Glorifizierung der Mutter- und Hausfrauenrolle: BR warnt vor „tradwives“

In den letzten Jahren hat das Phänomen der „tradwives“, also der traditionellen Frauen, auch in den Medien Aufmerksamkeit erregt. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang kritisiert, dass sich diese Frauen zu sehr am Idealbild der heterosexuellen Familie orientieren und die Frauen in eine finanzielle Abhängigkeit von ihren Männern bringen würden – so auch in einem Bericht des BR, der sich mit der Frage beschäftigte, inwieweit dieser „Trend“ problematisch sei.

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Glorifizierung der Mutter- und Hausfrauenrolle: BR warnt vor „tradwives“

Mutter und Kind beim Backen in der Küche. (Symbolbild)

© IMAGO / Westend61

In den letzten Jahren ist in den Sozialen Medien vermehrt von „tradwives“ die Rede. Manche verstehen darunter traditionelle Hausfrauen, andere ziehen eine Trennlinie zwischen „traditionell“ und „Hausfrau“. Für manche Frauen, die sich selbst als „tradwives“ bezeichnen, spielen Religion und das Bekenntnis zu konservativen Werten eine wichtige Rolle, um wirklich als „tradwife“ zu gelten. Ansonsten ist man „nur“ eine Hausfrau, die genauso gut ganz gegensätzliche Werte vertreten könnte. Dem Phänomen, das besonders in den Sozialen Medien sehr präsent ist, widmete der BR nun einen eigenen Beitrag, in dem er der Frage nachgeht, wie „problematisch“ der „Hausfrauen-Trend“ ist.

Überspitzte und humorvolle Darstellungen

„Tradwives“ würden in ihren Beiträgen in den Sozialen Medien das Leben als Hausfrau und Mutter glorifizieren, „in dem sie ihre persönliche Erfüllung sehen und dafür oft auf eine berufliche Karriere verzichten“, heißt es in dem Bericht des BR. Als Beispiel nennt der BR Carolina Tolstik, für die die „typischen Hobbys“ der Deutschen nichts seien. Darunter versteht die Influencerin, die auf Instagram über 19.000 Follower hat, laut BR Gendern und sich auf die Straße kleben. „Angefangen hat das Ganze, als ich Teile meines Alltags verfilmt und in den sozialen Medien geteilt habe – das Ganze immer sehr überspitzt und humorvoll dargestellt. Und plötzlich ist eine riesengroße Welle aufgetreten. Viele fanden das ziemlich interessant. Ich spiel' auch bewusst ein bisschen mit der Provokation. Aber ich merke, dass sehr viel Zuspruch von den Leuten kommt“, sagt Carolina Tolstik im Gespräch mit dem BR.

„'Tradwives' sind antifeministisch“

Das Phänomen der „tradwives“ wird mittlerweile auch in wissenschaftlichen Arbeiten untersucht. So hat Rosi Dukek das Thema in ihrer Masterarbeit im Fach Gender Studies an der Universität Wien analysiert. Dabei stellte Dukek eine Verbindung zwischen dem Trend der „tradwives“ und der rechten Szene fest, heißt es im BR-Bericht weiter. Der gemeinsame Nenner sei der Kampf gegen den Feminismus. Gleichzeitig seien viele „tradwives“ der Meinung, dass die Gleichberechtigung längst erreicht sei und es eine natürliche, gottgegebene Geschlechterordnung gebe. „Das ist antifeministisches Verhalten, weil sie sagen: Frauen sind toxisch und die Männer sind die wahren Opfer“, so Dukek.

„Tradwives“ würden sich zudem zu sehr am Idealbild der heterosexuellen Familie orientieren und Frauen dazu verleiten, sich in finanzielle Abhängigkeit vom Mann zu begeben. Zudem sei das Leben als „tradwife“ nur für privilegierte Gesellschaftsschichten möglich, da diese Lebensform voraussetze, dass der Mann genug verdiene, um die Familie allein ernähren zu können.

Experten sehen eine Art „Eskapismus“

Warum sich manche Frauen dennoch wieder zunehmend auf die Rolle der Hausfrau und Mutter konzentrieren, erklärt die Expertin für Soziale Medien, Sarah Spitzer, im Interview mit der Welt mit der Sehnsucht nach Stabilität. Der Rückzug auf eine klare Rollenverteilung sei eine Art „Eskapismus“, um das Leben zu entschleunigen.

Tolstik, die mit ihrem Freund auf Mallorca lebt, grenzt sich unterdessen klar von antifeministischen Aussagen und rechten Ideologien ab, bezeichnet sich selbst sogar als Feministin: „Der Feminismus steht dafür, dass jede Entscheidung der Frau respektiert und akzeptiert wird und darunter fällt eben auch die Entscheidung, Hausfrau zu sein. Dafür bekomme ich unheimlich viel Zuspruch von Frauen, die wirklich Hausfrauen sind. Die sagen: Mein Job ist auch ein Job und mein Job endet nicht um fünf Uhr nachmittags, sondern geht den ganzen Tag weiter“, so Tolstik. Sie sei – auch als Hausfrau – auf Augenhöhe mit ihrem Freund.

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