„Panoramagate“: Don Alphonso legt sich mit NDR und Antifa an

Die Sendung „Panoroma“ wollte einen „Rechtsextremismus“-Fall in der Bundeswehr konstruieren. Nun fällt der Skandal immer mehr auf sie selbst zurück.
/
/
5 Minuten Lesezeit
„Panoramagate“: Don Alphonso legt sich mit NDR und Antifa an

Symbolbild Antifa-Fahne. Bild: Metropolico.com

Die Sendung „Panoroma“ wollte einen „Rechtsextremismus“-Fall in der Bundeswehr konstruieren. Nun fällt der Skandal immer mehr auf sie selbst zurück.

Der Hintergrund ist eigentlich schnell erzählt: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen („Das Erste“) veröffentlichte vor einigen Tagen einen Beitrag, in welchem einem Bundeswehr-Mitarbeiter vorgeworfen wird, er sympathisiere mit „Rechtradikalem“. Konkret ging es dabei um Oberstleutnant Marcel Bohnert, der bisher für den Social-Media-Auftritt der Bundeswehr zuständig war. Der Vorwurf: Er sei mit einem Anhänger der Identitären Bewegung auf Instagram „vernetzt“ gewesen – „folgte“ ihm also – und habe dort drei Bilder mit „Gefällt mir“ markiert. Beispielsweise hinterließ der Bundeswehr-Soldat ein „Like“ an einem Beitrag, in dem auch der Hashtag „Defend Europe“ (eine zentrale Parole der Identitären) vorkam. In einem anderen Fall waren auf dem Bild Bücher des rechtsintellektuellen Verlags Antaios zu sehen.

Kurz nach Erscheinen des ersten Berichts legte der NDR noch mit einem weiteren Beitrag nach und verwies darauf, dass Bohnert 2015 sein Buch „Der einsame Kämpfer“ am Haus der Münchner Burschenschaft Cimbria vorgestellt hatte. Ein Jahr zuvor war er als Redner des Studienzentrums Weikersheim geladen, wo er laut Programm zum Thema „Die Bundeswehr in Afghanistan“ referierte.

Unvollständige Recherche

Was „Panorama“ allerdings mit keinem Wort erwähnt: Gerade der gescholtene Bohnert setzt sich für mehr „Diversität“ und gegen Rassismus in der Bundeswehr ein, worauf einige Twitter-Nutzer aufmerksam machten.

Bohnert distanzierte sich – vergeblich

Doch der Schaden war natürlich trotzdem angerichtet und die Bundeswehr teilte auf „Panorama“-Anfrage mit, man werde die Vorwürfe „umgehend und sorgfältig prüfen“. Die Verteidigungsministerin verfolge nämlich eine „absolute Null-Toleranz-Linie, insbesondere was rechte Tendenzen angeht“, wie es aus dem Ministerium weiters hieß.

Bohnert halfen auch keine nachträglichen Distanzierungen „von der ‚Identitären Bewegung‘ und allen Rechtsradikalen“, wie er gegenüber der Bild-Zeitung beteuerte. Er habe „mit diesen Menschen und diesem Gedankengut nichts zu tun“ und stehe „selbstverständlich“ hinter der Verfassung.

Die „Gefällt mir“-Angaben seien hingegen ein Fehler gewesen. „Ich war nicht aufmerksam genug, habe darauf vertraut, dass das, was mir aus meiner Community reingespielt wird, schon in Ordnung ist. Das war naiv. Und es tut mir leid“, erklärte der Offizier.

Johannes Boie: „Kein seriöser Journalismus“

Die Berichterstattung brachte vor allem in den sozialen Netzwerken eine äußert kontroverse Debatte hervor. Viele Kritiker warfen „Panorama“ versuchten Rufmord vor und kritisierten die Methoden der NDR-Journalisten. „Es ist kein seriöser Journalismus, jemanden wegen einzelner ‚Likes‘ oder vereinzelter Verbindungen im Internet zu verurteilen. Wer hier mitmacht, bekämpft die Freiheit der Gedanken und fördert ein System gleichdenkender Langweiler“, kommentierte etwa Johannes Boie, Chefredakteur der Welt am Sonntag, den Fall.

Natascha Strobl & der linke Rand

Für besonders hitzige Diskussionen sorgte dabei der Umstand, dass der öffentlich-rechtliche Sender ausgerechnet die weit links stehende Politologin Natascha Strobl aus Wien als Expertin befragte.

Strobl war früher führende Aktivistin der „Offensive gegen Rechts“ und organisierte Proteste gegen den Wiener Akademikerball, an denen auch große Teile der extremen Linken teilnahmen. Dass sie auch sonst keinerlei Berührungsängste zum linken Rand hat, zeigt eine Recherche des Welt-Kolumnisten Don Alphonso. Demnach wurde Strobl in der Vergangenheit von mehreren linksextremen Gruppen eingeladen, ihr Buch über die Identitäre Bewegung zu präsentieren: etwa bei der Autonomen Antifa-Koordination Kiel, „einem Zusammenschluss antifaschistisch aktiver Gruppen, Zusammenhänge und Einzelpersonen aus der autonomen radikalen Linken in Kiel“, wie es in der Eigenbezeichnung heißt. Nach Angaben des linken Tagesschau-Journalisten Patrick Gensing sei Strobl jedoch laut eigener Aussage dort nicht aufgetreten. Weitere Veranstaltungen mit der „Rechtsextremismus-Expertin“ – die Strobl im Gegensatz zu ersteren auch nicht bestreitet – wurden von der Interventionistischen Linken Aschaffenburg und der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD) organisiert.

Bezüglich Bohnerts anfangs erwähnten Auftritt beim Studienzentrum Weikersheim sagte die Politologin übrigens: „Man kann nicht Vorträge halten, ohne sich darüber zu informieren, bei wem man sie hält.“

Darüberhinaus verfasste Strobl Gastbeiträge für die linksextreme Jungle World und die trotzkistische Gruppe Marx21, die vom bayrischen Verfassungsschutz als „offen extremistische Vereinigung“ eingestuft wird.

Drohungen und Beleidigungen

Don Alphonso zog in seinem Artikel für die Welt schließlich ein äußerst negatives Fazit zur „Panorama“-Berichterstattung: „Das Outing des Opfers im Netz, und eine angebliche ‚Expertin‘, die mehrfach bei vom Verfassungsschutz überwachten, linksextremen Gruppen auftrat: Bei der Sendung ‚Panorama‘ haben offensichtlich die Sicherungen versagt.“

Für seinen Artikel erhält der Kolumnist seitdem allerdings zahlreiche Beleidigungen und Drohungen aus der linken Szene.

Mit inakzeptablen Drohungen und Beleidigungen muss sich derzeit aber auch die Politologin Strobl herumschlagen. Auf Twitter veröffentlichte sie mehrere Nachrichten, die sie im Zuge der Debatte erhalten hat. „Angestachelt erneut von einem hochdotierten Kolumnisten der Welt, der eine völlig zügellose Vendetta gegen mich fährt, weil ich mich nicht an das Skript halte und von ihm eingeschüchtert bin“, schrieb Strobl in Hinblick auf den Kolumnisten Don Alphonso. Zudem beklagte sie eine angebliche „rechte ‚Cancel‘-Kultur“, die auf „wirtschaftliche Existenzzerstörung“ abziele.


Weiterlesen:

Panoramagate & Co.: Die linke Jagdgesellschaft bläst zum Angriff (27.07.2020)

Über den Autor
Stefan Juritz

Stefan Juritz

Stefan Juritz wurde 1988 in Kärnten geboren und lebt in der Steiermark. In Graz studierte er Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität. Seit 2022 ist er FREILICH-Chefredakteur.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!