Nein, der Islam ist nicht das Problem!

In seinem Kommentar erklärt FREILICH-Redakteur Bruno Wolters, worum es dem Autor des Buches „Feindbild Islam als Sackgasse“ seiner Meinung nach geht und plädiert zusammen mit dem Autor für einen Perspektivwechsel, um neue Resonanzräume öffnen zu können.

Kommentar von
6.4.2023
/
3 Minuten Lesezeit
Nein, der Islam ist nicht das Problem!

Moschee und „Feindbild Islam“

© Metropolico / Jungeuropa

Das Thema Islam wird derzeit im rechten Lager heftig diskutiert. Ist einerseits der Islam „unser Feind“? Oder ist andererseits das Feindbild Islam gar eine Sackgasse? Ausgangspunkt der hitzigen Debatte ist ein neues Buch aus dem Jungeuropa Verlag Dresden. Der Autor Frederic Höfer plädiert darin für eine andere Sicht auf den Islam. So wie ich den Autor verstehe, geht es ihm nicht darum, eine neue Querfront zwischen Rechten und Muslimen zu fordern.

Ganz konkret: Es geht nicht um vermeintliche Allianzen oder Bündnisse, es wird nicht der Ausschluss von Frauen aus der Gesellschaft gefordert, Frau Weidel soll auch kein Kopftuch tragen, um Muslimen zu gefallen, und er fordert auch nicht, dass Rechte auf Schweinefleisch verzichten sollen. Der Vorwurf, das sei Anbiederung oder was auch immer, geht also völlig ins Leere.

Vielmehr meine ich einen Ruf nach „Normalisierung“ zu erkennen. Der Autor fordert einen Fokuswechsel: weg von „dem Islam“, hin zur Islamisierung an sich. Nicht Mekka oder sonst etwas sei das Problem, sondern Brüssel. Und um ehrlich zu sein: Er hat Recht. Die Islamisierung ist eine Folge der westlich-liberalen Politik. Ich würde sagen, dass große Teile der deutschen Muslime, vor allem in den urbanen Zentren, eher Zerfallsprodukte des Islam sind, als dass man sie wirklich als Maßstab für die Bewertung des Islam heranziehen sollte. Die Kombination eines eher vulgären Islamverständnisses mit westlichem Liberalismus ergibt diese Punkte.

Die Probleme kommen aus Brüssel und Berlin

Ja, Islamisierung ist auch ein Problem und sicherlich will kein Rechter ein deutsches Kalifat errichten – es geht vielmehr um die richtige Akzentuierung und Priorisierung, um die Kampf- und Marschrichtung des rechten Lagers. Den Islam als Feind an sich zu verklären und ihn quasi als metaphysischen Feind zu sehen, öffnet sehr schnell die Tür für ein pauschales und niederschwelliges Islam-Bashing, das sich in Allah-Witzen zum Ramadan oder „Ich bin Patriot und esse weiterhin Schweinefleisch!“-Äußerungen bemerkbar macht.

Zumal: Wenn ich den Islam als Feind darstelle, ist der Sprung zu einem universalistischen Freund-Feind-Denken im globalen Maßstab sehr klein. Denn: Der Islam außerhalb Europas interessiert mich eher wenig. Es ist mir egal, ob es in Afghanistan Bürgerrechte gibt oder nicht. Der Islam ist nicht grundsätzlich mein Feind, sondern nur seine konkreten missionarischen Aktivitäten in Deutschland und Europa. Und die kann man klar benennen und bekämpfen. Es geht gegen die Islamisierung, nicht gegen „den Islam“.

Das ist das Problem. Es ist nicht der Islam, der unseren Kindern die Regenbogenideologie aufzwingt, es ist auch nicht der Islam, der uns verbietet, unsere Grenzen zu bewachen – es ist der westliche Mainstream, konkret Brüssel, Berlin und Washington.

Professionalisierung und Normalisierung

Ein Perspektivwechsel ermöglicht also die Öffnung neuer Resonanzräume, die bisher durch ein pauschales Islam-Bashing einiger Akteure verhindert wurden. Nochmals: Es ist wichtig, die Islamisierung stark und laut zu kritisieren. Die treibenden Akteure und Hintermänner sowie diejenigen, die dies zulassen, müssen benannt und gestoppt werden. Viele Rechte sind 2015ff. auch wegen der Islamisierung nach rechts gerückt. Es ist aber falsch, diese Menschen in der Leere eines „Islam ist Mittelalter!“-Gegröle versinken zu lassen.

Schließlich gibt es sicher auch hier und da Muslime, die ganz normale gläubige Menschen sind, die auch keine Lust auf die Regenbogenideologie in den Schulen haben und ihren Facharbeiterjob bei Mercedes nicht wegen der Deindustrialisierungspolitik verlieren wollen. Eine Normalisierung könnte diese Menschen offener für uns Rechte machen.

Ich glaube also nicht, dass die meisten hier an Allianzen oder Bündnisse denken oder diese fordern. Den Islam als Feindbild abzuschaffen, bedeutet letztlich in der Regel und in der Praxis nur, kein pauschales Islam-Bashing mehr zu betreiben und zum Beispiel auf peinliche Äußerungen zum Ramadan zu verzichten. Es geht schlicht und einfach um eine gewisse Professionalisierung beziehungsweise Entpolemisierung des nicht-linken Lagers. Scharfe Kritik an der Islamisierung und ihren Akteuren – ja! Aber kein pauschales Islam-Bashing und keine Allah-Witze. Dem Autor des genannten Buches ist für diesen Impuls zu danken - eine Pflichtlektüre!

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Bruno Wolters

Bruno Wolters wurde 1994 in Deutschland geboren und studierte Philosophie und Geschichte in Norddeutschland. Seit 2022 ist Wolters Redakteur bei Freilich. Seine Interessengebiete sind Ideengeschichte und politische Philosophie.

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