Bertelsmann-Studie: Bundestagswahl könnte soziale Spaltung vertiefen
Gütersloh. – Wissenschaftler der Bertelsmann Stiftung erwarten bei der Bundestagswahl im September eine geringe Wahlbeteiligung, welche eine soziale Spaltung widerspiegeln würde und diese noch vertiefen werde. In der am Mittwoch veröffentlichten Studie ist von einem „Corona-Effekt“ die Rede: Durch die Pandemie werde die Wahlbeteiligung besonders in den „sozial schwächeren Milieus“ wohl geringer ausfallen als bei der Bundestagswahl im Jahr 2017.
Studie: Verpuffung des „populistischen Einmaleffekts“ der AfD
Bei der Bundestagswahl 2017 sei die soziale Spaltung der Wahlbeteiligung leicht rückläufig gewesen, weil die AfD die „sozial prekären Nichtwahlmilieus“ gezielt mobilisiert hätte, heißt es bei der Bertelsmann-Stiftung. Die übrigen Parteien hätten dies nicht geschafft. Von ihnen hätten sich diese „Milieus“ seit den 1980er Jahren zunehmend distanziert. Doch die Mobilisierungskraft der AfD könnte sich im September als schwindend herausstellen, so die Wissenschaftler der Studie, die von einer Verpuffung des „populistischen Einmaleffekts“ sprechen, wenn enttäuschte „Protestwähler“ aus den “sozial prekären Milieus“ wieder in die Wahlverweigerung gingen. Genau dies würden die aktuellen Umfragedaten zur Wahlbereitschaft „dieser Milieus“ vermuten lassen, heißt es. Und weiter: “pandemiebedingt zeigen sich derzeit auch die anderen Milieus noch etwas wahlmüde“.
Kampf um Nichtwähler
So sei auch bei der „bürgerlichen Mitte“, den „Traditionellen“, und den „Liberal-Intellektuellen“ Wahlmüdigkeit vorzufinden. Jedoch weitaus weniger als in sozial benachteiligten Milieus. Dies erzeuge „soziale Repräsentationslücken und beschädigt die Demokratie“, so die Bertelsmann-Wissenschaftler. Das werde jedoch unterschätzt, „bis zur nächsten Welle der populistischen Mobilisierung“. „Die könnte dann größer, nachhaltiger und für die Demokratie folgenreicher ausfallen als die letzte“, heißt es weiter. Der Kampf um die Nichtwähler gehe deshalb bei der Bundestagswahl 2021 in die nächste Runde und die „demokratischen Parteien“ sollten ihn diesmal gewinnen, oder „zumindest annehmen“, rät die Bertelsmann-Stiftung.
AfD: „Deutschland. Aber normal!“
Die AfD blickt indes zuversichtlich in den Wahlkampf. Unter ihrem Wahlkampfmotto „Deutschland. Aber normal!“ wirbt sie für die bevorstehende Bundestagswahl. Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Stephan Brandner erklärte hierzu in einem Interview: „Die Menschen draußen sehnen sich nach Normalität: Dass wir wieder die Meinung sagen dürfen, dass wir auf die Straße können, die Maskenpflicht loswerden und nicht drangsaliert werden.“ Und weiter: „Der Hang zur Normalität – Vater, Mutter, Kinder, Familie – der ist überall spürbar. Und genau das wollen wir vermitteln. Wir wollen eine vernünftige, an der Realität orientierte Politik machen und genau das findet sich in unserem Bundestagswahlprogramm.“