Forscher identifizieren „rassistische“ Dinosauriernamen
Im Rahmen einer Studie haben internationale Forscher festgestellt, dass ein Teil der von ihnen untersuchten Dinosauriernamen einen „rassistischen“, „sexistischen“ oder „kolonialistischen Hintergrund“ hat und fordern ein Umdenken und einen „inklusiveren“ Ansatz bei der Benennung künftiger Funde.
Erlangen. – Eine Gruppe von Wissenschaftlern um die Paläobiologin Emma Dunne von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat in einer Studie die Namen von Dinosauriern daraufhin untersucht, ob sie dem heutigen Zeitgeist entsprechen. Dazu analysierten sie 1.500 Namen von Dinosauriern, die im Mesozoikum lebten, also vor 251 bis 66 Millionen Jahren. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass 89 der Namen als „Problemfälle“ gelten, weil sie anstößig sind, so die Forscher.
Viele Deutsche als Namensgeber
Dunne und ihre Kollegen wollten mit ihrer Studie herausfinden, wie viele Sauriernamen „von Rassismus und Sexismus ausgehen und in kolonialen Kontexten oder nach kontroversen Persönlichkeiten benannt sind“. Der erste Dinosaurier wurde 1824 gefunden, der Höhepunkt der Ausgrabungen lag zwischen 1908 und 1920. Es zeigte sich, dass viele der „Problemfälle“ nach deutschen Forschern benannt wurden. Die bisher größte und ergiebigste Dinosaurier-Expedition von 1909 bis 1914, auf der ein Großteil der Dinosaurierforschung bis heute beruht, wurde vom Deutschen Werner Janensch (1878-1969) in Tansania (Ostafrika) durchgeführt. Sie gaben dem 30 Tonnen schweren Dinosaurier „Janenschia robusta“ oder dem 15 Tonnen schweren Koloss „Dicraeosaurus hansemanni“ ihre deutschen Namen. Was die Forscher der Friedrich-Alexander-Universität nun stört: Die Saurier wurden nicht nach einheimischen, also afrikanischen Expeditionsteilnehmern benannt.
Die Studie zeigt auch, dass 87 Prozent der untersuchten Namen, die keine neutralen Bezeichnungen haben, männlich sind. Dunne und ihr Team wünschen sich deshalb, dass die Tiere nach ihrem Aussehen beschrieben werden. Wie „Triceratops“, was „Dreihörniges Gesicht“ bedeutet. „Das Problem ist zahlenmäßig wirklich unbedeutend. Aber es ist wichtig im Zusammenhang mit der Bedeutung der Umbenennung“, sagt Evangelos Vlachos, Co-Autor von Dunnes Arbeit und Paläontologe am Museum für Paläontologie Egidio Feruglio in Trelew, Chubut, Argentinien, und fügt hinzu: „Wir müssen kritisch überprüfen, was wir getan haben, sehen, was wir gut gemacht haben und was nicht, und versuchen, es in Zukunft zu korrigieren.“
Kritik an Studie in Sozialen Netzwerken
Die Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur (ICZN) wehrt sich derweil gegen die politisch korrekte Umbenennung von Arten. Die unabhängige Organisation gibt den sogenannten ICZN-Code heraus, in dem die korrekte Benennung aller Tierarten international geregelt ist. Präsident Thomas Pape ist strikt dagegen, die Zeit zurückzudrehen und Arten umzubenennen, deren Namen heute als beleidigend angesehen werden könnten, und würde Eponyme nicht verbieten, berichtet Apollo News.
In den Sozialen Medien machen sich Nutzer über die Studie lustig, die erst im April im renommierten britischen Fachmagazin Nature erscheinen soll: „Endlich mal Wissenschaft, die konkrete Probleme anpackt“, schreibt einer mit sarkastischem Unterton. „Das ist Satire, richtig“, fragt ein anderer. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Benennung von ein paar Knochen oder eines Käfers nach einem ansässigen Stammesfürsten wirklich mit der angemessenen Begeisterung aufgenommen worden wäre“, heißt es in einem weiteren Kommentar zu der Studie.