„Ostmark“: Burschenschaft kontert Darstellung als angeblicher NS-Begriff
Seit dem Wochenende braut sich eine Kontroverse rund um einen von einer Burschenschaft kürzlich verwendeten Begriff zusammen, welche Kommentatoren als Sprachgebrauch des dritten Reichs klassifizieren.
Wien. – Wie der Kurier am Montag berichtet, verwendete die Wiener Akademische Burschenschaft Teutonia in einem Facebook-Beitrag die Formulierung „Ostmark“, um Österreich zu beschreiben. Die Verbindung gilt unter den heimischen Burschenschaften als besonders konservative Vertreterin. Weil dieses Wort neben anderen Verwendungen auch im Nationalsozialismus in Gebrauch war, schlug zuvor bereits das umstrittene Portal FPÖ Fails Alarm.
SPÖ fordert Rücktritt von FPÖ-Abgeordnetem Bösch
Darin behauptete die Webseite, dieser Begriff sei „ausschließlich im NS zwischen 1939 und 1942 als offizieller Gebietsname des vormaligen Staates Österreich nach dem ‚Anschluss‘ im März 1938 an das Deutsche Reich“ verwendet worden.
Die SPÖ forderte daraufhin den Rücktritt des FPÖ-Parlamentariers Reinhard Eugen Bösch, eines Alten Herrn bei der Teutonia. Wer deren Geisteshaltung mittrage, habe „im österreichischen Parlament nichts verloren“, so Geschäftsführer Thomas Drozda.
Bösch distanziert sich von Begriff „Ostmark“
Bösch distanzierte sich daraufhin in einer Presseaussendung von der Verwendung des Begriffes. Dieser sei „im betreffenden Zusammenhang vollkommen inakzeptabel“, weil er Anlass zu „Missinterpretationen“ geben könne. Der APA gegenüber hatte er noch von einem „historischen Begriff“ gesprochen, den er „nicht kommentiere“.
Teutonia: „Nachhilfestunde für Hobby-Historiker“
Die Burschenschaft selbst reagierte ihrerseits bereits zuvor auf Facebook mit einer „Nachhilfestunde für Hobby-Historiker“. Man verwies darin auf die historische Verwendung im studentischen Kontext bereits ab 1907. Damals kam es als Reaktion auf die Nichtzulassung österreichischer Verbindungen zur Deutschen Burschenschaft zur Gründung der Burschenschaft der Ostmark (BdO).
Auch nach Aufhebung dieser Teilung nach dem zweiten Weltkrieg habe man österreichische Burschenschafter als Ostmärker bezeichnet. In der bis 1919 und 1933-1938 bestehenden BdO befanden sich zu Spitzenzeiten 46 Verbindungen aus verschiedenen Gebieten der Donaumonarchie.
Alte Bezeichnung für mittelalterliches Österreich
Weiters erinnern die „Teutonen“ an die Existenz einer Ostmarkgasse in Wien-Floridsdorf. Deren Benennung im Jahr 1900 lehnt sich an die gebräuchliche zeitgenössische Übersetzung der mittelalterlichen Marcha Orientalis an. Dabei handelt es sich um jene auch als Ostarrichi bekannte bayerische Markgrafschaft, welche später die Keimzelle Österreichs bildete.