Georg Restle: „Warum die Stadien nicht fluten mit Tausenden Regenbogenflaggen?“
Nächsten Monat beginnt in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft. Im selben Monat feiern aber auch viele tausend Menschen den „Pride Month“. Ein aktueller Aufruf von Monitor-Moderator Georg Restle könnte dafür sorgen, dass auch in den Fußballstadien mehr Zeichen für die LGBTQ-Bewegung sichtbar werden.
Berlin. – In wenigen Tagen ist es wieder soweit – weltweit feiern tausende Menschen den so genannten Pride Month. In Deutschland steht der Juni aber nicht nur im Zeichen der LGBTQ-Bewegung, sondern auch im Zeichen des Fußballs. Denn im Juni beginnt auch die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Der Journalist Georg Restle, bekannt als Moderator des Politmagazins Monitor, will dies zum Anlass nehmen, gemeinsam mit allen Fußballfans ein Zeichen „gegen die wachsende Homophobie im Land“ zu setzen und die Stadien mit Regenbogenfahnen zu fluten.
„Gesellschaftliches Klima hat sich verschärft“
„Eigentlich eine tolle Idee: Ein Gruppen-Coming-out für Sportler. Auch um eine der letzten Tabuzonen für Homosexualität aufzubrechen: Den männlichen Profifußball“, schreibt Restle in seinem Kommentar in Bezug auf die Initiative „Sports Free“, die laut eigenen Angaben einen Rahmen schaffen will, der es den Sportlern leichter mache, sich zu outen. „Das Ergebnis ist erstmal ernüchternd, aber auch wenig überraschend. Der Profifußball ist offenbar immer noch nicht so weit. Kein Wunder: Solange es in Fußballstadien immer noch homophobe Sprechchöre gibt. Solange der DFB einknickt, wenn es ernst wird – wie bei der WM in Katar, wo eine kleine Regenbogenbinde schon zu viel des Guten war. Ich kann gut verstehen, dass da einige immer noch zögern, trotz starker Vorbilder wie Thomas Hitzlsperger“, so Restle.
Es sei eben „nicht so einfach: nicht im Fußball, nicht in der Gesellschaft“, erklärt der Moderator. Klar hätten sich die Gesetze geändert: die Ehe für alle, die rechtliche Gleichstellung. Aber die Angriffe würden bleiben: „Ob von Rechtsextremisten, ob von religiösen Fanatikern: Die Übergriffe gegen queere Menschen sind im letzten Jahr erneut stark angestiegen, wie der Lesben- und Schwulenverband heute mitteilte. Das gesellschaftliche Klima habe sich deutlich verschärft.“
Restle will „stärker, sichtbarere Zeichen“
Man müsse sich also nicht wundern, dass Fußballer noch zurückschrecken vor einem Coming Out, so Restle in seinem Kommentar. „Da reichen offenbar auch keine schwulen Fanclubs oder Queer-Beauftragte. So gut und wichtig das alles ist: Da braucht es noch stärkere, sichtbarere Zeichen. Ich hätte da einen Vorschlag: Nächsten Monat beginnt in Deutschland die Fußball-EM. Warum die Stadien nicht fluten mit Tausenden Regenbogenflaggen? Als gemeinsames Zeichen aller Fußballfans, auch um all denen den Rücken zu stärken, die sich heute noch nicht trauen. Das wäre ein deutliches Signal gegen die wachsende Homophobie im Land. Eines, das über Deutschland hinaus nach ganz Europa gesendet werden würde: auch nach Ungarn oder in die Türkei, wo es queere Menschen noch viel schwerer haben als hier bei uns. Schwule Fußballer eingeschlossen.“