Der Klamroth-Hübsch-Voigt-Komplex: Volkssedierung in der ARD

In der Sendung „Hart aber fair“ diskutierten vor wenigen Tagen unter anderem die Journalistin Khola Maryam Hübsch und der CDU-Politiker Mario Voigt über die Frage, ob Deutschland eine konservative Wende braucht. Thema war auch die islamistische Demonstration in Hamburg am vergangenen Wochenende. In seinem Kommentar für FREILICH kritisiert Julian Marius Plutz unter anderem die Relativierungsversuche von Hübsch.

Kommentar von
2.5.2024
/
4 Minuten Lesezeit
Der Klamroth-Hübsch-Voigt-Komplex: Volkssedierung in der ARD

Die Studiogäste bei „Hart aber fair“.

© IMAGO / Future Image

Die Auswirkungen des Konsums von politischen Talkshows des öffentlich-rechtlichen Rundfunks pendeln sich in aller Regel zwischen Selbstkasteiung und der Verschwendung von Lebenszeit ein. Man gewinnt den Eindruck, dass das Zitat der fränkischen Politikerin Doro Bär (CSU), wonach Twitter nur von Politikern, Journalisten und Psychopathen genutzt wird, auch auf das Verfolgen der Fernsehformate wie Maischberger, Lanz und Co. angewendet werden kann.

Wie dem auch sei, es ist mit Schmerzen, Stichwort Kasteiung, verbunden, wenn sich der gemeine Rundfunkbeitragszahler ansieht, was mit seinen Gebühren so alles produziert wird. Nehmen wir „Hart aber fair“. Seit Louis Klamroth seinen Spiritus Rector Frank Plasberg in die „eklig weiße Mehrheitsgesellschaft“ verbannt hat (Zitat: Grüne-Jugend-Chefin Sarah-Lee Heinrich), wirkt das Format auf eine relativ krude Art und Weise infantil. Man möchte jugendlich und instagramable wirken, kommt jedoch nicht über eine gequält kindliche Sendung heraus, die das Ziel einer kollektiven Beschäftigungstherapie eines chronisch einfältigen Landes zu sein scheint.

Scharia? Ganz normal unter Muslimen

Ab und zu muss das Volk eben beschäftigt werden. Und da die Europameisterschaft noch nicht angelaufen ist, muss eben „hart aber fair“ herhalten. Am 30. April war es so weit, als Louis Klamroth, das ehemalige Wunder von Bern, eine Sendung abhielt. „Braucht Deutschland eine konservative Wende“, hieß der Titel. Leider verpasste es die ARD, einen konservativen oder rechten Politiker einzuladen, aber geschenkt. „Menschen machen Fehler, Menschen irren sich“, wusste schon Michael Friedman zu sagen, als er den Konsum von leichten Damen und weißem Pulver zugeben musste.

Mit von der Partie war Khola Maryam Hübsch. Die Frau, die aus religiösen Gründen ihr Kinn verhüllen muss, wurde eingeladen, um den Islam zu repräsentieren. So wie sie auch den Islam als Rundfunkrätin für den Hessischen Rundfunk präsentieren soll. Etwas paradox ist es schon, denn seit 20 Jahren erzählt man uns, dass es den Islam doch gar nicht gibt. Wozu braucht man dann eine Muslima, die etwas vertritt, was es gar nicht gibt?

Es ist verwirrend. Doch noch verwirrender wird es, wenn man sich anschaut, was Frau Hübsch am Abend vor der Walpurgisnacht von sich gegeben hat. Für sie sind „Kalifat“ und „Scharia“ im Islam ganz normale Worte, die zu Kampfbegriffen geworden sind. Das Tragische daran ist, dass sie recht haben könnte. Für viele Muslime ist ein menschenfeindliches Rechtssystem wie die Scharia offenkundig erstrebenswert.

Schmallippiger Mario Voigt

Ebenso wie das Kalifat. Ein Kalifat führt, völlig überraschend, ein Kalif. Ziel dieses Herrschaftssystems ist die Vereinigung zwischen Religion und Politik. Frau Hübsch sagt die Unwahrheit, wenn sie behauptet, das Ziel des Kalifen sei es, „Religion und Staat“ voneinander zu trennen. Der Idealzustand für einen Muslim ist die Ummah. Eine Ummah ist das Konzept einer national- und ethnienübergreifenden Allumfassenheit des Muslimseins, also ein Kalifat mit dem Rechtssystem, das Scharia heißt. Eigentlich einfach.

So hätte auch einer der nicht vorhandenen konservativen oder gar rechten Politiker in der Sendung argumentieren können. Dafür war Mario Voigt, CDU, zugegen. Der Mann, der nicht etwa durch sein politisches Œuvre bekannt geworden ist, das größtenteils entweder unbekannt oder wenn bekannt, dann mittelmäßig ist, sondern dadurch, dass er in Thüringen Gegenkandidat von Björn Höcke ist, gab sich betont schmallippig. So möchte er weder Scharia noch Kalifat haben, und Religion und Politik sind hierzulande getrennt.

Endlich sagt es mal einer! Warum aber seine Partei trotz dieser bahnbrechenden Erkenntnis seit mittlerweile Jahrzehnten jeden Menschen aus islamischen Ländern nach Deutschland lässt, der das Zauberwort „Asyl“ aussprechen kann, verrät uns Mr. Gehacktes Brötchen nicht. Übrigens etablierte sich im mitteldeutschen Bundesland über Jahrhunderte „Thüringer Mett“ als lokale Spezialität, die es sogar bis ins Fränkische geschafft hat. Aber dies nur am Rande.


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Eine „ganz, ganz kleine Minderheit“

Als es bei „Hart aber fair“ dann um die Islamistendemo am vergangenen Sonntag ging, machte Frau Hübsch das, was sie am besten kann, nämlich relativieren: „Wir haben 0,5 Prozent der 6 Prozent in Deutschland lebenden Muslime, die laut Verfassungsschutz als islamistische Gefährder gelten – das ist eine ganz, ganz kleine Minderheit“. Das sind rund 28.000 Muslime, von denen der Staat weiß, dass sie eine radikale Aktionsbereitschaft aufweisen.

Frau Hübsch ist Mitglied der rund 40.000 Mitglieder starken Ahmadiyya-Gemeinde. Das sind zwar keine 0,5 Prozent der rund 6 Prozent in Deutschland lebenden Muslime, aber immerhin 0,8 Prozent. Also eine ganz, ganz kleine Minderheit. Weshalb erdreistet sich Frau Hübsch, über alle Muslime zu sprechen, wo ihre Gemeinde bei vielen Muslimen als nicht-islamisch angesehen wird? Nicht wenige sprechen sogar von einer Sekte.

Weder „hart“ noch „fair“, noch nicht einmal „aber“

Doch Frau Hübsch, die aus religiösen Gründen ihr Kinn verdecken muss, bekommt diesen Spagat hin. Der Vorgänger des aktuellen Kalifen der Ahmadiyya-Gemeinschaft, Hazrat Mirza Tahir, war der Meinung, dass der Verzehr von Schweinefleisch schwul machen würde, während Frau Hübsch diesen in der Sendung „Hart aber fair“ verteidigte. Die Aktivistin lebt übrigens in einer von ihrem Vater arrangierten Ehe. Der Papa hieß früher Paul-Gerhard, bis er zum Islam konvertierte und sich seitdem Hadayatullah nannte. Alles ganz normal.

Alles Fakten, die Louis Klamroth in seiner Sendung hätte ansprechen können. Doch der Moderator blieb beim gewohnten Konzept, bloß nicht zu sehr anzuecken. Ein Teil der Fragen und Teile der Antworten könnten das Volk verstören. So gesehen empfiehlt es sich, zum Montag eine andere Abendgestaltung als das Programm der ARD zu wählen. Denn die Sendung ist weder „hart“ noch „fair“, sie ist noch nicht mal „aber“. Es handelt sich um Volkssedierung, bezahlt, das kann man gar nicht oft genug wiederholen, vom deutschen Volk selbst. Die Show reiht sich ein in eine tiefe Banalität, die der Staatsfunk produziert, der ambitionslos, ideenlos und kopflos daherkommt. Insofern ist eine Einladung von Mario Voigt oder Maryam Hübsch nur folgerichtig.


Zur Person:

Julian Marius Plutz, 1987 geboren, ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Achse des Guten, TheGermanZ und die Jüdische Rundschau.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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