Forderung nach neuer Landeshymne wegen „Nazi-Hintergrund“
Personen aus Kunst und Kultur halten es „für nicht mehr vertretbar, dass sich Menschen zu den Worten eines Autors mit dieser Vorgeschichte von ihren Sitzen erheben, um dessen Worte mitzusingen“.
St. Pölten. - Ein Personenkomitee, das aus zahlreichen Vertretern der Kunst, Kultur und Wissenschaft besteht, fordert aktuell die Neuausschreibung der niederösterreichischen Landeshymne. Der Grund: Sie erachten den Verfasser der Hymne, Karl Ginzkey, als nationalsozialistisch vorbelastet. Niederösterreich habe mit Ginzkey als einziges Bundesland „einen nationalsozialistisch vorbelasteten Dichter als Verfasser seiner seit den späten 1940er-Jahren infoffiziellen und ab den 1960er-Jahren offiziellen Landeshymne“, hieß es in der Aussendung des Komitees, dem unter anderem Robert Menasse, Doron Rabinovici, Thomas Sautner und Gerhard Ruiss angehören.
Landesrat sieht keine Notwendigkeit für Änderung
„Wir halten es als Vertreter und Vertreterinnen der Kunst, Kultur und Wissenschaft des heutigen Österreich für nicht länger vertretbar, dass die Hymne Ginzkeys bei Kunst-, Kultur- und Wissenschaftspreisverleihungen gesungen wird, wir halten es für nicht mehr vertretbar, dass sich Menschen zu den Worten eines Autors mit dieser Vorgeschichte von ihren Sitzen erheben, um dessen Worte mitzusingen“, wurde betont. Es sei Zeit, mit einer „neuen Hymne in der Gegenwart eines weltoffenen, demokratischen Niederösterreich anzukommen“.
In einem Begleitschreiben richtete sich die Autorengruppe auch direkt an Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). In einer schriftlichen Stellungnahme hielt der unter anderem für die Landesarchive zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) gegenüber noe.ORF fest, dass mit keinem Wort der Hymne „antisemitische oder fremdenfeindliche Andeutungen verbunden“ werden. Mit dem Text werde „einzig und allein die Verbundenheit mit unserer Heimat zum Ausdruck gebracht.“ Daher sehe man auch keinen Anlass, diesen Text abzuändern. Es soll aber dennoch eine wissenschaftliche Aufarbeitung erfolgen, wie er erklärte. Das Landesarchiv soll unter Einbindung einer Historikerkommission unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Stefan Karner mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Person Franz Karl Ginzkey beauftragt werden, so Schleritzko.