Diese Zahlen belegen den Niedergang Österreichs

Österreich erscheint vielen Menschen als attraktiver Standort. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch, dass Österreich in vielen Bereichen einen negativen Trend erlebt. Neben der Bildung sind auch Bereiche wie Wirtschaft und Politik betroffen. Zudem hat das Land zunehmend mit organisierter Kriminalität zu kämpfen. FREILICH zeigt, in welchen Bereichen Österreich zurückfällt.

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Diese Zahlen belegen den Niedergang Österreichs

Damit hat Österreich zu kämpfen: Sinkende Lesekompetenz, steigende Kriminalität, schlechtere Wettbewerbsfähigkeit

© IMAGO / snapshot

Lesekompetenz sinkt

Seit 2006 wird im Rahmen der „Progress in International Reading Literacy Study“ (PIRLS) das Leseverständnis von Viertklässlern getestet. Dazu erhalten sie Texte, zu denen sie Fragen beantworten müssen. Zusätzlich werden demografische Daten und die Einstellung zum Lesen erhoben. An der Studie 2021 haben insgesamt 57 Länder teilgenommen, davon 24 EU-Länder. In Österreich wurden 2021 rund 4.500 Schüler an 160 Schulen getestet. Das Ergebnis: Österreich erreichte 530 Punkte, was einem Leistungsrückgang von 11 Punkten entspricht. Im internationalen Vergleich schnitten Singapur (587 Punkte), Hongkong (573 Punkte) und Russland (567 Punkte) am besten ab.

Die Entwicklung ist in jedem Fall besorgniserregend. Denn seit der ersten Erhebung im Jahr 2006 (538 Punkte) scheinen die Leistungen kontinuierlich abzunehmen. Eine Ausnahme bilden die Ergebnisse von 2016, als Österreich 541 Punkte erreichte. Die neuesten Zahlen zeigen, dass jedes fünfte Kind in Österreich zur Gruppe der schwachen Leser gehört. Woran liegt das? Laut Studie mit dem sozioökonomischen Status bzw. dem Beruf der Eltern. Weiters geht aus den Zahlen hervor, dass Kinder mit Migrationshintergrund eine schwächere Lesekompetenz aufweisen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Hier beträgt der Leistungsunterschied 52 Punkte.

Organisierte Kriminalität als Herausforderung

Eine negative Entwicklung ist auch bei der Kriminalität zu beobachten. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) wurden im Vorjahr in Österreich insgesamt 488.949 Straftaten angezeigt, was einem Anstieg von 19 Prozent gegenüber 2021 entspricht (2021: 410.957). Im Langzeitvergleich wurde das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht. Im Jahr 2019 wurden 488.912 Anzeigen polizeilich bearbeitet, im Jahr 2020 waren es 433.811. Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: Die Aufklärungsquote konnte im Jahr 2022 mit 52,2 Prozent zum sechsten Mal in Folge auf hohem Niveau gehalten werden. Zudem konnten im vergangenen Jahr insgesamt 302.530 Tatverdächtige ermittelt werden, was einem Plus von 13,3 Prozent im Vergleich zu den 266.979 im Jahr 2021 entspricht.

Ein negativer Trend ist jedoch bei den ausländischen Tatverdächtigen zu verzeichnen. Laut PKS stieg die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen in den letzten zehn Jahren von 85.376 (Jahr 2013) auf 128.594 (Jahr 2022) Personen an, was einem Anstieg von 39 Prozent auf 42,5 Prozent an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen von 2021 auf 2022 entspricht. Die meisten Tatverdächtigen kommen aus Rumänien (14.468), Deutschland (12.919), Serbien (9.965), der Türkei (7.236) und Ungarn (7.159).

Eine der größten Herausforderungen für die heimischen Polizeibehörden war im vergangenen Jahr – wie schon in den Jahren zuvor – die organisierte Kriminalität in Form von Schlepperei. Lag die Zahl der angezeigten Fälle im Jahr 2013 noch bei 3.786, stieg sie in den Folgejahren kontinuierlich an und erreichte 2015 mit 9.759 Fällen ihren vorläufigen Höhepunkt. In weiteren Verlauf entspannte sich die Lage wieder etwas. Seit 2020 ist laut PKS jedoch wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Wurden 2020 noch 1.771 Fälle angezeigt, waren es 2021 bereits 3.570. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich von der Polizei insgesamt 9.186 Anzeigen wegen Schlepperei erstattet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 157,31 Prozent.

Österreich ist nicht sehr wettbewerbsfähig

Auch in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit kann sich Österreich nicht wirklich rühmen. Im Wettbewerbsranking der Lausanner Wirtschaftshochschule IMD ist Österreich im Jahr 2022 auf Platz 20 von 63 Ländern zurückgefallen. Im Jahr 2020 lag die Alpenrepublik noch auf Platz 16, im Jahr 2021 war bereits ein Abstieg auf Platz 19 zu verzeichnen.

Besonders schlecht schneidet Österreich bei der Regierungseffizienz ab, wo ein Absturz von Platz 25 auf Platz 34 zu verzeichnen ist. Von den vier Kategorien bewertet das IMD die Infrastruktur mit Rang 10 noch am relativ besten. Stabil entwickelt sich die Effizienz der Unternehmen, hier liegt Österreich auf Rang 18. Weniger gut wird hingegen die Effizienz des Staates bewertet, hier ist Österreich auf Rang 34 abgerutscht. Bei drei der vier zentralen Wettbewerbsindikatoren liegt Österreich hinter der Schweiz und auch hinter Deutschland. Als wenig wettbewerbsfähig wird das österreichische Steuersystem bewertet (Platz 58 von 63 Ländern).

Zufriedenheit mit Politik geht stark zurück

Die Krisen der letzten Jahre haben nicht nur die österreichische Wirtschaft schwer getroffen, sondern auch die Zufriedenheit der Bürger mit der Politik beeinflusst. Diese ist laut dem Meinungsforschungsinstitut SORA auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2018 gesunken. Bei der im Herbst 2022 durchgeführten Umfrage, an der 2.164 Menschen teilnahmen, gaben nur noch 34 Prozent der Befragten an, dass das politische System in Österreich gut funktioniert. Dem stehen 64 Prozent gegenüber, die der Meinung sind, das System funktioniere nicht, zwei Prozent der Befragten haben die Frage nicht beantwortet. Vor fünf Jahren war die Zufriedenheit um 30 Prozentpunkte höher (64 Prozent). Seither sinkt der Wert aber kontinuierlich.

Auch das Institutionenvertrauen ist im Jahresvergleich gesunken: Der Bundesregierung vertrauen aktuell 33 Prozent (minus neun Prozentpunkte), dem Parlament 38 Prozent (minus acht Prozentpunkte) und dem Bundespräsidenten 53 Prozent (minus sechs Prozentpunkte). Das Vertrauen in Justiz, Polizei und Behörden ist dagegen über die fünf Erhebungsjahre konstant geblieben. Der Vertrauensverlust trifft also in erster Linie die demokratisch gewählten Repräsentationsorgane – das politische System befindet sich in einer Repräsentationskrise. Dies betrifft auch die Parteien: 2018 fanden 13 Prozent der Menschen keine Partei, die ihre politischen Anliegen vertritt, aktuell sind es 38 Prozent.

Verschlechterung des Gesundheitssystems

Neben der Zufriedenheit mit der Politik in Österreich sinkt bei den Bürgern auch die Zufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem. Eine Umfrage des Demox-Instituts im Auftrag des Austrian Health Forum (AHF) vom April 2023 zeigt, dass sich für 59 Prozent der Befragten das Gesundheitssystem in Österreich verschlechtert hat. Als Gründe werden der zunehmende Ärztemangel (42 Prozent), gefolgt von Wartezeiten auf Behandlungen (34 Prozent) sowie der Pflegenotstand (23 Prozent) und eine Zwei-Klassen-Medizin (22 Prozent) genannt. Die mangelnde Verfügbarkeit von Medikamenten sehen vier Prozent als Grund für Unzufriedenheit, drei Prozent nennen ein „mangelhaftes Krisenmanagement“. Schwierigkeiten werden auch darin gesehen, „bei gesundheitlichen Problemen einen Termin bei der zuständigen Stelle zu bekommen“: Nur 39 Prozent empfinden es als leicht, einen Termin zu bekommen, 36 Prozent als schwierig. Bei den mit dem Gesundheitssystem Unzufriedenen sind es sogar 66 Prozent.

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