Höcke in Grimma: Heimatlieder und ein Blick in die Zukunft
Erstmals nach dem abschließenden Parteiausschluss Kalbitz ging es wieder mit Björn Höcke auf die Straße. Und für die Zukunft in eine klare Richtung.
Ein Leserbericht vor Ort
Grimma. – Für den vergangenen Freitag lud der sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Jörg Dornau zum Volksliedersingen mit anschließender Kundgebung im nahe Leipzig gelegenen Grimma. Besondere Brisanz bekam die Veranstaltung durch die bereits Anfang August verbreitete Ankündigung neben Björn Höcke werde auch Andreas Kalbitz einen Redebeitrag leisten. Durch seinen in der Zwischenzeit rechtskräftig gewordenen Parteiausschluss war dies jedoch sehr fraglich und hätte wohl eine neue Eskalationsstufe für den innerparteilichen Konflikt bedeutet. Der ehemalige Brandenburger AfD-Landeschef trat also nicht auf.
Gegen „Corona-Diktatur“ und „Klima-Sozialismus„
Unter kaum vernehmbaren Rufen der Gegendemonstranten begann gegen 18 Uhr die unter dem Motto „Freiheit statt Klima-Sozialismus“ stehende Versammlung. Zwischen Heimatliedern wie dem Steigerlied, „Märkische Heide“ und dem Rennsteiglied kam dabei unter anderem Parteiprominenz wie die Bundestagsabgeordneten Jens Maier und Stephan Brandner zu Wort. Außer vereinzelten Zwischenrufen und einem zynischen Kommentar des Bundesvorstandsmitglieds Brandner über seine Kollegen, deutete nichts auf die Machtkämpfe und Skandale der letzten Monate hin. Selbst Maier, der in den letzten Wochen kaum eine Gelegenheit ausließ, den von AfD-Chef Jörg Meuthen eingeschlagenen Kurs zu kritisieren und sich hinter den ehemaligen Brandenburger Fraktionsvorsitzenden zu stellen, ging es an diesem Abend um andere Themen. Eine Analyse über die fehlende Volksnähe der etablierten Parteien und die daraus resultierende Klimapolitik stand stattdessen auf seinem Plan.
Um etwa 18:40 Uhr betrat unter großem Applaus Björn Höcke den Grimmaer Marktplatz – alleine. Ganz anders als noch zuletzt in Altenburg, bei der er mit der Ansage „Einigkeit macht stark“ und großer Symbolwirkung Arm in Arm mit Kalbitz auf die Bühne posierte. Dort hatte man noch die klare Botschaft, man befinde sich in einem Kampf, den man nie haben wollte, man aber dennoch ausfechten müsse und werde, ausgesendet. Doch an diesem Abend richtete auch er den Fokus auf das, was größer und wichtiger ist als einzelne Personen. Der Thüringer sprach betont immer wieder von der AfD als Gesamtpartei und wählte Themen über die innerparteilich größtenteils Konsens herrscht. Merkel müsse weg, die Einschränkung der Grundfreiheiten sei nicht länger hinnehmbar, die Meinungskorridore verengen sich, hieß es. Auch mit scharfer Rhetorik hielt er sich merklich zurück.
Der Wille zur Einheit
Alles wirkte wie ein Appell an die Einigkeit und daran, sich wieder dem zu widmen, was in der Macht des Einzelnen liegt. Kurzum: gerade jetzt das große Ganze im Blick zu haben.
Und so endete diese Veranstaltung als ein im Kontrast zu den letzten Wochen versöhnliches und einendes Zeichen in die Partei, das sicher weitaus mehr als die etwa 200 anwesenden Personen genauer betrachten werden.