Europa vor der Trendwende: Bericht über die FAV-Akademie
Vom 12. bis 14. April veranstaltete der FAV Steiermark ein Seminarwochenende zum Thema „Europa vor der Trendwende – Rechte zwischen Anspruch und Wirklichkeit“.
Der Organisator Heinrich Sickl (FAV Steiermark) konnte heuer insgesamt 75 Teilnehmer aus Österreich und Deutschland in Kärnten begrüßen. Damit verzeichnete die Frühjahrsakademie einen deutlichen Teilnehmerzuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Erster Referent am Freitagnachmittag war der österreichische Publizist Martin Lichtmesz, der über politischen Aktionismus in Europa sprach. Er hat die Identitäre Bewegung von Anfang an als Beobachter begleitet und schilderte die Geschichte und das Wirken der neurechten Aktivistengruppe sehr anekdotenreich anhand persönlicher Erlebnisse.
Anschließend analysierte der deutsche Politikwissenschaftler Benedikt Kaiser in seinem Vortrag die Problematik des westeuropäischen Rechtspopulismus. Als Fazit skizzierte er zehn fulminante Thesen, die in überarbeiteter Form im Themenheft Bildung (Dezember 2024) des FREILICH-Magazin erscheinen werden. Schon jetzt sei verraten, dass Kaiser anhand von Beispielen aus der politischen Theorie und Praxis darlegte, dass AfD und FPÖ nicht aufhören dürfen, eine Gegenmeinung zu den herrschenden Meinungen in der Gesellschaft zu bilden und durchsetzen zu wollen. Die verlockende Annahme, durch Selbstkastration leichter zu Wahlerfolgen und Regierungsbeteiligungen zu kommen, sei ideologisch nicht akzeptabel: Es gehe um mehr als „nur“ um Ministerposten und das gute Leben für die Funktionäre. Daraus folgt für Kaiser: Der Weg von einer rein populistischen Affektpolitik hin zum auf weltanschaulichen Prinzipien beruhenden Politischen sei in den kommenden Jahren alternativlos – sonst würden wir noch viele demotivierende „Meloni“-Momente erleben.
Nach dem anschließenden gemeinsamen Abendessen konnten die Teilnehmer den ersten Akademietag bei freier Abendgestaltung ausklingen lassen.
Den zweiten Akademietag eröffnete der Verleger und Publizist Götz Kubitschek mit einem nachdenklichen und tiefgründigen Vortrag zum Thema „Wiederaufladung“ über die Folgen des proklamierten „Endes der Geschichte“ und mögliche Gesellschaftsentwürfe unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen. Dabei spannte er den Bogen von Simon Strauß und Peter Sloterdijk bis zu Martin Heidegger und Gottfried Benn.
Der nächste Redner war der Jurist und Publizist Thor von Waldstein. Unter dem Titel „Kann uns der Rechtsstaat retten?“ sprach er in gewohnt rhetorisch messerscharfer Weise über den Verfall des deutschen Rechtsstaates.
Nach einer im Anschluss an das Mittagessen stattfindenden Wanderung referierte der Eckart-Schriftleiter und Verleger Konrad Markward Weiß über die Strömungen der französischen Rechten im Spiegel der Literatur von der Zeit vor der Französischen Revolution bis ins 20. Jahrhundert.
Es folgte IfS-Leiter Erik Lehnert mit seinem Vortrag zum Thema „Politik im Widerstand – Über notwendige Eigenschaften“.
Am letzten Seminartag sprach der junge Aktivist Christoph Albert über politische Arbeit jenseits des Parlaments und stellte die studentische Gruppe Aktion 451 vor. Den Abschluss des Seminarwochenendes bildete die AfD-Politikerin Irmhild Boßdorf, die sich in ihrem Vortrag mit der Rechten in Belgien und den Niederlanden beschäftigte.