Demo in Wien: Tausende läuteten den „heißen Herbst“ ein
Am Samstag fanden in Wien mehrere Demonstrationen statt, welche die massiven Teuerungen zum Thema hatten, die viele Bürger als eine direkte Folge der Russland-Sanktionen einordnen. Die beiden größeren Demozüge vereinigten sich für eine friedliche Protestrunde auf der Ringstraße.
Wien. – Darüber, wie viele Menschen sich am Samstag in Wien auf der Straße befanden, gibt es wenig offizielle Daten. Beobachter alternativer Medien vor Ort gingen davon aus, dass es weit über 5.000, eher mehr als 10.000 waren. Demo-Organisator Martin Rutter, der mit einem „Marsch der Patrioten“ von der Wieden Richtung Innenstadt und Ring ging, sprach sogar von etwa 20.000 Menschen, welche dem Aufruf zum Auftakt des „heißen Herbsts“ folgten. Auch die „Fairdenken“-Bewegung hatte zu einer Kundgebung auf dem Heldenplatz mit anschließendem Protestmarsch auf der Ringstraße mobilisiert.
Friedlich, aber widerständig
Eine Woche nach der riesigen Demonstration am Prager Wenzelsplatz mit etwa 70.000 Demonstranten war unklar, wie viele Menschen sich nach Wien begeben würden. Letztlich waren es weniger als zum Höhepunkt der Freiheitsdemonstrationen gegen die Impfpflicht im Winter, allerdings sprachen viele Beobachter von übertroffenen Erwartungen. Auch im Vorjahr spitzte sich die Lage in Folgemonaten zu, aus wenigen tausenden im September wurden bis zum November und Dezember laut Veranstaltern und alternativen Medien weit über 100.000 Demonstranten.
Die Stimmung war friedlich, aber widerständig. Erinnert wurde einerseits auch an die Verwerfungen der letzten zwei Jahre – etwa an den Umstand, dass tausende Menschen in zeitlichem Zusammenhang mit den Corona-Impfungen eine teils schwere Nebenwirkung vermeldeten. Dennoch wird Corona allmählich vom Teuerungsthema verdrängt, auch die Kritik an den Verfechtern „globalistischer Agenden“. Gegenüber dem Wochenblick sprach Rutter davon, dass Corona nur „ein Katalysator“ für den „geplanten Great Reset und die Verarmung“ gewesen sei.
Kaum Medienberichterstattung
Während patriotische Medien den Protest wohlwollend begleiteten, verlegten sich etablierte Medien größtenteils darauf, den breiten Protest totzuschweigen. Der „Kurier“ berichtete schwerpunktmäßig lieber von einer KPÖ-Demo gegen die Teuerungen mit wenigen hundert Teilnehmern, die „Heute“ sieht den Auftakt des Demo-Herbstes überhaupt erst in Form der ÖGB-Demo am kommenden Wochenende. Die beiden anderen großen Boulevard-Blätter „Krone“ und „oe24“ sparten die Berichterstattung ebenso aus wie der öffentlich-rechtliche ORF.
Die rechte Aktivistenzeitung „Heimat-Kurier“ kritisierte dies scharf: „Wurden die regierungskritischen Demonstrationen im vergangenen Herbst noch denunziert und verteufelt, dürften die Medien nun eine andere Strategie einschlagen: Man verschweigt den Protest einfach und hofft so, Schadensbegrenzung zu betreiben.“ Diese Vorgehensweise käme einer „Manipulation“ gleich. Dennoch könne dies wohl nur eine Momentaufnahme sein: „Wenn der Druck auf der Straße Demo für Demo steigt, werden auch Staatsfunk und Systemmedien nicht mehr länger schweigen können.“
Proteste auch in Deutschland
Aber auch an anderen Orten im deutschsprachigen Raum bahnen sich erste Proteste an. So etwa am vergangenen Montag in Leipzig, als insgesamt bis zu rund 10.000 Menschen bei Demonstrationen waren, die teilweise aus dem linken, teils aus dem rechten Spektrum angemeldet wurden. „Compact“-Chefredakteur Jürgen Elsässer, selbst Grenzgänger zwischen den politischen Welten und Verfechter von Querfront-Bestrebungen, sprach von einem „Bombenerfolg zum Auftakt des Heißen Herbsts“.
Schon tags zuvor hatten mehrere tausend Menschen in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) für eine Öffnung der Nordsee-Pipeline „Nordstream 2“ demonstriert. Neben Bürgermeister aus der Region trägt auch die AfD diese Forderung mit, mobilisierte kräftig zu den Protesten. Die Gas-Pipeline wurde aus neun Milliarden Euro deutschen Steuergelds gebaut und ist betriebsbereit. Allerdings verweigert die aktuelle Ampel-Regierung die Freigabe zur behördlichen Abnahme, weswegen sie außer Betrieb bleibt.
AfD unterstützt Proteste
Die AfD stellt sich auch darüber hinaus hinter die Demonstranten und deren Anliegen. Dies stellten die beiden Bundessprecher Tino Chrupalla und Alice Weidel bei der Vorstellung ihrer Kampagne „Unser Land zuerst!“ am Wochenende klar (TAGESSTIMME berichtete). Die Menschen im Land müssten infolge des Wirtschaftskrieges gegen Russland unter „exorbitanten Preissteigerungen“ leiden. Die Ampel habe Deutschland in die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg geführt, kritisierte das AfD-Spitzenduo.
Angesichts der Energiekrise und der Teuerungen möchte die AfD das Protestpotenzial der geschundenen Bürger in diesem Herbst auf die Straße holen. Die patriotische Partei lehnt die Verunglimpfung der aufkommenden Proteste ab und stellt sich deutlich hinter die Demonstrations- und Meinungsfreiheit. Dabei sucht die AfD den Schulterschluss mit dem Volk: Am 8. Oktober will sie in Berlin bei einer Groß-Demo „den Protest der Bürger ins Regierungsviertel“ tragen.