Bevölkerungsrückgang – Warum wir das Problem anders angehen müssen
Viele westliche Länder haben mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen, der teilweise durch Zuwanderung ausgeglichen wird. In seinem Kommentar für FREILICH erläutert Patrick Lenart, wie eine wirklich nachhaltige Alternative eigentlich aussehen kann.
Der Westen und viele Industrieländer befinden sich in einer demografischen Krise – viele Akteure diskutieren über mögliche Lösungsansätze. Doch zunächst gilt es, das Problem ganzheitlich zu betrachten. Es ist allgemein bekannt, dass die heutige Bevölkerungszahl das Ergebnis des Industriezeitalters ist. Zuerst der historische Hintergrund: Um 1800 erreichten etwa 30-40 Prozent der Kinder nicht das fünfte Lebensalter. Um 1900 waren es noch 20-25 Prozent. Heute liegt die Kindersterblichkeit unter 0,5 Prozent. Da trotz geringerer Sterblichkeit gleich viele Kinder gezeugt wurden, kam es zu einer Bevölkerungsexplosion. Natürlich ist auch die Lebenserwartung entsprechend gestiegen.
Warum wurden viele Kinder geboren? In der Agrargesellschaft waren viele Kinder notwendig, denn sie waren die helfenden Hände, die in der Landwirtschaft gebraucht wurden. Gleichzeitig sicherten sie die eigene Existenz im Alter. Viele Kinder galten daher als Zeichen von Wohlstand und göttlichem Segen. Viele Kinder waren ein gesellschaftliches Ideal.
Eine Entwicklung seit der Industrialisierung
Es folgte Phase 3 des „demografischen Übergangs“: Die Geburtenrate passte sich der Sterberate an, was zu einer Stabilisierung der Bevölkerungszahl führte und wieder ein Gleichgewicht herstellte. Dieser Geburtenrückgang war keine bevölkerungspolitische Maßnahme von oben, sondern eine natürliche Entwicklung. Warum wurden weniger Kinder geboren? Mit dem Übergang zur Industriegesellschaft änderten sich die Lebensgewohnheiten der Menschen. In den Ballungszentren war der Wohnraum knapp und die Arbeitsplätze begrenzt. Durch das Verbot der Kinderarbeit verlor diese zudem ihren wirtschaftlichen Nutzen. Damit die Kinder später Chancen hatten, wurden weniger Kinder gezeugt und dafür mehr Ressourcen aufgewendet. Besser weniger, dafür gut ausgebildete Kinder.
Ich sehe die jetzige Schrumpfungsphase als nächsten Schritt des demografischen Übergangs. Die Bevölkerung muss wieder schrumpfen, damit die vorhandenen Ressourcen wieder ins Gleichgewicht kommen. (Hinzu kommt natürlich, dass die Industrialisierung zu einem immer höheren Ressourcenverbrauch pro Kopf führt.) Das Problem ist nicht, dass die Bevölkerung schrumpft, sondern dass sie so stark schrumpft, dass es problematisch wird. Warum?
Nicht, dass, sondern wie schnell wir schrumpfen
Warum ist der Rückgang der Bevölkerung ein Problem? Wir leben in einer Gesellschaft, die auf ständiges Wachstum angewiesen ist. Eine schrumpfende Bevölkerung würde unsere kapitalistische Wirtschaft in eine schwere Krise stürzen. Beispiele für die Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs auf Wirtschaft und Gesellschaft:
Nachfrage und Konsum: Eine schrumpfende Bevölkerung führt zu einer sinkenden Nachfrage nach Produkten, was das Wirtschaftswachstum bremst. Weniger Konsumenten bedeuten weniger Umsatz für die Unternehmen, was sich negativ auf Investitionen und Expansion auswirkt.
Arbeitsmarkt: Eine schrumpfende Bevölkerung führt zu einem Mangel an Arbeitskräften, wodurch die Löhne steigen.
Renten- und Gesundheitssystem: Eine alternde Bevölkerung erhöht den Druck auf die Renten- und Gesundheitssysteme. Weniger junge Menschen müssen für mehr Ältere aufkommen – bis hin zur Unfinanzierbarkeit.
Wohnungsmarkt und Infrastruktur: Die Nachfrage nach Wohnraum und Infrastruktur sinkt, Immobilien und Investitionen verlieren an Wert.
Es liegt auf der Hand, dass das Kapital (oder ein anderer Begriff) den Bevölkerungsrückgang um jeden Preis verhindern will. Es ist wichtig, nicht in eine „personalisierte Kritik“ zu verfallen, sondern die „rationalen Zwänge“ zu verstehen. Beispiel: Man hat ein Vermögen von 100.000 Euro. Die Inflation beträgt sieben Prozent. Das Vermögen wird also im nächsten Jahr nur noch 93.000 Euro wert sein. Um zu verhindern, dass dein hart erarbeitetes Vermögen einfach verloren geht, kauft man eine Immobilie und hofft, dass diese in einem Jahr eine Wertsteigerung erfährt, die mindestens so hoch wie die Inflation ist. Wertsteigerung entsteht durch steigende Nachfrage – man ist also darauf angewiesen, dass die Bevölkerung wächst.
Vielfältige Krisen sind die Folge
Die logische Konsequenz: Die Gesellschaft sucht nach einer Lösung, die möglichst schnell und effizient wirkt. Der bisherige Versuch ist der „Import“ von Menschen aus anderen Ländern – ohne Rücksicht auf die Folgen für die Herkunfts- und Ankunftsländer. Die Herkunftsländer sind diesem „Raubzug“ hilflos ausgeliefert, während die Ankunftsgesellschaft bisher durch den anhaltend hohen Lebensstandard ruhig gestellt wurde.
Die Folgen erleben wir heute in Form von gesellschaftlichen Krisen:
Strukturkrise: Aufnahmegesellschaft und Zuwanderer sind durch strukturelle Merkmale (Bildung, Löhne, …) wesentlich voneinander getrennt.
Regulationskrise: Die Schwächung verbindlicher Werte und Normen innerhalb unserer Gesellschaft. (Stichwort: Islamisierung)
Kohäsionskrise: Die Fragmentierung der Gesellschaft führt zum Verlust des sozialen Zusammenhalts. (Stichwort ethnische Selektion)
Masseneinwanderung im Sinne von „replacement migration“ mag für das Kapital, eine kurzfristig gute Strategie sein, für uns als Volk ist sie verherrend. Sie geht zulasten der Herkunftsgesellschaft, der Ankunftsgesellschaft und der Migranten selbst. Sie ist nicht nachhaltig und hat massiven Schaden angerichtet. Dieser Prozess muss in den nächsten Jahrzehnten umgekehrt werden. Diese Strategie des Umgangs mit dem Bevölkerungsrückgang muss daher verworfen werden. Glücklicherweise sieht auch das Kapital zunehmend ein, dass diese Lösung nicht nachhaltig ist.
Alternativen sind möglich
Aber wie sieht eine nachhaltige Alternative aus? Sie besteht darin, den Bevölkerungsrückgang auf ein Maß zu reduzieren, mit dem unsere Gesellschaft leben kann, was natürlich durch den von uns angestrebten künftigen Rückgang des Ausländeranteils noch verschärft wird. Das bedeutet zum einen, die Geburtenrate zu erhöhen. Andererseits müssen sich unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft auf den Bevölkerungsrückgang einstellen.
Die Kernfrage lautet: Wie lässt sich die Geburtenrate überhaupt steigern? Sollen die Menschen einfach dafür bezahlt werden? Es ist klar, dass sich weniger Menschen für Kinder entscheiden, wenn sie ihnen nicht auch ein gutes Leben bieten können. Wenn ich mir kein Kinderzimmer leisten kann, dann kann ich mir auch kein Kind leisten. Das Beispiel Ungarn zeigt, dass es mit finanziellen Anreizen nicht getan ist. Auch bei uns bilden Ausländer eine Unterschicht, haben aber trotzdem mehr Kinder als Einheimische. Deshalb: Finanzielle Maßnahmen sind notwendig, aber nicht ausreichend. Da finanzielle Maßnahmen schnell, unkompliziert und politisch gut vermittelbar sind, müssen sie im ersten Schritt umgesetzt werden. Kein Paar, das sich ein Kind wünscht, sollte aus finanziellen Gründen davon abgehalten werden.
Mehr, mehr, mehr!
Entscheidend ist, dass die Menschen nicht nur die Möglichkeit haben, sondern diese auch nutzen. Aber wo ist das gesellschaftliche Ideal heute? Ich habe oben gezeigt, dass in der Agrargesellschaft viele Kinder das gesellschaftliche Ideal waren, während in der Industriegesellschaft wenige gut ausgebildete Kinder das Ziel waren. Dazu muss man verstehen, dass sich die Form des Kapitalismus verändert hat. Während man früher ein Leben lang in einem Betrieb arbeitete und an einem Ort wohnte, leben wir heute in einem „flexiblen Kapitalismus“, in dem ständige Brüche zur Normalität gehören. Wer heute Wohlstand haben will, muss räumlich und zeitlich flexibel sein, wechselt regelmäßig Wohnort und Arbeitgeber und muss sich immer wieder auf neue Bedingungen einstellen. Kinder stehen dieser geforderten Flexibilität im Wege. Nicht nur Frauen, sondern auch immer mehr Männer verschieben ihren Kinderwunsch auf die Zeit „nach der Karriere“. Kinderlosigkeit ist damit zum Zeichen von Wohlstand und zum gesellschaftlichen Ideal geworden.
Was muss getan werden? Die Politik muss die finanziellen Grundlagen schaffen. Die Metapolitik muss dafür sorgen, dass Familien mit Kindern wieder zum gesellschaftlichen Ideal werden. Im Grunde geht es darum, die Gesellschaft so zu beeinflussen, dass der vierfache Familienvater als erfolgreicher gilt als der kinderlose Millionär, dass die Mutter als erfolgreicher gilt als die Karrierefrau. Das ist zugegebenermaßen keine leichte Aufgabe. Aber wenn man bedenkt, dass die Politik es geschafft hat, Millionen von Menschen einen experimentellen, zum Teil schädlichen und unwirksamen Impfstoff verabreichen zu lassen – da kann mir keiner erzählen, dass wir es nicht schaffen, den Menschen das Natürlichste der Welt nahezubringen.
Werden wir konkret!
Bisher hat man den Eindruck, dass der Ernst der Lage noch nirgendwo angekommen ist. Deshalb gibt es bisher kaum oder gar keine Diskussion über die notwendigen Maßnahmen. Deshalb kann auch ich nur ins Blaue schießen und einige Ideen nennen. Gerade die rechten Parteien, die den „Import“ von Menschen als nicht nachhaltige Lösung erkannt haben, müssten diese Themen entsprechend laut ansprechen. Ich hoffe, dass die Einsicht bald kommt:
Ende der Verwestlichung: Statt individualisierter Konsumgesellschaft wieder Volks- und Familienbewusstsein schaffen.
„Weg vom Wachstum“ – wir müssen unsere Wirtschaftsweise so ändern, dass sie nicht von unbegrenztem Wachstum abhängig ist.
Es müssen die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden, damit alle, die Kinder haben wollen, diese auch bekommen können. Vor allem beim Wohnen.
Anpassung der Arbeitsbedingungen an die Familienfreundlichkeit.
Besserstellung von Menschen, die Kinder bekommen, im Generationenvertrag (Ausnahme ist natürlich immer Unfruchtbarkeit)
Vermittlung eines besseren Familien- und Kinderbildes in der Öffentlichkeit; Ende der Werbung für Kinderlosigkeit.
Zur Person:
Patrick Lenart ist gebürtiger Kärntner und studierte Geschichte und Philosophie. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich intensiv mit Identität, Kultur und Religion. Seine Reisen führten ihn bisher in mehr als 20 Länder.