Nobel geht das Land zu Grunde
Julian Marius Plutz kommentiert in seinem Beitrag für FREILICH die Silvester-Krawalle in Berlin und weist darauf hin, wie sehr Multikulti gescheitert und der Staat an diesem Tag versagt hat.
Der Dichter Christoph Martin Wieland wusste genau, welche sprachliche Präzision und Klarheit seine wohl bekannteste Redewendung evozierte: „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Da die charakteristischste Eigenschaft eines Waldes denklogisch die Anwesenheit vieler Bäume darstellt, erkennt man sofort, worum es sich bei diesem Idiom dreht: Da eine Person lediglich in der Lage ist, einige Einzelheiten zu erblicken, während das eigentlich Offensichtliche vor der Nase liegt, wird die Realität verkannt. Es fehlt die Kompetenz, den Überblick zu haben und Zusammenhänge zu verknüpfen.
Wo wir stante pede bei der deutschen Politik sind, genauer gesagt beim Verhalten einiger Protagonisten, nachdem es wieder einmal zu Silvester zu eklatanten Situationen gekommen ist – Weshalb passieren diese Taten stets zum Jahreswechsel? Liegt es an den Worten von Harald Juhnke, dass zum 31.12. auch die Amateure saufen und die sich nicht beherrschen können? Oder nutzen Jugendliche die Nacht der Böller und Raketen, den Trubel, um unbemerkt Straftaten zu begehen? Wahrscheinlich stimmt beides.
145 Tatverdächtige wieder freigelassen
Dabei kann man schon froh sein, dass sich dieses Mal keine Horden von Asylbewerbern verabredet haben, Frauen zu vergewaltigen. Dafür ähneln die Bilder vom Neujahr 2023 dem Krieg. Völlig freidrehende junge Migranten machten gezielt Jagd auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter. Insgesamt wurden 41 Polizisten in der Nacht verletzt. Selbst erfahrene Einsatzkräfte berichteten, dass sie ein solches Ausmaß noch nicht erlebt hätten. So wurde beispielsweise ein Krankenwagen in einen Hinterhalt gelockt und danach komplett geplündert.
Die Polizei fordert naturgemäß Konsequenzen: „Wir brauchen Ergebnisse, klare Konzepte und einen Plan, wer was umzusetzen hat“, sagte der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP Jochen Kopelke gegenüber RTL. Eine Einsatznacht mit schockierenden Vorfällen wie in der Nacht auf Sonntag dürfe sich zum nächsten Jahreswechsel nicht wiederholen, betont er, „somit ist der Zeitrahmen gesetzt“.
Erste Konsequenzen gab es bereits: Alle 145 Tatverdächtigen sind wieder auf freiem Fuß. Herzlichen Glückwunsch! Ein Land, das so stolz ist auf seine Willkommenskultur, was auch immer das sein soll, geht so mit Straftätern um, die Repräsentanten des Staates teilweise lebensgefährlich verletzen? Die kognitive Dissonanz zwischen der unerklärlichen Liebe für den Fremden, den ewig edlen Wilden einerseits und die systematische Ablehnung der eigenen Identität in Form ihrer Vertreter andererseits kann nur mit einem veritablen Selbsthass erklärt werden. In jedem anderen Land wäre das undenkbar.
Bester Beweis, wie sehr Multikulti gescheitert ist
Doch im Land, in dem die Schuld zur Synode der Selbstverachtung auserkoren wurde, ist so einiges möglich. Und vor allem – Stichwort „Wald und Bäume“ – kann nicht sein, was nicht sein darf. Und wenn doch, dann dichtet man einfach etwas dazu, wie es der Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius, perfektioniert hat: „Was passiert hier eigentlich? Es sind zunehmend junge Männer, die zum Teil aus dem rechtsextremen Milieu, aber auch aus migrantischem Milieu.“
Unvergessen waren die Bilder von Hakenkreuzen und Springerstiefel, die durch Berlin liefen und auf arme Ausländer mit Panzerfäusten feuerten. Wussten Sie das nicht? Dann fragen Sie den Innenminister von Niedersachsen.
Ab irgendeinem Punkt müssen sich Politiker wie Pistorius, bekannt geworden durch gar nichts, fragen, ob sie nicht lieber das Land verlassen wollen, um nach Spanien in die angemessene Finca umzusiedeln und alle zwei Jahre braungebrannt bei Markus Lanz sitzen, um über die Vorzüge von Dominio del Águila zu sinnieren. Offene Grenzen gelten auch andersherum.
Um zu wissen, wie sehr Multikulti gescheitert ist, reicht es, sich die Bewegtbilder von Silvester 2022 anzusehen. Und um zu erfahren, wie wenig die Politiker mit ihrem eigenen Scheitern umgehen können, empfiehlt es sich, den Statements von Boris Pistorius zu lauschen. So sieht der SPD-Minister die Angriffe als „gesellschaftliches Problem“. Und ganz sicher wird auch seine Forderung, dass den Tätern der Führerschein entzogen werden sollte, die Straftaten in Zukunft verhindern.
„Die Titanic sinkt in Panik – aber fesch!“
Und überhaupt: Es soll eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ sein, diese Straftaten zu verhindern? Es ist eine politische Aufgabe, wenn der Staat schon das Gewaltmonopol innehat, sein Volk vor Unbill zu schützen. Oder müssen Oma Erna und Onkel Waldemar nun auf die Straße, um die überforderten Polizisten vor migrantischer Gewalt zu schützen?
Nicht mal die sprichwörtliche Sau braucht Politiker wie Boris Pistorius. Aber er ist in bester Gesellschaft. Bei Champagner und Live Musik wird angestoßen, um nicht den Spatenstich zum Grab dieses Landes zu verpassen. Spätestens seit Falco wissen wir: “Die Titanic sinkt in Panik (...) aber fesch!” Decadence for you and me und Nobel geht das Land zu Grunde.
Und so hatte Christoph Martin Wieland, neben Goethe und Schiller wohl der bedeutendste Vertreter der Weimarer Klassik, bereits vor mehr als 200 Jahren recht. Gewissermaßen war er mit diesen Zeilen seiner Zeit voraus: „Es ist als ob die närrischen Menschen den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen könnten; sie suchen was ihnen vor der Nase liegt, und was sie bloß deswegen nicht finden, weil sie sich in einer Art von Schneckenlinie immer weiter davon entfernen.”
Zur Person:
Julian Marius Plutz, 1987 geboren, ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Achse des Guten, TheGermanZ und die Jüdische Rundschau.