Rechte Kritik an Thunberg: Mehr eigene Konzepte statt Pathologisierung!
Nach der mitunter befremdlichen Rede der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg in New York häuft sich die Kritik. Allzu oft lässt diese allerdings gerade von rechter Seite die nötige Sachlichkeit vermissen.
Kommentar von Julian Schernthaner
Es waren Szenen, welche fast niemanden kalt lassen. Eine Jugendliche, deren Schulstreik von einer Welle des Zeitgeistes erfasst wurde und nun mit allerhand Preisen überhäuft wird, stellt sich vor die Mächtigen dieser Welt. Mit übertriebenem Pathos wirft sie ihnen vor, ihre Kindheit zerstört zu haben. Mit apokalyptischen Bildern warnt sie vor einem Massensterben und ärgert sich, dass alles dem Wachstum untergeordnet werde.
Pathologisierung greift zu kurz
Dass die Kritisierten artig Beifall spenden und Kritik an den Ausführungen der Dame so etwas wie Gotteslästerung ist, hat beileibe etwas Sektenhaftes. Und zwei Wochen nach dem Diktatwunsch eines deutschen Sängers kann man vielleicht sogar ein wenig Verständnis für all jene haben, denen dieser Kult wie ein Abbild jeder Totalitarismusdefinition scheint.
Aber seit Gretas Kernschmelze am Sonntag kommt zur berechtigten Kritik an diesem Hype eine weiterer Aspekt dazu. Und das ist nicht etwa, dass die Aufrufung des Klimanotstands, so bald nachdem wir Waldsterben und Ozonloch überlebten, vielleicht etwas hysterisch anmutet. Nein, plötzlich thematisieren leider sogar patriotische und konservative Politiker und Magazine in ihrer Denkfaulheit die Asperger-Diagnose des Mädchens.
Meiste Verblendete haben keine Diagnose
Und das ist auf mehreren Ebenen problematisch. Abgesehen davon, dass die Wikipedia-Definition eines sehr ausdifferenzierten Spektrums, in welchem zwei Betroffene genau umgekehrte Merkmale besitzen können, nicht wirklich treffsicher ist, verschiebt es die inhaltliche Auseinandersetzung hinter das eigentlich linke Spiel, sein Gegenüber zu pathologisieren. Wenn man transportiert, dass mit dem Gegner „etwas nicht stimmt“, wirkt er inhaltlich kleiner – und ist in Wirklichkeit trotzdem ein Elefant im Raum.
Denn dieser strategische Humbug lenkt weiters davon ab, dass die jenseitigsten Aussagen linksradikaler Aktivisten zu 99 Prozent von Personen ohne jedweden amtlichen ‚Wisch‘ kommen. Viele von diesen sehen nun in den von der ohnehin tendenziell auf ihrer Seite stehenden Hegemonie bejahten Klimaprotesten eine Abkürzung zu ihren Utopien. Die Fragwürdigkeit ist hier sicherlich nicht eine idealistische 16-Jährige.
‚Greta von rechts‘ hätte wohl auch Zuspruch
Und sind wir uns obendrein ehrlich: Mit den Gesichtspunkten „jung, weiblich, kompromisslos“ würde ein rechtes Pendant zu Thunberg angesichts der Seltenheit ähnlicher Identifikationsfiguren wohl ebenso herumgereicht. Man würde pathetische Ansagen darüber, dass wir die „letzte Generation“ wären, welche etwa den Bevölkerungsaustausch stoppen kann, frenetisch abfeiern. Tut man ja innerhalb des Spektrums sowieso schon bei jenen Mutigen, welche kein Blatt vor den Mund nehmen.
Die Getriebenheit, sich auf ein Thema zu konzentrieren, gölte den Anhängern wohl ebenso schnell als gesunde Radikalität wie die gelegentlichen Übertreibungen. Der Vergleich krankt einzig an zwei kleinen Aspekten: dass patriotische Vordenker ihre Eigenheiten, so vorhanden, nicht zur ‚Superkraft‘ verklären. Und dass wir erst um jene Öffentlichkeit ringen, welche den ‚Revolutionären entlang des Zeitgeistes‘ aufgrund der globalistischen Verwendbarkeit ihrer Stoßrichtung problemlos zufliegt.
Thunberg-Kritik an ewigem Wachstum hat Berechtigung
Geht man inhaltlich nämlich auf die Thematik ein, fällt auf: Obwohl es sich beim Umweltthema eigentlich um ein ureigen konservatives Thema handelt, entwickelt man kaum eigene Konzepte. Eher noch spielt man den menschlichen Anteil zu einem allfälligen Klimawandel herunter, als dass man selbst Grundsätzliches hinterfragt. Denn wenn Greta das „ewige Wachstum“ kritisiert, hat sie sogar im Kern irgendwo recht.
Und das nicht, weil sie oder ihre Jünger die Lösung auf alle Themen hätten. Sondern, weil die Zerstörung der Natur immer auch mit der Zerstörung von gewachsenen Kulturräumen einhergeht. Schlechte Atemluft, große Müllberge an Plastik, verstopfte Verkehrsadern und die Gefährdung unserer eigenen Gesundheit vermindern auch die Lebensqualität in jedem Flecken, welchen wir Heimat nennen. Es wäre also eine Steilauflage für eine fundierte Kritik am galoppierenden Hyperliberalismus, auf dessen Kappe letztlich sowohl Massenmigration als auch Umweltsünden gehen.
Linke Monopolisierung im Einklang mit Globalisten
Man kann sich stattdessen alle paar Jahre, wenn die Thematik virulent ist, vom Spin linksgerichteter Ideologen vor sich hertreiben lassen. Denn nur durch den weitgehenden Rückzug der Konservativen aus der Umweltfrage kann das Gegenüber Problem, Analyse und Lösung aus einer Hand liefern. Man ist dann jedes Mal wieder machtloser Kinobesucher, wenn zusehends radikalere Elemente die Proteste darüber unterwandern. Selber kann man dann nicht mehr eingreifen – der Deutungsrahmen ist bereits verfestigt.
Wer nicht versteht, dass die beiden großen Fragen der Jetztzeit untrennbar verwoben sind, macht sich dabei außerdem zum nützlichen Idioten. Denn am Ende arbeiten sich linke Einwanderungsfanatiker und Globalisten zu. Wenn ‚Klimaflüchtlinge‘ zum Mindestlohn klimaneutrale Konsumgüter für den hedonistischen Lebensstil großstädtischer Grüner herstellen, ist das kein bisschen sozialer und nachhaltiger. Ausbeutung, Massenkonsum und Bevölkerungsaustausch geschehen weiter – bloß mit einem lächelndem Gesicht.
Beschimpfung von Idolen überzeugt niemanden
Es wäre eigentlich gar nicht schwer. Bei vielen Dingen reicht auch eine Rückbesinnung: Pfandflaschen, Entschleunigung, Reparaturen statt Wegwerfgesellschaft, regionale Lebensmittel, mit dem Zug pendeln – unsere Großeltern kannten es oft kaum anders. Gerade am von Linken oft vernachlässigten Land kann eine Politik der kurzen Wege auch auf dem Land zudem der Abwanderung der dortigen Jugend in die Großstädte bremsen, indem man sie an die Region bindet – auch das spart Abgase ein.
Egal wie: Man muss die Jugend mit eigenen Konzepten gewinnen. Sie ist meistens noch nicht ideologisch verblendet. Was idealistische junge Leute aber ganz sicher nicht von den Irrlichtern linker Vorprediger fernhält, ist die Beschimpfung ihrer Idole. Ähnliches haben linke Ideologen vergeblich mit patriotischen Parteien versucht. Der Eindruck ist häufig, dass wer viel Feind hat, auch viel Ehr haben muss. Und das gilt doppelt, wenn es wissbegierige Ohren von der Öffentlichkeit nicht anders mitbekommen.