Menschenverachtende Äußerung von DÖW-Experten sorgt für Aufregung
Ein sieben Jahre altes Video von einem „Spaziergang“ rund um Burschenschaften in Wien mit Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) sorgt in sozialen Medien derzeit für Aufregung.
Wien. – Konkret handelt es sich um einen Ausschnitt, in welchem der hier unter seinem Pseudonym „Heribert Schiedel“ auftretende DÖW-Experte über die Burschenschaft Teutonia erzählt. Prominentestes gegenwärtiges Mitglied der als besonders konservativ geltenden Studentenverbindung ist der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Reinhard Eugen Bösch. Die Fehde ist alt: bereits in den 1990ern bezeichnete das DÖW die Verbindung als „Hochburg der militant-rechten Wiener Szene“.
Peham: „Leider“ erst ein Mensur-Todesfall
Als Peham vor dem Teutonen-Haus eintrifft, erklärt er seinen Zuhörern, dass es sich dabei – neben der „Olympia“ – um „sicherlich die rechtsextremistischste“ Studentenverbindung in Wien handle. Sie sei „nicht umsonst“ bereits 1888 erstmalig behördlich aufgelöst worden. Dies geschah damals übrigens „wegen Überschreitung des satzungsgemäßen Wirkungskreises“. Die Homepage der pflichtschlagenden Verbindung bezeichnet dies als „Schimmelausdruck […] ohne konkret Begründung“ bei Vereinsauflösungen.
In der Sequenz, die im zugehörigen YouTube-Video bei Minute 26:28 beginnt, setzt Peham allerdings noch einen drauf. Während die Kamera auf die vor dem Haus versammelten Aktiven filmt, erzählt er einen weiteren Schwank aus der Geschichte der Teutonia. 1933 kam es demnach „bei einer Mensur“ zu einem Todesfall. Dabei handle es sich „leider“ bisher um den einzigen.
Jugendjournalist sieht Glaubwürdigkeit beschädigt
Am Mittwoch taggte der freie Journalist Roman Möseneder, Chefredakteur der Jugendpresse Österreich, den Hochlader des Videos – den Journalisten Daniel Hrncir. Aus seiner Sicht rüttelt dieses Zitat an der Glaubwürdigkeit von Pehams Einschätzungen zu schlagenden Verbindungen.
Konkret geht es um die Burschenschaft Teutonia.
Das wär komisch wenn der Peham sowas sagen würde, in den führenden Medien wird er ja regelmäßig als Experte zitiert. Ich bin mir da nun nicht sicher, wie seriös ich seine Einschätzungen zu Burschenschaften noch halten soll…
— Roman Möseneder (@dieserRoman) 23. Oktober 2018
Jemand der sich über Todesfälle bei Mensuren freue, sei nicht in der Lage „differenzierte Einschätzungen“ über die Standpunkte des betreffenden Vereins zu treffen, so Möseneder weiter.
Lieber Heribert, jemand, der sich wohl über Todesfälle bei Mensuren freut, wird denke ich keine differenzierten Einschätzungen zu Standpunkten v Burschenschaften vornehmen können, oder widersprichst du mir da? Das wär ja schade, da du ja im viel geliebten „@doew_at“ arbeitest..
— Roman Möseneder (@dieserRoman) 23. Oktober 2018
Zuletzt hinterfragte er die Einladungspolitik des ORF, indem er den Anchor der ZiB2, Armin Wolf, um eine Stellungnahme bat. Dieser möge Stellung beziehen, ob derartige Äußerungen „vertretbar“ seien.
Herr @ArminWolf, der Herr Peham war ja auch uA in der ZIB 2 zu Gast (https://t.co/VBroY2Czdn): Ist derartiges, vor allem oben genanntes, vertretbar?
— Roman Möseneder (@dieserRoman) 23. Oktober 2018
FP-Sickl: Öffentliche Hand finanziert Peham-„Gewaltfantasien“
Der Beitrag blieb unterdessen auch in der Politik nicht ohne Reaktion. Der Grazer FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl etwa erinnerte an die Subventionierungen des DÖW aus der öffentlichen Hand. Damit würde die Öffentlichkeit die „Gewaltfantasien“ von Peham „mitfinanzieren“.
Das @doew_at in Person Andreas Peham („Dr.“ Heribert Schiedel) würde sich also freuen, wenn mehr Burschenschafter draufgehen würden. Spannend, da die öffentl. Hand das DÖW hoch subventioniert und damit die Gewaltfantasien des Herrn Peham mitfinanziert. https://t.co/EPTl4ydISR
— Heinrich Sickl (@HeinrichSickl) 24. Oktober 2018