„Unsere üblichen Methoden funktionieren nicht“: Staatsanwälte berichten über Clankriminalität

Viele Regionen in Deutschland haben mit Clankriminalität zu kämpfen, darunter auch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Zwei Staatsanwälte aus Osnabrück haben jetzt in einem Interview über die Herausforderungen ihrer Arbeit mit Clankriminalität gesprochen.

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„Unsere üblichen Methoden funktionieren nicht“: Staatsanwälte berichten über Clankriminalität

Bernard Südbeck ist einer der Staatsanwälte, die seit Jahren gegen Clankriminalität vorgehen.

© IMAGO / Noah Wedel

Osnabrück. – Im Kampf gegen die Clankriminalität haben die Osnabrücker Staatsanwälte Bernard Südbeck und Nils Leimbrock in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung offen über die Herausforderungen und Besonderheiten ihrer Arbeit gesprochen. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist eine von mehreren Schwerpunktstaatsanwaltschaften in Niedersachsen, die sich speziell mit Clan-Delikten befassen.

Die Schwerpunktstaatsanwaltschaften in Hildesheim, Braunschweig, Stade und Osnabrück wurden vor gut vier Jahren eingerichtet, um die weit verzweigten Strukturen der Clankriminalität effektiv zu bekämpfen. Im Interview erläutern Südbeck, Leitender Oberstaatsanwalt in Osnabrück, und Leimbrock, Leiter der „Zentralstelle zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen“, wie schwierig die Ermittlungen in diesem Milieu sind.

Ermittler in der Beweispflicht

„Clankriminalität ist ein flächendeckendes Problem, das längst nicht nur Großstädte betrifft“, betont Südbeck. „Vor vier Jahren dachte ich noch, vielleicht wäre Oldenburg mit seiner Nähe zum Clan-Hotspot Bremen der geeignetere Standort. Mittlerweile wissen wir, dass das Phänomen überall existiert.“ Besonders betroffen sei der Nordwesten Niedersachsens nahe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen, von wo aus Clan-Kriminelle auch in Niedersachsen Straftaten begehen.

Die Ermittlungen gegen die Clans gestalten sich äußerst schwierig, wie Leimbrock erklärt: „Unsere üblichen Methoden zur Zerschlagung von Banden funktionieren nicht. Aus dem Familienverbund packt niemand aus, es gibt keine Kronzeugen.“ Stattdessen würden Zeugen oft eingeschüchtert, was die Aufklärung der Verbrechen zusätzlich erschwere. „Wir haben Fälle erlebt, wo Mitglieder der Clan-Familien bei Gerichtsverfahren Präsenz zeigten, um Zeugen einzuschüchtern“, ergänzt Südbeck.

Kein Respekt vor Behörden

Die Straftaten, die den Clans zugeschrieben werden, sind vielfältig und reichen von Betrug und Drogenhandel bis hin zu offener Respektlosigkeit gegenüber Behördenvertretern und Polizisten. „Es gibt keine Hemmungen, sich aggressiv zu verhalten, selbst gegenüber Polizisten“, berichtet Südbeck. „Wir hatten Fälle, wo Polizisten während Einsätzen beleidigt und sogar bedroht wurden.“

Ein weiteres Problem ist die Vermögenssicherung. Clan-Kriminelle verschleiern oft aufwendig den Besitz von Luxusgütern wie teuren Autos oder Immobilien. „Es ist schwierig, nachzuweisen, wem solche Vermögenswerte tatsächlich gehören, besonders wenn sie durch illegale Aktivitäten finanziert wurden“, sagt Leimbrock. „Wir sind in der Beweispflicht.“

Trotz der Herausforderungen setzen die niedersächsischen Staatsanwälte auf eine Null-Toleranz-Strategie gegenüber Clankriminalität. „Verfahren mit Clan-Bezug dürfen nicht einfach eingestellt werden“, betont Südbeck. „Es ist wichtig, konsequent gegen respektloses und kriminelles Verhalten vorzugehen, um die Sicherheit in der Region zu gewährleisten.“

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