ÖH forderte Entlassung: Wirbel um Höbelt-Auftritt bei patriotischer Tagung
Der FAV Steiermark übte scharfe Kritik an der Skandalisierung eines geplanten Auftritts des Historikers Lothar Höbelt bei einer patriotischen Tagung in der Steiermark durch Studentenvertreter.
Wien/Graz. – Der renommierte Historiker soll bei einer gemeinsam vom Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark (FAV) und dem deutschen Institut für Staatspolitik (IfS) in Semriach veranstalteten Herbstakademie-Tagung von 22. bis 24. November einen Vortrag halten. Das Vorsitzteam der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Universität Wien forderte daraufhin am Mittwochmorgen in einer Aussendung die „Entlassung von Lothar Höbelt aus dem universitären Betrieb“.
ÖH Wien: Höbelt-Anstellung „ein Rätsel“
Dabei sprachen die Studienvertreter unter anderem von einer „Schande für eine österreichische Universität“, dass diese vermeintliche „Rechtsextreme“ versorge. Es sei ihnen „ein Rätsel“, wie Höbelt eine Anstellung an der Universität erhalten haben könne und diese auch weiter innehabe. Sie kritisieren dessen kolportierte einstige Nähe zum früheren FPÖ-Chef Jörg Haider sowie auch frühere Beiträge Höbelts in patriotischen Periodika wie der Aula oder der Jungen Freiheit.
Die ÖH jedenfalls stehe für einen „konsequenten Antifaschismus“. Man sei sich daher sicher, es gäbe „besser qualifizierte Personen für diese Lehraufträge“. Vermeintliche „Rechtsextreme und deren Ideologie“ hätten „keinen Platz“ an einer heimischen Hochschule – „oder sonst wo“. An der Universität Wien amtiert eine linke Koalition aus sozialistischen Studenten (VSStÖ), Grünen (GRAS) und Kommunisten (KSV-LiLi).
FAV: „Klare Kante gegen linksextreme Ideologien“
Die Reaktion des mitausrichtenden FAV Steiermark folgte auf dem Fuß. Wie das Freilich-Magazin berichtet, griff Heinrich Sickl als Verantwortlicher der freiheitlichen Akademiker dabei auch den Wortlaut der ÖH-Vertreter auf: „Es ist eine Schande, dass das extrem links verortete Vorsitzteam der ÖH Wien einen hochgeschätzten Historiker in einer Weise angreift und damit die Freiheit der Forschung in Frage stellt.“
Er sei deshalb auch “ überzeugt davon, dass es besser qualifizierte Personen für die Vorsitzführung der Hochschülerschaft“ gebe. Weiters sei ihm „ein Rätsel, dass Personen, die aus der linksextremen Ecke kommen, für die ganze Studentenschaft sprechen wollen“. Man fordert daher „klare Kante gegen linksextreme Ideologien an der Universität“, insbesondere wenn diese in der ÖH Unterschlupf fänden.
Sickl ruft ÖH-Vertreter zur „offenen Diskussion“ auf
In die Richtung der kommunistischen Vorstandsvorsitzenden stellt der FAV Steiermark ein Zitat von Rosa Luxemburg heraus. Deren Losung, dass Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden sei, sei dieser „ins Stammbuch geschrieben“. Im Namen der Meinungsfreiheit müsse man „der Tyrannei, immer dann entgegentreten, wenn sie ihr Haupt erhebt“.
Daher halten die freiheitlichen Akademiker das Vorsitzteam der Wiener ÖH für „nicht weiter tragbar“. Die Ausführungen schließen nichtsdestotrotz mit einer Einladung zur offenen Diskussion mit Höbelt. Damit könnten sich die Studentenvertreter auch aus ihrem „ideologisch monokulturellem Sumpf“ befreien, so Sickl abschließend.
FPÖ-Graf: „Schlägt dem Fass den Boden aus“
Zuvor hatte bereits FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf kritisiert, dass die Anstellung eines Forschers aufgrund seiner „politisch ’nicht-linken‘ Einstellung“ in Kritik geriet. Die Entlassungsforderung schlage „dem Fass den Boden aus“. Es sei daher Zeit für „ernste Konsequenzen“.
Es könne jedenfalls „nicht Sinn und Zweck einer Studentenvertreung sein“, wenn man „mit Geldern der Studenten eine linksradikale Zeile“ finanziere, die ÖH halte er in dieser Form für „obsolet“. Pro Student fällt derzeit ein ÖH-Pflichtbeitrag von 20,20 Euro pro Semester an. Dieser ist zu entrichten, andernfalls erfolgt die Exmatrikulation.
Universität will sich vorerst nicht äußern
Die Universität selbst will sich dem Standard zufolge vorerst nicht konkret zum Fall äußern. Sie verweise auf ihre allgemeinen Werte, welche sich Rassissmus, Sexismus und Diskriminierung aller Art richten würden. Meinungsfreiheit sei jedenfalls „ein hoher Wert für den akademischen Diskurs“. Gleichwohl sehe man seine Angehörigen allerdings „aufgefordert, sich für eine freie und offene Gesellschaft einzusetzen“.