“ könne.
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr neue Regelungen zur Bekämpfung von Kinderehen erlassen, doch der Fall in Essen zeigt, dass es noch weiterer gesetzlicher Anpassungen bedarf, um solchen Verbrechen frühzeitig entgegenzuwirken. Der Fall zeigt auch, wie schwierig es ist, solche Taten juristisch zu verfolgen, wenn sich Täter und Helfer auf familiäre und religiöse Strukturen berufen.
Politische Verantwortung und notwendige Reformen
Die bestehenden Gesetze müssten dringend geändert werden, um eine klarere Definition und härtere Strafen für die Vermittlung von Kinderehen einzuführen. Experten fordern, dass Paragraph 232 des Strafgesetzbuches, der Menschenhandel unter Strafe stellt, auf solche Fälle ausgeweitet wird, um die Opfer besser zu schützen und den Tätern den rechtlichen Rahmen zu entziehen.