Frankreich: Kunstschule verdunkelt Gesichter von Schülern
Eine Kunstschule in Frankreich veröffentlichte ein Schulfoto auf ihrer englischsprachigen Webseite, das ursprünglich weiße Schüler mit getönter Haut zeigte.
Lyon. Die Emile-Cohl-Kunstschule in Lyon ist seit einigen Tagen der Kritik einiger Twitter-User ausgesetzt. Grund dafür ist die Manipulation eines Klassenfotos, das auf der englischsprachigen Webseite der Schule veröffentlicht wurde, um einen möglicherweise neuen Schulstandort in den USA zu bewerben. Im Vorher-Nachher-Vergleich ist zu sehen, dass die Hautfarbe einiger Schüler dunkler erscheint. Der Schule wird vor allem vorgeworfen, dass sie die Klasse durch die Bildbearbeitung vielfältiger erscheinen lassen wollte, um damit beim Zielpublikum den Eindruck zu erwecken, dass die Schüler unterschiedlicher Herkunft sind. Die mittlerweile abgebrochene Kampagne war primär auf den US-Zielmarkt ausgerichtet.
Hautfarbe mehrerer Schüler getönt
Wenn man die zwei Bilder aus dem Tweet betrachtet, ähneln sie beinahe schon einem Fehlersuchbild. Das linke Bild zeigt das Original, in dem überwiegend weiße Schüler zu sehen sind. Auf der rechten Seite hingegen ist das bearbeitete Bild, das mehrere ursprünglich Weiße nun mit getönter Hautfarbe zeigt. Ein Schüler am rechten Rand der ersten Reihe beispielsweise ist im nachbearbeiteten Foto um einiges dunkler als im Original. Auch der junge Mann am linken Rand der zweiten Reihe weist eine deutlich dunklere Hautfarbe auf als davor.
J'ai vraiment été consternée par cette arnaque lorsque je l'ai lue et par le fait que la direction de l'école #EmileCohl refuse d'assumer sa part de responsabilité, mettant tout sur le dos de l'agence de communication…C'est ça! #mnipulation #blackwashing https://t.co/HIM7b2SIWk
— Pamela Millet (@MilletMouity) September 11, 2018
„Blackwashing“
Einige Schüler haben den Fehler entdeckt und zeigten sich selbst sehr überrascht. Sie warfen der Schule „umgekehrten Rassismus“ vor und nannten diese Form von Diskriminierung „blackwashing“. Den Begriff „blackwashing“ kann man als das Gegenteil von „whitewashing“, einem Begriff aus der Filmindustrie, sehen. Darunter versteht man die Bevorzugung von Weißen, auch wenn Personen mit dunklerer Hautfarbe die gleichen Qualifikationen aufweisen. Weil in diesem Fall die Haut einiger Schüler kurzerhand getönt wurde, wählten sie dafür den Begriff „blackwashing“. Mittlerweile wurde das Bild, das auf der englischsprachigen Webseite der Kunstschule zu finden war, entfernt.
Kommunikationsagentur verantwortlich
Die Schule weist indes alle Rassismusvorwürfe zurück. Auf ihrer Website erklärt sie „keine Bilder manipulieren zu müssen, um Weltoffenheit zu demonstrieren.“ Die Verantwortung für das bearbeitete Bild liegt nach Ansicht der Schule bei der US-amerikanischen Kommunikationsagentur. Diese hatte man engagiert, um einen möglichen Schulstandort in Los Angeles zu bewerben. Damit sei die Agentur letztlich für die angepasste Gestaltung der Webseite an das US-Zielpublikum zuständig gewesen. Die Schule hat den Vertrag mit der Kommunikationsagentur inzwischen gekündigt. Bisher veröffentlichte die Agentur noch keine Erklärung dazu, warum sie das Bild überhaupt erst verändert hatte.