Köthen: Wirbel um Todesfall nach Streit zwischen Deutschen und Afghanen

In der Kleinstadt Köthen im östlichen Sachsen-Anhalt verstarb ein 22-jähriger Deutscher wenige Stunden nach einer Auseinandersetzung mit mehreren Migranten. 
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Köthen: Wirbel um Todesfall nach Streit zwischen Deutschen und Afghanen

In der beschaulichen Kleinstadt Köthen in Sachsen-Anhalt kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Afghanen – die in einem tragischen Todesfall endet. Symbolbild (Stadthäuser in Köthen): Pixabay [CC0]

In der Kleinstadt Köthen im östlichen Sachsen-Anhalt verstarb ein 22-jähriger Deutscher wenige Stunden nach einer Auseinandersetzung mit mehreren Migranten. 

Köthen. Nur zwei Wochen nach dem tödlichen Messerangriff in Chemnitz sorgt erneut ein nach einem Streitgeschehen mit teilweise vorbestraften Ausreisepflichtigen verstorbener Deutscher für Schlagzeilen. Ein Mann will laut Augenzeugenberichten einen Streit zwischen zwei Afghanen schlichten – und verstirbt wenige Stunden später im Krankenhaus. Erneut stellt sich die Frage: Warum musste Markus B. sterben?

Handgreiflichkeiten nach Schlichtungsversuch

Beobachter des Geschehens sprachen von einem vorausgehenden Streit auf einem Spielplatz zwischen drei Afghanen zwischen 18 und 20 Jahren über die Vaterschaft einer Schwangeren. Das spätere Todesopfer und dessen Bruder mischen sich offenbar ein – es kommt zu einem Raufhandel. Die beiden Tatverdächtigen – der dritte im Bunde soll sich nicht beteiligt haben – prügeln dabei offenbar noch auf den am Boden liegenden Markus B. ein. Zeugen zufolge soll er dabei sogar um sein Leben gefleht haben.

Köthen: Opfer starb an Herzinfarkt

Aufgrund dieser Schilderungen gingen die Behörden zunächst von einem tatsächlichen Tötungsdelikt aus. Eine medizinische Obduktion ergab später hingegen: Der Mann verstarb nicht an seinen erheblichen Verletzungen, diese alleine waren nicht tödlich. Vielmehr erlitt der Herzkranke – er hatte einen Schrittmacher – im Spital einen Herzinfarkt. Auch juristisch stellt sich nun die Frage nach dem zugrundeliegenden Delikt.

Herztod: Erinnerung an Fall Brunner

Folgt man bisheriger Judikatur, ist auch strenge Bestrafung möglich. Im vielbeachteten Fall Brunner wurden zwei Jugendliche 2010 wegen Mordes bzw. Körperverletzung mit Todesfolge zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Deren 50-jähriges Opfer hatte sich an einem S-Bahnhof in einem Münchener Vorort vor eine Gruppe von Schülern gestellt – und starb infolge von Tritten an stressbedingtem Herzstillstand. Weder Brunner noch seinen Kontrahenten war dessen Herzerkrankung zuvor bekannt. An der rechtlichen Bewertung änderte dies nichts.

Auch im vorliegenden Fall in Köthen wird weiterhin in diese Richtung ermittelt. Mittlerweile ergingen Haftbefehle gegen beide Tatverdächtigen – in einem Fall unter anderem tatsächlich wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Unklar ist aufgrund des jungen Alters der Tatverdächtigen außerdem, ob reguläres Strafrecht oder Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen.

Tatverdächtiger: Abschiebung war ausgesetzt

Dass ein Mann in Ostdeutschland erneut kurze Zeit nach einer Auseinandersetzung mit Migranten aus dem Leben schied, sorgte weithin für Aufregung. Zusätzliches Öl ins Feuer gossen dabei Medienberichte, welche einen vermeintlichen rechtsextremen Hintergrund des ebenfalls beteiligten Bruders des Opfers thematisierten.

Ebenfalls brisant: Die bereits länger verordnete Abschiebung eines Tatverdächtigen wurde bislang nicht vollzogen, weil ein laufendes Strafverfahren anhängig war. Bereits in Chemnitz gerieten Behörden und Politik ins Visier der Kritiker, weil eine anberaumte Abschiebung nicht stattgefunden hatte.

Trauerkundgebung mit politischer Rhetorik

Noch am Sonntagabend riefen verschiedene rechtsgerichtete Akteure zu einer gemeinsamen Kundgebung in der sachesen-anhaltischen Kleinstadt auf. Einem Spiegel-Bericht zufolge versammelten sich etwa 2.500 Menschen in Köthen, um des Verstorbenen zu gedenken. Gleichzeitig nützten einige Redner wie Thügida-Chef David Köckert die Gelegenheit, mit scharfer Rhetorik politische Kritik an den herrschenden Zuständen zu üben.

Zu einer linken Gegendemonstration kamen indes nur etwa 200 Menschen. Dem bisherigen Informationsstand zufolge blieben trotz einzelner Berichte über beiderseitige Szenekleidung und rechtsradikale Parolen die Kundgebungen beider Lager weitestgehend friedlich. Die Polizei beteiligte sich mit mehreren Hundertschaften am Einsatz.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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