Kammerkonzert oder doch eher Konfliktscheue? Wiener Verein sagt Tumult-Forum ab
Das für Freitag geplante Forum der Zeitschrift Tumult im Wiener Renn-Verein wurde kurzfristig abgesagt. Die Begründung erscheint absurd.
Wien. – Vom 20. bis 24. November findet in Wien die „Buch Wien“ statt, die den Besuchern neben tausenden Neuerscheinungen auch Bühnengespräche, Podiumsdiskussionen und Vorträge von hunderten deutschsprachigen und internationalen Autoren bietet. Auch das deutsche Tumult-Magazin von Herausgeber Frank Böckelmann stellt auf der Messe aus. Ein für den heutigen Freitag geplantes Forum des Magazins im Wiener Renn-Verein findet hingegen nicht statt. Es wurde kurzfristig und wohl unter fadenscheinigen Gründen abgesagt, so der Herausgeber.
Kammerkonzert als Absagegrund
Wie Böckelmann gegenüber FREILICH erklärte, sei das Tumult Forum Anfang September angemeldet worden und hätte im „Grünen Salon“ des Palais Esterházy stattfinden sollen. Vor wenigen Tagen habe man jedoch erfahren, dass zeitgleich ein Kammerkonzert im angrenzenden „Empire“-Saal stattfinden solle. Diese Beschallung hätte den Vortrag, die Diskussion und die musikalische Umrahmung des Forums stark beeinträchtigt, so die Veranstalter. Das Forum müsse daher abgesagt werden. Böckelmann sieht darin aber kein rein organisatorisches Versehen. „In Telefongesprächen wurde uns mitgeteilt, dass es von Seiten des Präsidiums Bedenken gebe hinsichtlich des Auftritts von Tumult in den Räumlichkeiten des Renn-Vereins“, so Böckelmann.
„Konfliktscheu sitzt tief“
Der Herausgeber der Zeitschrift zeigt sich jedenfalls enttäuscht, denn der Wiener Renn-Verein sei eigentlich „ein respektabler Klub freisinniger Geister gut konservativen Zuschnitts“. Er scheine aber „Anwürfe linksgrüner Gesinnungswächter zu befürchten und seine Zusage daher zu bereuen“.
Die Konfliktscheu sitze offenbar so tief, dass es keine Rolle spiele, was angekündigt war, „nämlich ein Vortrag des jungen Philosophen Jan Juhani Steinmann über die geistesgeschichtlichen Hintergründe der Entwicklung zum Transhumanismus“, kritisiert Böckelmann. Eine Anfrage von FREILICH an den Wiener Renn-Verein zur Absage der Veranstaltung blieb trotz Nachfrage unbeantwortet.