Kirchenstift wirft 110 Senioren raus, um Flüchtlinge unterzubringen
In Berlin wurde 110 Heimbewohnern überraschend gekündigt. Das Gebäude wird nun für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.
Berlin. - Ungefähr 100 Bewohner eines Seniorenheims müssen sich nun eine neue Bleibe suchen - die Betreiber wollen statt der Senioren künftig Flüchtlinge unterbringen. Knapp die Hälfte der 110 Bewohner, die bei Bekanntgabe der Schließung Mitte September noch in der Einrichtung lebten, mussten laut Lilian Rimkus, Sprecherin des Johannisstifts, bis zum Jahresende ausziehen, berichtet der Focus. Allen Bewohnern sei der sofortige Umzug in andere Pflegeeinrichtungen der Johannesstift Diakonie angeboten worden. „Dies wurde zu unserem großen Bedauern nur begrenzt wahrgenommen, hauptsächlich wegen der dadurch entstehenden fehlenden räumlichen Nähe zu Angehörigen.“ Darüber hinaus habe der Sozialdienst alle Bewohner auch bei der Suche nach Einrichtungen anderer Anbieter unterstützt.
Finanzielle Motive möglich
Der Pfarrer Martin von Essen kündigte an, dass das Refugium des Klosters ab Ende 2022/2013 die freigewordenen „Plätze für mehrfach traumatisierte Schutzbedürftige“ erweitern werde. Ursprünglich sollte das Gebäude noch zehn Jahre als Altenheim genutzt werden. Zu den Gründen wollten die Betreiber laut Focus keine Angaben machen, das Magazin spekulierte jedoch über finanzielle Motive. „In Kirchenkreisen gilt es allerdings als offenes Geheimnis, dass der Betrieb eines Flüchtlingsheims finanziell ungleich attraktiver ist als der eines Altenheims“, so der Focus. Der Grund sei simpel: „Für Flüchtlingsheime zahlt das Land so hohe Zuschüsse, dass sie im Gegensatz zu den kostenintensiveren Pflegeheimen schnell schwarze Zahlen schreiben“.