Nach Shitstorm: Welle der Solidarität mit Jugendforscher Heinzlmaier

Die Einladung des renommierten österreichischen Jugendforschers Bernhard Heinzlmaier zum „11. Dialogforum Mauthausen“ im September ließ die Wogen auf Twitter hochgehen.
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Nach Shitstorm: Welle der Solidarität mit Jugendforscher Heinzlmaier

Symbolbild (Twitter): Pxhere [CC0]

Die Einladung des renommierten österreichischen Jugendforschers Bernhard Heinzlmaier zum „11. Dialogforum Mauthausen“ im September ließ die Wogen auf Twitter hochgehen.

Wien. – Heinzlmaier gilt als einer der wichtigsten Sozialwissenschaftler Österreichs. Als maßgebliche Figur des Instituts für Jugendkulturforschung ist er gerade zu Fragen um Trends und Analysen der jüngeren Bevölkerungssegmente häufig die erste Adresse. Nun sollte er bei einer Konferenz in der Gedenkstätte Mauthausen im September an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Die Modernisierung der Gedenkkultur – eine Kontroverse?“ teilnehmen.

Feministin über Heinzlmaier-Einladung „sprachlos“

Am Sonntag nahmen allerdings erste linksgerichtete Akteure einen Anstoß an seiner Einladung. Dabei tat sich insbesondere die Feministin Iwona Laub als Kritikerin hervor. Die Frau, für den nach Eigendefinition zur Wahrung der Grundrechte eintretenden Verein epicenter.works in der Öffentlichkeitsarbeit tätig und unter anderem Veranstalterin von Workshops zu sogenannten ‚Hasspostings‘, machte es „sprachlos“, dass dies „in Österreich möglich“ sei.

Insbesondere begründete sie dies mit der Behauptung dieser würde „gegen Muslime und Antifaschisten“ hetzen. Außerdem würde er häufiger Tweets von Identitären retweeten. Inwiefern dies Heinzlmaier von der Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Thema Gedenkkultur disqualifizieren würde, ließ sie allerdings nicht durchblicken. Heinzlmaier selbst wiederum widersprach dem Vorwurf der vermeintlichen Islamophobie durch einen Hinweis, sich als Atheist gegen Religion generell auszusprechen.

Namhafte Linke: Solidarität mit Heinzlmaier

Womit Laub allerdings nicht gerechnet hatte: Auch weite Teile des linken Spektrums in Österreich distanzierten sich in der Folge nicht von Heinzlmaier, sondern solidarisierten sich mit diesem. Den Anfang machte der SPÖ-nahe Geschäftsführer der Wiener Gesundheitsförderung:

Ähnliche Töne schlug direkt darunter auch der Kommunikationschef der Wiener SPÖ, Raphael Sternfeld an. Er strich insbesondere die Qualität der Arbeit Heinzlmaiers und seines Instituts hervor.

Und auch der Europa-Redakteur des linksliberalen Standard kritisierte „Hass- und Denunzierungswellen“, welche seiner Ansicht nach „erschreckend“ seien. 

Laub: Verteidigung von Heinzlmaier „elendige Scheiße“

Daraufhin änderte Laub ihre Taktik und unterstellte Heinzlmaier und seinen Verteidigern Sexismus. Letzteren sei „wurscht“, dass dieser „Frauen verachtet, pathologisiert und […] herumhetzt“. Stein des Anstoßes dürfte hierbei ein Tweet vom Freitag sein, in dem er die umstrittenen Omas gegen Rechts als „Truppe der hysterischen paranoiden alten Weiber“ titulierte.

Die Verteidigung seiner Arbeit, so Laub, sei jedenfalls „elendige Scheiße“, Männer würden in solchen Fragen „ständig packeln“. In einem weiteren Tweet machte sie klar, dass sie sich explizit auf die Äußerungen von Beck und Sternfeld bezog.

Laub teilt anonyme Drohmail – SP „völlig angrennt“

Etwas später teilte sie eine anonyme Drohmail und rückte diese in ein Näheverhältnis zum Disput mit Heinzlmaier. Im Hinblick auf die verteidigenden Reaktionen führender Sozialdemokraten warf sie der Partei vor, „völlig angrennt“ zu sein.

Grüne stellen sich hinter Laub

Unterstützung erhielt Laub hingegen vonseiten der Grünen. Deren Simmeringer Bezirksgruppe identifizierte ein ihrer Ansicht nach „massives Problem“ der SPÖ mit ihrer „mysogenen [sic!] Altherrenpartie“ und deren vermeintlich „auf Abruf losheulenden Meute“. Auch die frühere Grazer Grünen-Stadträtin Tina Wirnsberger äußerte sich ähnlich ablehnend.

Etwas später distanzierte sich unter dem Thread von Wirnsberger der Arbeitgeber des vorgesehenen Diskussionspartners von Heinzlmaier. Die Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten bezeichnete dessen angeblich „hasserfüllte Tweets“ als „mehr als bedenklich“.

Regelmäßige Empörung von links gegen Heinzlmaier

Heinzlmaier kündigte unterdessen an, die Einladung tatsächlich nicht länger wahrnehmen zu wollen. Mehrere seiner Follower versuchten ihn daraufhin vom Gegenteil zu überzeugen. Gegen Laub stellte er die Prüfung rechtlicher Schritte in Aussicht, ebenso gegen eine Userin, die ihn mir ihrem „Familiennazi“ verglich. Kritik übte der überzeugte Antialkoholiker auch an der Unterstellung des Geschäftsführers des Wiener Kleinsenders Okto TV er sei „sicher komplett an’gsoffen schon wieder“.

Übrigens – es ist nicht das erste Mal, dass Heinzlmaier, der sich selbst als Sozialdemokrat sieht, mit anderen Leuten im linken Spektrum auf Twitter zusammenstößt. Im April kritisierten einige, dass er sich im Fernsehen auf eine Diskussion mit dem Vordenker der Neuen Rechten, Götz Kubitschek, einließ. Bereits im Vorjahr beschimpften ihn mutmaßlich linke Studenten einer Wiener Hochschule. – Die Tagesstimme berichtete.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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