Nach 14 Jahren: YouTube sperrt rechten Blogger Molyneux
Am Montagabend forderte der Kahlschlag gegen kritische Stimmen auf YouTube neuerdings ein prominentes Opfer: Diesmal betraf es den bekannten irisch-kanadischen Publizisten Stefan Molyneux.
San Bruno/Mississauga. – Seit 14 Jahren betrieb das ehemals rechts-libertäre Schwergewicht der patriotischen Szene im englischsprachigem Raum einen YouTube-Kanal. Dieser hatte zuletzt beinahe eine Million Abonnenten und konnte auf über 650 Millionen Aufrufe verweisen. Nun ist sein meinungsbildendes Format – nach Eigendefinition die „beliebteste Philosophie-Sendung im Internet“ – erst einmal auf das Exil angewiesen. Auf seiner Homepage verweist er auf seine Kanäle in alternativen Plattformen.
Molyneux: „Koordinierter Schlag gegen Dissidenten“
Noch am Abend der Löschung teilte Molyneux eine Videobotschaft mit seinen etwa 450.000 Followern auf Twitter. Darin bezieht er Stellung zu den Vorfällen. YouTube unterstelle ihm die Beförderung von „Hass und Gewalt“. Diese Behauptung weist er von sich. Er habe immer für das Prinzip der Gewaltfreiheit eingestanden und den Austausch von Vernunft und Fakten als bevorzugte Methode zur Beilegung sozialer Dispute gesehen.
Er sieht andere Mechanismen greifen, neben ihm selbst habe es im Zeitraum von nur einer Stunde auch „viele weitere Dissidenten und anti-kommunistische Intellektuelle“ getroffen – und zwar auf mehreren Plattformen. Dabei handle es sich seiner Einschätzung nach um einen „koordinierten Schlag“ gegen lästige Stimmen: „Die Bücherverbrennung läuft gerade“. Das Ziel sei wohl die „Entfernung der rationalen Mitte“, welche für friedliche Lösungen auf die Probleme der Jetztzeit einstehe.
My statement on my YouTube ban.
Please share. It is essential. pic.twitter.com/m3veHfgPsk
— Stefan Molyneux, MA (@StefanMolyneux) June 29, 2020
Weitere Löschungen
Und tatsächlich wurden zur gleichen Zeit auch einige andere Kanäle von YouTube gelöscht. Betroffen waren unter anderem der führende Alt-Right-Aktivist Richard Spencer und dessen „National Policy Institute“ sowie der Kanal „American Renaissance“ von Jared Taylor.
Bereits im Februar hatte es mit Nick Fuentes einen jungen Kopf der „Dissident Right“, die sich vor allem auf paläokonservative Denker beruft, getroffen. Dabei suchen ihre Vertreter die Distanz sowohl zu republikanischen „Neocons“ als auch zur „Alternative Right“ – Die Tagesstimme berichtete.
Im deutschen Sprachraum legten sowohl Identitären-Chef Martin Sellner als auch der patriotische Vlogger Niklas „Neverforgetniki“ Lotz im Vorjahr mit anwaltlicher Hilfe erfolgreiche Rechtsmittel gegen ihre Sperren ein.
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