Jungfräulichkeit als „hohes Gut“: Clan-Aussteigerin packt aus
Latife Arab gehörte lange Zeit einer Familie an, die für schwere Straftaten bekannt war. In ihrem Buch erzählt sie, wie sie gequält und zwangsverheiratet wurde, wie Kriminalität zum Alltag wurde, aber auch, wie es ihr gelang, mit ihren Kindern aus diesen Strukturen auszubrechen.
Latife Arab, eine Frau aus einer bekannten arabischen Großfamilie, spricht im Interview mit der Welt offen über ihre Erfahrungen in einem kriminellen Umfeld, in dem sie Zwangsheirat, Misshandlungen und Morddrohungen erlebte. Arab erzählt von sechs gescheiterten Fluchtversuchen, bei denen sie zum Teil mit Gewalt zurückgeholt wurde. Dennoch gelang es ihr, sich aus den toxischen Familienstrukturen zu befreien. Arab wurde 1980 in der Türkei geboren, doch ihre Eltern, die libanesische Wurzeln haben, zogen später nach Deutschland, wo sie im Ruhrgebiet aufwuchs. Bereits mit 17 Jahren wurde sie gegen ihren Willen verlobt, die Ehe scheiterte später. Heute lebt sie mit ihrem deutschen Partner in Berlin.
Arab gewährt in ihrem Buch erstmals Einblicke in das Innenleben solcher Großfamilien, die nicht nur durch kriminelle Machenschaften, sondern auch durch archaische Wertvorstellungen Schlagzeilen machen. Die Rolle der Frauen in diesen Familien beschreibt sie als unterdrückt und von Gewalt geprägt, ohne wirkliche Freiheiten und Rechte.
Jungfräulichkeit als „hohes Gut“
Im Gespräch mit der Welt spricht Arab über die Mechanismen dieser Familienstrukturen. Sie beschreibt, wie Frauen dazu erzogen werden, ihre Rolle zu akzeptieren und sich anzupassen, da ein Aufbegehren schwerwiegende Konsequenzen haben könnte. Arab erklärt, dass Frauen in diesem Umfeld oft keine Möglichkeit haben, sich zu befreien, da sie von klein auf isoliert und abhängig gemacht werden. Heiratszwang und die Festlegung des „Wertes“ einer Frau durch die Familie sind Themen, die Arab anspricht. Sie erzählt, wie sie selbst zwangsverheiratet wurde und wie diese Praktiken auch heute noch existieren, wenn auch zu höheren „Preisen“. Jungfräulichkeit gilt als essenziell und Frauen, die dagegen verstoßen, müssen mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen.
Arab geht auch auf die Rolle der Religion, insbesondere des Islam, in diesen Strukturen ein. Sie erklärt, wie die Religion von den männlichen Familienmitgliedern interpretiert und benutzt wird, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, während die Frauen unterdrückt werden. Ihr persönlicher Ausstieg aus dieser Welt war geprägt von Gewalt und Bedrohung, aber auch von Mut und Entschlossenheit. Sie erzählt von ihrem letzten Fluchtversuch, bei dem sie von ihrem gewalttätigen Ex-Mann misshandelt wurde, bevor sie schließlich den Schritt wagte, sich zu befreien.
Arab betont im Interview, wie wichtig es ist, Frauen zu unterstützen, die aus solchen Familien fliehen wollen. Sie erklärt, dass Frauenhäuser zwar Zuflucht bieten können, aber nicht die nötige Hilfe, um sich vollständig aus diesen Strukturen zu befreien. Privatpersonen, die bereit sind zu helfen, spielen eine entscheidende Rolle. Trotz ihrer Flucht lebt Arab weiterhin in Angst vor ihrer Familie und den möglichen Konsequenzen. Dennoch bereut sie ihren Schritt nicht und ist stolz darauf, ihr Schweigen gebrochen und ihre Geschichte öffentlich gemacht zu haben, um anderen Frauen Mut zu machen.
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