„Kill All The White Man“: Umstrittene Liedzeile auf SPÖ-Veranstaltung

Für Aufregung in sozialen Medien sorgt derzeit ein kommentierter Videomitschnitt von den Maifeierlichkeiten der Wiener SPÖ. Besonders brisant: dabei soll im Rahmenprogramm auch ein Lied gespielt worden sein, dessen Text dafür tauglich ist, zur Gewalt an europäischstämmigen Menschen aufzurufen. 
/
/
2 Minuten Lesezeit
„Kill All The White Man“: Umstrittene Liedzeile auf SPÖ-Veranstaltung

Symbolbild (Tag der Arbeit 2013): SPÖ Presse und Kommunikation via Wikimedia Commons [CC BY-SA 2.0]

Für Aufregung in sozialen Medien sorgt derzeit ein kommentierter Videomitschnitt von den Maifeierlichkeiten der Wiener SPÖ. Besonders brisant: dabei soll im Rahmenprogramm auch ein Lied gespielt worden sein, dessen Text dafür tauglich ist, zur Gewalt an europäischstämmigen Menschen aufzurufen. 

Das Lied, welches im Mitschnitt von FPÖ-TV nach etwa einer Minute ertönt, heißt „Kill all the White Man“ [sic!] und stammt von der US-amerikanischen Ska-/Punkband NOFX. Das Stück aus dem Jahr 1992 hat durch seinen plötzlichen Übergang von einer Reggae-ähnlichen Spielart zu schnellerem Hardcore-Punk hohen Wiedererkennungswert. Das Lied wird aus der Sicht eines schwarzen Kariben erzählt. Aus Sicht der Band ist es aber satirisch zu verstehen – handelt es sich bei den Mitgliedern doch selbst sämtlich um weiße Männer.

Missverständlicher Text – zweierlei Maß?

Für Verwunderung sorgt der bei Konzerten beliebte Gassenhauer aber nun durch seine potentiell missverständliche Verwendung im Zuge eines politischen Feiertages. Das Lied soll während eines Fackelzugs der Sozialistischen Jugend am Vorabend gespielt worden sein. Bei eingehender Betrachtung des Liedtextes handelt es sich in weiten Teilen um das Motiv der Klage über die einstige weiße Landnahme. Allerdings könnten Menschen ohne Kenntnis des tieferen Kontextes die wiederkehrende Titelzeile als Aufforderung missverstehen. In diesem Zusammenhang sorgt gerade die traditionell große Beliebtheit der roten Partei in Wien bei Menschen mit Migrationshintergrund für potentielle Spannungsfelder.

Überraschend ist die Verwendung eines derartigen Liedtextes durch der Sozialdemokratie nahestehende Organe auch vor dem Hintergrund der jüngsten Liederbuch-Affären im burschenschaftlichen Milieu. Im Januar wurde dem freiheitlichen Spitzenkandidaten in Niederösterreich, Udo Landbauer, die geschwärzte Strophe eines satirischen Volkslieds im Liedgut einer Mittelschulverbindung zum Verhängnis. Kurze Zeit später wollten mehrere Medien im Liederbuch einer Wiener Burschenschaft eine „SS-Liedzeile“ erkennen. Tatsächlich stellte sich dies aber als 200 Jahre altes Lied heraus – Die Tagesstimme berichtete.

Südafrika: „Kill the Boer“

Eine Parallele, wie ein Lied außerhalb seines Kontexts tatsächlich zu Gewalt gegenüber Menschen mit vorwiegend weißer Hautfarbe führt, findet sich seit Längerem in Südafrika. Das Lied „Kill the Boer“ galt einst als Hymne des schwarzen Widerstands gegen die Apartheid. Das Lied erfreut sich wegen seines eingängigen Rhythmus und seines sozialkritischen Ursprungs bei schwarzen Jugendlichen einiger Beliebtheit. Dabei ist es längst kein rein historisches Liedgut mehr. Immer wieder erschüttern brutale Mordfälle auf Farmen im südafrikanischen Hinterland. Jährlich geschieht dies mehrere hundert Male.

Für weltweite Bekanntheit des Phänomens sorgte im April 2010 die Ermordung des umstrittenen weißen Separatistenführers Eugene Terre’Blanche auf seinem Hof. Die Geschehnisse wurden damals in direkter Verbindung mit einer Rede von Julius Malema gesehen. Der nicht minder umstrittene ehemalige ANC-Jugendsprecher stimmte das verbotene Lied wenige Wochen zuvor bei einer öffentlichen Veranstaltung an.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!