Freibrief: Wiens Queen Elizabeth: Ein Nachruf auf Richard Lugner

Der Baumeister und Opernball-Legende Richard Lugner ist am Montag im Alter von 91 Jahren in seiner Villa gestorben. Zuletzt hatte er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Heimo Lepuschitz würdigt in seinem Nachruf das unverwechselbare Wiener Original, das weit mehr als eine Society-Ikone war.

Heimo Lepuschitz
Kommentar von
12.8.2024
/
2 Minuten Lesezeit
Freibrief: Wiens Queen Elizabeth: Ein Nachruf auf Richard Lugner

Am Montag ist Lugner in seiner Villa in Wien verstorben.

© IMAGO / Daniel Scharinger

Lieber Richard Lugner, Sie waren die Queen Elisabeth Österreichs. Für fast jedes Mitglied der Bevölkerung immer schon da, ein Teil des Landes, ein Original, unsterblich unverwüstlich. Und jetzt brüllt der Society-Löwe auf einmal nicht mehr. Unzählige Nachrufe werden erscheinen, Österreichs selbsternannt elitäre C-Prominenz tränenreich in jedes verfügbare Mikro schluchzen, Sondersendungen auch mit Ihrem Tod noch Quote machen.

Aber Sie waren ja mehr als der PR-Hanswurst, für den Sie viele fälschlicherweise hielten. Halbwaise eines in Russland kriegsvermissten Rechtsanwaltes, der früh Verantwortung übernehmen musste. Dessen Moscheebau und Renovierung des jüdischen Stadttempels für Aufsehen sorgte, der sich mit der katholischen Kirche in Abtreibungsfragen anlegte und der bei Bundespräsidentschaftswahlen fast zehn Prozent der Stimmen erreichte.

Die Queen Elisabeth Österreichs

Ein streitbarer Baumeister im besten Sinne des Wortes, der sich nicht nach dem Zeitgeist richtete, wenn Ihm dieser nicht passte. Der keine Probleme hatte, den Akademikerball der Freiheitlichen zu besuchen, weil Ihm die Freundschaft zum Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer wichtiger war, als die Meinung der Journalisten. Der manchmal über das Ziel hinausgeschossen ist, wie mit seinen Attacken gegen Herbert Kickl, der aber kein Problem damit hatte, sich im persönlichen Gespräch zu entschuldigen.

Ein Mann, der, wie der Autor dieser Zeilen aus eigener Erfahrung berichten kann, geschäftlich ein Vollprofi war und nichts mit dem tollpatschigen älteren Herrn aus der TV-Serie gemein hatte. Da zählte jeder Cent und zwar zu Recht. Knallhart, aber trotzdem fair und in einer großartigen Verhandlungskompetenz aus Wiener Schmäh und ausgefuchstem Geschäftsmann. Ein Marketingenie, zu Zeiten, als man dieses Wort noch gar nicht kannte.

Der Profi hinter dem PR-Image

Sie haben dem Wiener Opernball wieder zu internationaler Prominenz verholfen, auch wenn Ihre Prominenten oft eher dem Verfallsdatum näher waren. Naserümpfend, bestenfalls belächelt von der Wiener High Snobiety und doch haben Sie sowohl altem wie neuem Geldadel die Show gestohlen und damit über die Werbung für Ihre Lugner City auch noch Geld verdient.

Ihr Leben war privat und beruflich von vielen Schicksalsschlägen gezeichnet, die Sie mit Disziplin und Professionalität vor der Öffentlichkeit weglächelten. Sie waren einer der letzten großen Showmaster des deutschsprachigen Raums, wieviele Ihrer Tierchen haben allein durch Sie profitiert. Ihr Zoo, oft eher ein Friedhof der Kuscheltiere. Aber auch ein liebevoller Familienmensch, speziell Ihrer großartig gelungenen Tochter ein liebevoller Vater. Oft von seinem Umfeld enttäuscht und getäuscht, dennoch ein herzensguter Mensch geblieben.

Ein unvergessener Wiener Grantler

Wenn man die gnadenlose Wiener Möchtegern-Society der Earls of Sandwich, also der möchtegernprominenten Buffetabräumer ohne Einkommen und deren Bösartigkeit kennt, dann ist es ein Ritterschlag, dass fast niemand dieser Blase auch hinter Ihrem Rücken schlecht über Sie gesprochen hat. Sie waren liebevoll „der Richard“, der „Mörtel“ und jeder wusste, wer gemeint war.

Lieber Richard Lugner, Sie werden uns fehlen. Sie waren, unendlich positiv gemeint, der lebende Mundl der Gegenwart. Ein Wiener Grantler mit goldenem Herz, jemand, mit dem man lachen und trauern konnte. Wo man manchmal kaum hinsehen konnte und es doch tat, weil es nicht anders ging. Dem man wie dem lieben Augustin nicht böse sein konnte, der die zwei Seiten der Wiener Seele verkörperte wie kein Anderer.

Lieber Richard Lugner, Sie waren ein Wahrzeichen Wiens, diese Stadt hat Ihnen viel zu verdanken. Deshalb mein Appell an die Verantwortlichen dieser Stadt, Sie mit einem Ehrengrab zu würdigen. Leben Sie wohl, Ihr Andenken bleibt.


Zur Person:

Heimo Lepuschitz ist politischer Kommunikationsspezialist und war Medienkoordinator der letzten ÖVP-FPÖ-Regierung. Er ist auf Strategieberatung, Public Affairs und Krisenkommunikation spezialisiert.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.

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