PEGIDA: Deshalb gehen Menschen jeden Montag auf die Straße
Seit Jahren gehen in Dresden montags mehrere tausend Menschen auf die Straße, um unter dem Label „PEGIDA“ gegen die aktuelle Politik der BRD zu demonstrieren. Letzten Montag war ich vor Ort, um mir selbst ein Bild von der Demonstration und den Menschen dort zu machen.
Bericht von Martin Mair
Dresden. Seit insgesamt 4 Jahren gehen in Dresden nahezu jeden Montag tausende Leute auf die Straße, um gegen die bestehende Regierung und deren Politik zu demonstrieren. Auch an diesem Montag waren es ca. 3000 Personen. Medial hat die Aufmerksamkeit seit einiger Zeit bereits abgenommen. Zu Anfangszeiten steigerte sich die Zahl der Teilnehmer rapide und die Medien berichteten viel. Bei der ersten Demo waren es noch weniger als 100 Teilnehmer, schon wenig später gar 20.000.
Nach Medienmeinung ist PEGIDA rechtsextrem
Ich habe bisher vieles über PEGIDA und die Menschen, die dort auf die Straße gehen, gelesen. Aber kaum ein Bericht hat die Vielfalt und die unterschiedlichen Einstellungen der Menschen dort richtig dargestellt. Leider ist es nämlich heute üblich, dass Bürger, die friedlich gegen die Politik demonstrieren, in vielen Medien als „rechtsextrem“ dargestellt werden. Dies passiert auch bei PEGIDA: So findet sich bei Spiegel Online zB. Folgende Beschreibung:
„Pegida steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ und ist eine nationalkonservative und ausländerfeindliche Organisation.“
Als ich selbst vor Ort war, habe ich nichts davon gemerkt, dass dort irgendwer tatsächlich ein pauschales Problem mit Ausländern hätte. Im Gegenteil: Auch einige Migranten waren beim „Spaziergang“ (so wird die regelmäßige Demonstration von ihren Anhängern beszeichnet) dabei.
Unterschiedlichste Leute bei PEGIDA
Ich habe mit verschiedenen Leuten vor Ort gesprochen und musste feststellen, dass diese Gruppe überhaupt nicht einheitlich ist. Es sind Leute dabei, die ich als sehr rechts beschreiben würde, aber auch Menschen, die ich als ziemlich links empfinde. Der Großteil der Leute allerdings lässt sich nicht zwangsweise in dieses vereinfachte Schema von Links und Rechts einordnen.
Das, was sie eint, ist die Befürchtung, dass sich ihr Land mit der aktuellen Politik zum Negativen entwickelt. Und gegen diese Entwicklung wollen sie sich stellen. Einige der älteren Leute erzählten, dass sie bereits 1989 auf der Straße waren und für die Freiheit eintraten – sie sehen sich auch heute wieder in dieser Tradition.
Demonstranten auch gegen Sozialabbau
Sie bekämen eine Rente, von der sie kaum leben könnten und während Erhöhungen immer wieder abgelehnt würden. Immer mit der Begründung, es wäre kein Geld da. Nun sei plötzlich immer genug Geld vorhanden, wenn es um die Versorgung von Flüchtlingen und illegalen Einwanderern gehe.
Dass die Leute dieses Missverhältnis nicht verstehen können, kann ich gut nachvollziehen. Diese Menschen wollen mit den regelmäßigen Spaziergängen ein Zeichen setzen: gegen den Sozialabbau, für bessere Löhne, Renten usw.
Erinnerung an „Montagsdemonstrationen“
Genau an diesem Punkt merkt man, dass man die Motivation und Perspektive der Menschen vor Ort nicht einfach mit dem Label „rechtsextrem“ abqualifizieren kann. Bei diesen Themen handelt es sich immerhin um traditionelle Themen der Linken. Wenn man es genau nimmt, könnte man PEGIDA also auch in der Tradition der Montagsdemonstrationen sehen. Diese brachten in den Nullerjahren tausende Menschen auf die Straße, um gegen die Arbeitsmarktreform durch die Agenda 2010 zu demonstrieren.
Organisiert wurde diese damals von der linksradikalen Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). Dennoch bekamen sie Zulauf aus allen Richtungen. Zu deren Höhepunkt gingen 200.000 Menschen auf die Straßen. Leider hat das nicht zu einer Änderung der geplanten Gesetze geführt und die Agenda 2010 ist – umgangssprachlich bekannt unter „Hartz IV Gesetze“ – bei nahezu allen Deutschen als einer der größten Aktionen zum Sozialabbau bekannt.
Gegen Islamisierung – für Erhalt des Eigenen
Die Situation mit einer großen Anzahl an Flüchtlingen und illegalen Migranten, die seit 2015 in die Bundesrepublik einreisen, verstärkt die schwierige Lage noch. Einerseits sind die finanziellen Ressourcen des Staates natürlich begrenzt. Und andererseits kommt mit den Leuten aus anderen Ländern auch eine Kultur, die nicht zu der unseren passt. Der politische Islam wandert maßgeblich mit – eine Ideologie, die unter dem Deckmantel der Religion unsere Werte wie Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Freiheit des Einzelnen angreift.
Auch dagegen richtet sich PEGIDA – dies findet im Namen „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ Niederschlag. Hierauf stützen sich diverse Medien, wenn sie eine vermeintliche „Ausländerfeindlichkeit“ bescheinigen wollen. Nur – wer sich eingehender mit dem Programm von PEGIDA auseinandersetzt merkt: Auch die anderen genannten Punkte gehören dort zum Grundsatz. Dieser ist für Jedermann auf der Homepage unter dem Menüpunkt ‚Programm‘ nachzulesen.
Fazit: Jenseits von Links und Rechts
Nach meinem Besuch bei der Demonstration von PEGIDA kann ich jedem nur empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen und den Leuten dort zuzuhören. PEGIDA ist nicht rechts und nicht links, es ist die Mitte der Gesellschaft, die dort ihren Unmut kundtut. Ihren Unmut über eine Politik, welche ihre Sorgen nicht Ernst nimmt und jeden Widerspruch als extremistischen Umtrieb abkanzelt. Damit steht die Initiative in der langen Tradition der Montagdemonstrationen – jenen von 1989, aber auch jenen ab 2003.
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