Freilich weiblich: „Wir brauchen keine Gendersternchen“

„Gendern“ soll doch eigentlich der Gleichberechtigung dienen, der Gleichbehandlung, der Anpassung. So zumindest der Tenor der Linken. Alle Menschen sollen gleich sein oder in Folge gleich gemacht werden. Unterschiede darf es keine geben: weder in Hautfarbe, noch in Herkunft oder Geschlecht. Es sei denn, man ist weiß. Dann gilt das nicht mehr. Dann gilt man als Privilegienritter, darf sich kein Urteil mehr über irgendetwas erlauben und muss sich im Umkehrschluss auch noch alles gefallen lassen. Weiß und männlich gilt dann sowieso als Teufelswerk. Ok, Boomer!
Gudrun Kofler
Kommentar von
6.2.2021
/
5 Minuten Lesezeit
Freilich weiblich: „Wir brauchen keine Gendersternchen“

Symbolbild „Gendern“. Coyote III / CC BY-SA [Bild zugeschnitten]

„Gendern“ soll doch eigentlich der Gleichberechtigung dienen, der Gleichbehandlung, der Anpassung. So zumindest der Tenor der Linken. Alle Menschen sollen gleich sein oder in Folge gleich gemacht werden. Unterschiede darf es keine geben: weder in Hautfarbe, noch in Herkunft oder Geschlecht. Es sei denn, man ist weiß. Dann gilt das nicht mehr. Dann gilt man als Privilegienritter, darf sich kein Urteil mehr über irgendetwas erlauben und muss sich im Umkehrschluss auch noch alles gefallen lassen. Weiß und männlich gilt dann sowieso als Teufelswerk. Ok, Boomer!

Kommentar von Gudrun Kofler

So wie es Usus geworden ist, dass Weiße Weißen diktieren, wie man sich Farbigen, politisch korrekt formuliert „PoC“, gegenüber verhalten soll – ohne jedwede Reflexion auf deren eigenes Befinden oder auf die jeweilige Situation – so wollen Menschen darüber bestimmen, wie geschlechterbezogen unsere Sprache sein darf bzw. nicht sein darf. Es sind längst nicht mehr nur Feministinnen, die weibliche Bezeichnungen und schräge Zeichen einfordern.

Nein, es gehört mittlerweile zum „guten Ton“, mit in die Kerbe des Genderwahns zu schlagen. Man erlebt es vor allem auch zunehmend bei Männern, dass sie sich für das Gendern stark machen: Es solle endlich Rücksicht auf Frauen genommen werden, es sei nun an der Zeit und längst überfällig, dass man hier keinen Unterschied mehr mache. Als würde ein *innen irgendetwas über Frauenrechte aussagen. Und damit nicht genug. Es gäbe ja nicht nur Mann und Frau, sondern etliche andere Geschlechter – die Zahl steigt gefühlt täglich. Und durch die Verwendung des generischen Maskulinums in der deutschen Sprache würde man alle Geschlechter brüskieren. Außer Männer natürlich – sagt ja schon das „Maskulinum“.

Linke Hegemonie

Spielt man bei diesem Genderwahn nicht mit, gilt man als „antiquiert“, erzkonservativ, frauenfeindlich und selbstverständlich ultrarechts. Als würde die Art, wie man eine Frau behandelt, mit ihr umgeht und die Wertschätzung derselben per se etwas mit der politischen Richtung, in der man steht, zu tun haben. Aber die Nazikeule passt halt auch bei diesem Thema hervorragend und wunderbar ins Weltbild der Gender-Gutmenschen.

Das Skurrile dabei ist: Man gilt auch als Frau als frauenfeindlich, unsensibel und intolerant, wenn man dabei nicht mitmacht. Meistens bekommt man auch noch zu hören, dass man ja nur deswegen nicht gendere bzw. sich dagegen verwehre, weil man im rechten Milieu ja ohnehin ständig unter toxischer, männlicher Gewalt stehe und sich aus Naivität und Dummheit auch gar nichts dagegen zu sagen traue. Da zeigt der Linke sein wahres Gesicht: Frauenrechte und Respekt gilt nur bis zu jener politischen Grenze, die sie zieht. Und wir wissen, wie weit links – auch noch der Mitte – deren Toleranzgrenze liegt. Doch im Lichte der linken Hegemonie ist alles erlaubt. Vor allem, wenn es um das Abwerten Rechter geht. Und dort sind ihnen auch – und vor allem – Frauen offenbar grad recht. Denken sie ja, dass wir alle nur Heimchen am Herd sind.

Gleichschaltung durch linken Mainstream

Beim Gendern geht es schon lange nicht mehr um Gleichberechtigung. Es ist im Grunde dasselbe, wie jede andere Gleichschaltung, die der linke Mainstream seit Jahren betreibt. Dabei hat Gleichwertigkeit nichts mit Gleichsein zu tun. Es hilft weder einer Frau noch einem Transgender, wenn auf dem Papier von „Lehrenden“ statt „Lehrern“ zu lesen ist oder in Nachrichtensendungen deutsche Sätze gestottert werden müssen, weil der sogenannte „Gender-Gap“ („Zuseher_innen“) eine Pause in der Sprechweise verlangt. Doch das sind die Dinge, die man dort nicht hören will. Schon gar nicht von rechter Seite. Wo man sogar uns Frauen die Fähigkeit abspricht, sich an der Gender-Diskussion zu beteiligen. So viel zum Thema Gleichbehandlung, die offenbar beim klischeehaften blonden Zopf aufhört, es sei denn, er gehört Greta Thunberg.

Stattdessen will man verpflichtendes „Gendern“ mit allen Mitteln durchsetzen.

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An dieser Stelle gilt es zu erwähnen, dass schon allein das Wort „gendern“ sich sowohl furchtbar liest, als auch anhört. Da es jedoch kein Pendant dazu im Deutschen gibt, worüber man im Grunde ja auch ganz froh sein muss, habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, es als den Fremdkörper, das es ja in vielerlei Hinsicht ist, zu gebrauchen, auch als solchen zu betonen und mache es mir zur Freude, es wie ein deutsches Verb zu flektieren und weitere (ungegenderte) Wortschöpfungen zu bilden, um die „Genderanten“ zur Weißglut zu bringen. Schon allein das Wort selbst macht ja den Irrsinn deutlich, den der ganze Wahn darum mit sich bringt.

Seit einigen Jahren schon gibt es Tendenzen, dass in Abschlussarbeiten an Universitäten verpflichtend „gegendert“ werden muss. So etwa an der der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Innsbruck, wo die sogenannte Generalklausel („Zur besseren Lesbarkeit werden personenbezogene Bezeichnungen, die sich zugleich auf Frauen und Männer beziehen, generell nur in der im Deutschen üblichen männlichen Form angeführt.“) schon gar nicht mehr erlaubt (sic!) ist. Daneben gibt es in nahezu jedem Studiengang teilweise verpflichtende Gender-Lehrveranstaltungen und „Gender-Studies“ gelten mittlerweile sogar als eigene Wissenschaft. Dass dieser Umstand so nicht stimmen kann, erschließt sich schon allein daraus, dass es das Wesen einer Wissenschaft ist, sich ständig selbst in Frage zu stellen, was die „Gender-Studies“ in keiner Weise machen, im Gegenteil. Sie stellen sich über alle anderen.

Auch Duden betroffen

Nichtsdestotrotz ist es leider Tatsache, dass diese Unart mittlerweile schon Einzug in unser Bildungssystem gehalten hat und sich weiter manifestieren wird. Zu allem Überfluss ist nun auch noch der Duden-Verlag offiziell auf den linken Gender-Zug aufgesprungen, was in Anbetracht der Tatsache, dass es diese gekünstelten Worte und Zeichen in der deutschen Sprache nicht gibt und die Schreibweise außerdem orthografisch und morphologisch schlicht inkorrekt ist, umso verstörender und unverständlicher.

Der Duden soll zukünftig geschlechtsneutral werden und steht kurz vor einer Reform. Neben der kürzlich bereits erfolgten Aufnahme der Worte „Gendersternchen” und „genderneutral” gibt es im Duden nun auch Hinweise zu gendergerechter Sprache und verschiedenen Möglichkeiten, z.B. zur Verwendung des Gendersternchens (Lehrer*innen). Das Online-Wörterbuch soll weiter „in gendersensibler Sprache“ überarbeitet werden. 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen werden so geändert, dass es zukünftig statt des einen Eintrags zwei geben soll, nämlich die männliche und die weibliche Bezeichnung. So wird künftig neben Lehrer bspw. der Hinweis „Substantiv, maskulin“ stehen. Lehrer ist also künftig nicht mehr die Bezeichnung für eine Lehrperson, wie es das generische Maskulinum in der deutschen Sprache seit jeher vorsieht, sondern nur mehr die Bezeichnung für eine männliche Lehrperson. Dementsprechend wird es dann auch ein eigenes weibliches Substantiv dazu geben.

Der Duden-Verlag meinte dazu, „man wolle die Bedeutungsangaben präzisieren, die männlichen Formen seien nie geschlechtsneutral gewesen.“ Immerhin gibt es als Hoffnungsschimmer doch immense Kritik dazu aus der Sprachforschung und Stimmen, die bemängeln, dass „die Duden-Redaktion dem aktuellen politischen Gender-Unsinn offenbar auch schon vollends verfallen“ sei.

Echte Gleichberechtigung

So ist es. Dennoch macht diese Entwicklung deutlich, wo die Gesellschaft sich hinbewegt. Eine weitere Meinungsdiktion von links, die mit Zwang durchgesetzt werden soll. Statt sich über solch sinnlosen Dinge den Kopf zu zerbrechen und sprachliche Regeln und Normen aus dem Boden zu stampfen, sollte man sich überlegen, wie man Frauen wirklich unterstützen könnte.

Wir brauchen keine Gendersternchen, keine künstlichen weiblichen Bezeichnungen, keine Gutmensch*innen, die uns sagen, was wir zu wollen haben. Und: Wir brauchen auch keine Quote! Wir brauchen einen Staat, der uns echte Wahlfreiheit bietet, Strukturen, damit wir Frauen uns nicht zwischen Familie, Beruf und Studium entscheiden müssen und dies oft auf Kosten der Familie geht. Wir brauchen echte Gleichberechtigung – ohne Sternchen und *innen!

Zur Person:

Gudrun Kofler wurde 1983 in Südtirol geboren. Sie ist Mutter von zwei Kindern, brennt für Politik, Recht und die deutsche Sprache und lebt mit ihrer Familie in Nordtirol.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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