Impfdurchbruch auch bei Stoiber: Fallzahl bei „Vollimmunisierten“ steigt
Die Sorge um sogenannte „Impfdurchbrüche“ wird immer größer. In einigen Regionen machen die Personen, die sich nach zwei Impfungen trotzdem mit dem Coronavirus infizieren, mittlerweile einen erklecklichen Anteil der Fallzahlen aus. Nun erwischte es auch Bayerns Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU).
München. – Wie mehrere deutsche Medien übereinstimmend berichten, befindet sich Stoiber (80) seit vergangenem Wochenende in Quarantäne. Derzeit habe der CSU-Altpolitiker leichte Symptome, unter anderem einen trockenen Husten. Stoiber empfing seine beiden Dosen des „Astra Zeneca“-Serums im März und Juli. Damit reiht er sich in die länger werdende Liste öffentlicher Personen, bei denen eine zweifache Impfung nicht vor der Ansteckung zu schützen vermochte.
Impfdurchbruch auch bei Salzburg-LH Haslauer
Erst vor drei Wochen erlitt der amtierende Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) das gleiche Schicksal. Obwohl seine Zweitimpfung ebenfalls erst im Juni stattfand, produzierte er zu Anfang des Monats nach entsprechenden Symptomen einen positiven Test. Ebenfalls als Impfdurchbruch galten in der Salzburger Landespolitik zudem SPÖ-Chef David Egger sowie weitere rote Landespolitiker. In der Folge entbrannte eine öffentliche Debatte über die Wirksamkeit der von der Bundesregierung als „Game-Changer“ verkauften Corona-Impfung.
Im benachbarten Tirol füllten schon zu Monatsbeginn doppelt geimpfte Personen ein Drittel der belegten Intensivbetten. Den Verantwortlichen war wichtig, darauf hinzuweisen, dass allerdings nicht alle wegen Corona dort lägen. In der Risikogruppe über 60 Jahren beträgt der Anteil „vollimmunisierter“ Personen unter den Covid-Neuinfektionen zuletzt knapp 61 Prozent. Damit ist dieser Wert zwar unter der Impfquote in diese Alterskohorte – allerdings nicht im von den Befürwortern der Impfkampagne erhofften Ausmaß.
Debatte um Wirksamkeit läuft auf Hochtouren
Eine ähnliche Situation beschäftigt auch in Deutschland die Öffentlichkeit. In Weimar ist der Anteil an doppelt geimpften Personen unter den im Krankenhaus behandelten Corona-Patienten dermaßen hoch, dass der parteilose Oberbürgermeister Peter Kleine anwies, diese Zahl nicht mehr zu publizieren. Er begründete dies damit, dass viele mit und nicht wegen Corona im Krankenhaus wären. So verzerre die Angabe „die Realität jedoch deutlich“ und spiele „Corona-Leugnern und Impfgegnern in die Hände“. Detail am Rande: Deutsche gelten erst zwei Wochen nach dem Zweitstich statistisch als geimpft.
Auch in Deutschland häuften sich Fälle prominenter Persönlichkeiten, die sich trotz Zweifach-Impfung ansteckten. Für Aufsehen sorgte der Fall der Musikerin Patricia Kelly. Diese ist genesen und doppelt geimpft – und landete nun infolge einer Corona-Infektion im Krankenhaus. Erklärt wird das damit, dass die Zahl der Impfdurchbrüche nur deshalb so hoch sei, weil man im Land eine hohe Impfquote habe. Daten aus Israel ließen indes schon vor Monaten befürchten, dass der vermeintlich „volle Impfschutz“ bereits nach wenigen Monaten auf unter 50 Prozent abfallen kann.
Vollständige Impfserie erst nach drei Dosen?
Infolge entsprechender Erkenntnisse empfiehlt mittlerweile auch das Nationale Impfgremium eine dritte Impfung zur Erreichung einer vollständigen Impfserie. Trotz reger Werbung für die „Booster“-Impfung ist dieses allerdings bislang ein relativer Ladenhüter. Erst vor wenigen Tagen überschritt man die Schwelle von 200.000 Auffrischungen. Mittlerweile richteten mehrere Bundesländer einen eigenen Rechner ein, an welchem Datum die Menschen sich den Drittstich holen sollen. Die deutsche STIKO hingegen empfiehlt eine Nachimpfung bislang nur für ältere Menschen und Risikogruppen.
Angesichts der drohenden Neudefinition, dessen, wer als vollständig geimpft gilt, befürchten Kritiker neue statistische Tricks. Ein Beispiel hierfür gibt es in Israel, wo der Grüne Pass mittlerweile nur mehr nach drei Impfungen gilt – oder wenn der Zweitstich weniger als sechs Monate her ist. Dadurch fiel auch die offizielle Impfquote ab. Auch in Österreich wandert der offizielle Sprachgebrauch mittlerweile bei zwei Dosen von „voll-“ auf „grundimmunisiert“. Im Sinne des Grünen Passes wurde die Gültigkeit des Zertifikats wiederum erst vor wenigen Wochen auf ein Jahr verlängert. Ob zweifach Geimpfte dennoch bald in Statistiken als „nicht vollständig geimpft“ zählen, bleibt abzuwarten.