Angriff auf AfD-Politiker: Antifa zündet Nachbarauto an
In Baden-Württemberg haben mutmaßliche Linksextreme bei einem Brandanschlag die Autos verwechselt - zum Nachteil einer Bötzingerin. Denn wie sich herausstellt, hat sie nichts mit dem AfD-Kreisrat Marco Näger zu tun, der das eigentliche Ziel war, wie die Badische Zeitung berichtet.
Die Brandstifter, die einem Bekennerschreiben zufolge der linksextremen Szene zuzuordnen sind, haben in Bötzingen nicht das Auto angezündet, auf das sie es offensichtlich abgesehen hatten. Der Brand ereignete sich in den Morgenstunden des 31. Juli in der Hauptstraße in Bötzingen. Nach BZ-Recherchen gehört das beschädigte Auto einer unbeteiligten Frau und nicht dem AfD-Kreisrat Marco Näger, wie dieser inzwischen öffentlich bestätigt hat: „Es war definitiv nicht mein Auto, das gebrannt hat, weil ich zu der Zeit nicht in Bötzingen war“, sagte Näger der BZ.
Näger verurteilt Anschlag
Doch in einem Bekennerschreiben, das vergangene Woche auf der Plattform der Anarchistischen Föderation, einem Zusammenschluss linksradikaler Gruppen im Internet, aufgetaucht ist, war genau er ins Visier genommen worden. „Im Verlaufe unseres Besuches in Bötzingen am Morgen des 31.07.2023 ging der silberne Ford Focus von Marco Näger in Flammen auf. Wir finden es wichtig Nazis wie Marco Jäger aus der Deckung zu holen und sie dort zu treffen wo es weh tut.“
Doch die Zuordnung des Autos war jedoch falsch. Näger fährt zwar einen Ford Focus – aber einen Kombi, und der hat nicht gebrannt. Dabei ist sich Näger sicher, dass die linke Szene eigentlich sein richtiges Kennzeichen kennen müsste, weil sie es schon einmal in einem anderen Zusammenhang veröffentlicht habe. Das im Bekennerschreiben von vergangener Woche genannte Kennzeichen sei aber definitiv nicht seines, so Näger. 2016 sei zudem seine Privatadresse in der linken Szene veröffentlicht worden, seitdem habe er damit gerechnet, dass so etwas passieren könne.
„Ich verurteile es, wenn man versucht, politisch Andersdenkende einzuschüchtern. Das mache ich auch nicht. Ich versuche auch nicht, die Adresse rauszufinden und bei diesen Menschen etwas kaputt zu machen“, sagt Näger. Jeder solle seine Meinung sagen dürfen, ohne dass ihm deswegen Gewalt angedroht werde. Der Zeitpunkt habe ihn allerdings überrascht, da derzeit kein Wahlkampf sei. „Ich denke, dass da noch mehr kommen könnte, aber eingeschüchtert bin ich nicht“, so Näger.
Situation hätte eskalieren können
Das Auto, an dem Unbekannte in den frühen Morgenstunden des Montags, 31. Juli, einen Brandsatz entzündeten, steht jetzt auf einem Privathof. Wirtschaftlich ist der über zehn Jahre alte Ford Focus ein Totalschaden. Eine Reparatur würde weit mehr als den Zeitwert des Fahrzeugs kosten. Die Besitzerin des Wagens ist ratlos. „Ich war sehr zufrieden mit dem Auto. Ich hätte es bestimmt noch drei oder vier Jahre fahren können“, sagt die Frau mittleren Alters, die anonym bleiben möchte.
Die Frau hatte den Brand nicht bemerkt, weil sie verreist war. Ihr Auto hatte sie vor ihrer Wohnung in der Bötzinger Hauptstraße geparkt, „wie seit Jahren, immer an der gleichen Stelle“. Nie sei etwas passiert, „in Bötzingen ist nachts nichts los“. Umso erstaunter sei sie gewesen, als eine Verwandte anrief und sagte: „Dein Auto wurde angezündet“. Nach Angaben der Polizei wurde das Feuer gegen 3.50 Uhr von einem Mann entdeckt, der an dem unter einer Straßenlaterne geparkten Auto vorbeikam. Dieser Zeuge weckte einen Anwohner, der den Brand mit einem Feuerlöscher ersticken konnte. Das Feuer muss unmittelbar zuvor am Vorderreifen auf der Beifahrerseite ausgebrochen sein. Das Feuer hatte auf Teile der Karosserie übergegriffen und auch Kabel und Teile im Motorraum zerstört.
Die Feuerwehr konnte sich auf Nachlöscharbeiten beschränken. Eine Gefahr für andere Fahrzeuge oder Häuser bestand nicht. Wäre das Auto in Vollbrand geraten, hätte die Situation möglicherweise anders ausgesehen: Das Auto stand direkt neben einem Straßenbaum, dessen Krone bis auf wenige Zentimeter an ein Haus heranreicht.
Polizei geht klar von Brandstiftung aus
Für die Polizei war schnell klar, dass es sich um Brandstiftung handeln musste. „Darum übernahm auch die Kripo die Ermittlungen“, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Freiburg mit. Die Polizei nehme das Bekennerschreiben ernst. Sie ermittle auch in Richtung einer politisch motivierten Straftat. Inzwischen sei auch die Staatsanwaltschaft Karlsruhe eingeschaltet, teilte die Freiburger Polizei mit.
Einen Hinweis auf mögliche Täter hatte ein erster Zeuge gegeben, dem zwei Radfahrer in der Nähe des Tatorts aufgefallen waren. Eine heiße Spur lieferte dann das Bekennerschreiben, das am 3. August im Internet auftauchte. Darin erklären Unbekannte, das Auto des AfD-Kreisrats Marco Näger, den sie als Nazi bezeichnen, angezündet zu haben. Als die Autobesitzerin am Samstag von den Hintergründen erfuhr, fiel sie aus allen Wolken. Denn mit Näger habe sie nichts zu tun, er wohne nur ein paar Häuser weiter, erklärte sie.