Botschaftsattaché abberufen: Wie Medien einen „Skandal“ produzieren

Ein Bericht der Wiener Stadtzeitung Falter über ein harmloses T-Shirt eines Attachés der österreichischen Botschaft in Israel führte zu großer Aufregung in den sozialen Medien. Zahlreiche Medien griffen den Bericht auf und Außenministerin Kneissl reagierte mit der Abberufung des Diplomaten.
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28.3.2018
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2 Minuten Lesezeit
Botschaftsattaché abberufen: Wie Medien einen „Skandal“ produzieren

Hintergrund: Symbolbild Zeitungen (Pixabay /CC0) / Bild T-Shirt: Phalanx Europa / Collage: Die Tagesstimme

Ein Bericht der Wiener Stadtzeitung Falter über ein harmloses T-Shirt eines Attachés der österreichischen Botschaft in Israel führte zu großer Aufregung in den sozialen Medien. Zahlreiche Medien griffen den Bericht auf und Außenministerin Kneissl reagierte mit der Abberufung des Diplomaten.

Ein Kommentar von Tino Taffanek

Letzte Woche berichtete der Falter über das T-Shirt eines diplomatischen Vertreter Österreichs in Israel. Jürgen-Michael Kleppich, Attaché in der österreichischen Botschaft in Israel und FPÖ-Bezirksrat in Wien-Leopoldstadt, trug auf einem auf Facebook veröffentlichtem Foto ein T-Shirt des patriotischen Modelabels Phalanx Europa. Im gleichem Atemzug warf Falter-Chefreporterin Nina Horaczek Martin Sellner, Mitinhaber von Phalanx Europa und Co-Leiter der Identitären Bewegung Österreich, vor, rechtsextrem zu sein.

Ungerechtfertigte Vorwürfe

Gegen die Identitäre Bewegung liegen bis heute noch keine strafrechtlichen Verurteilungen vor. Erst die Woche zuvor wurden Identitäre vom Vorwurf der Störung einer Versammlung sowie der Körperverletzung freigesprochen (Die Tagesstimme berichtete). Trotzdem reichte dem Falter der „Rechtsextremismus“-Vorwurf zusammen mit dem T-Shirt-Foto offenbar für einen Artikel aus.

Medien greifen den Fall auf

Nichtsdestotrotz war der Fall ins Rollen geraten. Mehrere Medien griffen die Sache auf. Beispielsweise die Kronen Zeitung, welche das T-Shirt als »unter dem Namen der 10. SS-Panzerdivision „Frundsberg“ verkauft wird« bezeichnete. Auf die Frage, was die Krone dazu veranlasste, den Bezug zur SS herzustellen, reagierte Richard Schmitt auf Twitter äußert ausweichend.

Das T-Shirt bezieht sich jedoch auf den im 15. Jahrhundert geborenen Landsknecht Georg von Frundsberg. Dieser Bezug ist durch die auf dem Motiv abgebildeten Landsknechte sowie durch die Jahreszahl 1525, die sich auf die von Frundsberg geschlagene Schlacht bei Pavia bezieht, eindeutig hergestellt. Dies schien jedoch weder die Krone noch eine der anderen Zeitungen zu beeindrucken.

Internationale Bericherstattung

Sie schrieben lieber einen Nazi-Skandal herbei, anhand dessen sie dann beklagen konnten, dass Österreichs internationales Ansehen auf dem Spiel stehe. Es griffen auch mehrere internationale Medien diesen „Skandal“ auf. So berichtete unter anderem BBC sowie die israelische Tageszeitung Haaretz vom ominösen „Nazi shirt“.

Attaché abberufen

Dies hatte weiters zur Folge, dass die österreichische Außenministerin Karin Kneissl den Attaché zurück nach Wien berief, um die Umstände zu klären und die Vorwürfe zu prüfen. Ob sich die Vorwürfe darin erschöpfen, ein T-Shirt, das einer Journalistin vom Falter nicht gefällt, getragen zu haben, wird sich zeigen.

Es zeigt jedoch vor allem die Bereitschaft mancher Politiker, über jedes von der linken Presse hingehaltene Stöckchen zu springen. Kneissl ist zwar parteilos, jedoch per FPÖ-Ticket Außenministerin geworden. Ob die FPÖ nicht bereit oder nicht willens war, sich vor ihren Bezirksrat zu stellen, kann von außen nur erraten werden.

Machtdemonstration der Medien

Die Macht der Medien wurde hier also besonders eindrucksvoll demonstriert. Eine Wiener Stadtzeitung entdeckt auf Facebook ein Foto eines diplomatischen Vertreters in einem ihnen nicht genehmen T-Shirt. Sie veröffentlichen einen „Recherche“-Beitrag, der bereitwillig von allen größeren deutschsprachigen Medien aufgegriffen wird. Schließlich kommt es sogar zu internationaler Berichterstattung über den Vorfall und der Abberufung des Betroffenen. Damit wäre wieder einmal bewiesen, wie wichtig der Aufbau unabhängiger Medien ist, welche nicht jeden lächerlichen Vorwurf aufbauschen.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Tino Taffanek

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