Frankfurter Bismarck-Denkmal gestürzt: Politischer Anschlag vermutet
Im Frankfurter Stadtteil Höchst wird die Bronzestatue Otto von Bismarcks vom Sockel gestürzt. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund.
Frankfurt am Main. – Im Frankfurter Stadtteil Höchst ist eine überlebensgroße Bronzestatue des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck mutwillig vom Sockel gestürzt worden. Die Polizei geht von einem politisch motivierten Hintergrund der Tat aus. Nach Angaben der Ermittler sägten Unbekannte an der Statue in der Rudolf-Schäfer-Anlage in der westlichen Altstadt und brachten sie so zu Fall. Die Tat ereignete sich zwischen Donnerstagabend und Freitagmorgen um 7.45 Uhr.
Am Tatort hinterließen die Täter Schriftzüge in roter und weißer Farbe, die sich auf Bismarcks Rolle in der deutschen Kolonialpolitik beziehen. Unter anderem wurde der Sockel mit dem Slogan „Antikoloniale Aktion“ besprüht. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit der Debatte um die koloniale Vergangenheit Deutschlands.
Historische Bedeutung des Denkmals
Die Bronzestatue, die Bismarck mit Pickelhaube, Uniform und Säbel darstellt, wurde 1899 enthüllt und gehört zu den zahlreichen Denkmälern, die nach Bismarcks Tod 1898 von national gesinnten Bürgern gestiftet wurden. Das Denkmal erinnert an Bismarcks Verdienste um die deutsche Einigung und an seine Zeit als preußischer Abgeordneter im Frankfurter Bundestag sowie als erster Reichskanzler des Deutschen Reiches (1871–1890). Im Gegensatz zu vielen anderen Bronzestatuen blieb das Denkmal im Zweiten Weltkrieg erhalten, da es von der nationalsozialistischen Stadtverwaltung als besonders schützenswert eingestuft wurde.
Die AfD-Fraktion im Hessischen Landtag verurteilte die Tat scharf. Frank Grobe, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion, bezeichnete den Vorfall als „Schändung“ des Denkmals und kritisierte eine zunehmende Ideologisierung der Geschichte. In einer Erklärung sagte Grobe: „Straftaten wie die Denkmalschändung in Frankfurt-Höchst sind nur die Spitze des Eisbergs in einem regelrechten Kulturkampf.“
Darüber hinaus forderte die AfD die Landesregierung zu einem besseren Denkmalschutz auf und kündigte an, das Thema im Landtag aufzugreifen. Die Partei verwies auch auf ein Bekennerschreiben, das auf der linksextremen Plattform indymedia veröffentlicht worden sei und eine Verbindung zur „antikolonialen Bewegung“ nahelege.
Weitere Ermittlungen
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, hat aber noch keine Hinweise auf die Täter. Außerdem untersuchen Experten die genauen Schäden am Denkmal und dessen mögliche Restaurierung. Der Vorfall wirft erneut die Frage auf, wie mit historischen Denkmälern umgegangen werden soll, die für umstrittene Aspekte der deutschen Geschichte stehen.