Chemnitz: Hitlergruß-Tatverdächtiger hatte offenbar RAF-Tattoo
Ein Bild, das durch die Medien ging: Ein Mann zeigt mitten in Deutschland den Hitlergruß. Nun verdichten sich die Hinweise, dass diese Person ein Tattoo zu Ehren der Rote Armee Fraktion (RAF) trug. Dabei handelt es sich um eine ehemalige linksterroristische Vereinigung.
Chemnitz. Tagelang rankten sich Gerüchte rund um einen Mann, der bei der Pro-Chemnitz-Demo am 27. August einen sogenannten ‚Hitlergruß‘ zeigte. In sozialen Medien wollten diverse Kommentatoren ihn als mutmaßlich linksgerichteten Provokateur entlarvt haben. Als Beleg diente diesen ein Bildausschnitt von einer Tätowierung am Handrücken – mit dem Schriftzug „RAF“.
Fotomontage oder echtes Bildmaterial?
Nachdem sich einige Medien, darunter watson und T-Online (Titel: „Hitlergruß von links? Wie Rechte Fake News verbreiten“) schnell festlegten, dass es sich um eine Fotomontage handle, mussten diese nun zurückrudern. Watson-Chefredakteurin Gesa Mayr räumte am späten Mittwochabend ein: Höchstwahrscheinlich handle es sich um gar kein ‚Fake‘. Eine weiterführende Recherche hätte nun ergeben, dass man nicht mehr ausschließen könne, dass das Foto echt ist.
Man beruft sich in seiner Richtigstellung auf Hinweise, wonach das Bild ursprünglich auf einem Flickr-Account auftauchte, welcher der linken Szene zuzuordnen ist. Dieser berichte häufig fotodokumentarisch über „rechtsextreme Veranstaltungen“. Auch ein Facebook-Video von VICE zeige zumindest zwei der drei Buchstaben (A und F). Selbst im eigenen Bildmaterial sei in manchen Einstellungen ein Schatten zu erkennen. Auch T-Online veröffentlichte am Mittwoch eine Korrektur seiner Darstellung.
RAF-Terror hielt Deutschland in Atem
Die linksterroristische Organisation RAF zeichnete ab 1970 für über 33 Morde in Deutschland verantwortlich. Drei Generationen an Tätern versetzten mit Entführungen und Tötungsdelikten an Menschen aus dem öffentlichen Leben, insbesondere aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, jahrelang in Schrecken. Die Aktivitäten der Gruppe für reichlich gesellschaftliche Debatten. Immer wieder kam es dabei zu Solidaritätsbekundungen linker Splittergruppen.
Unter den zeitweisen Anwälten der ersten RAF-Generation befanden sich auch mehrere später hochrangige SPD-Politiker wie ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und dessen Bundesinnenminister Otto Schily, außerdem der langjährige Grünen-Spitzenpolitiker Hans-Christian Ströbele. Im Jahr 1998 löste sich die Gruppierung schließlich endgültig auf.