Reportage zeigt: Essen ist Drehscheibe für illegale Migranten nach England

Eine aktuelle BBC-Recherche zeigt, dass Essen als zentrale Drehscheibe für illegale Migranten dient, die nach Großbritannien weiterreisen wollen. Nun ermittelt die Polizei.

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Reportage zeigt: Essen ist Drehscheibe für illegale Migranten nach England

Migranten in einem Schlauchboot bei ihrer Überfahrt über den Ärmelkanal.

© IMAGO / Christian Offenberg

Essen. – Eine investigative Recherche der BBC wirft ein Schlaglicht auf das gut organisierte Netzwerk von Schleppern, die illegale Migranten für 15.000 Euro über den Ärmelkanal nach Großbritannien bringen. Ein Undercover-Reporter des britischen Senders bewegte sich fünf Monate lang in der Szene und deckte auf, dass der Ausgangspunkt der gefährlichen Reise nicht etwa in einem französischen Küstenort, sondern mitten in Essen liegt.

Treffpunkt Essen: Ein Deal im Café

Um an die Hintermänner heranzukommen, gab sich der BBC-Reporter als Migrant aus, der illegal nach Großbritannien einreisen wollte. Die erste Kontaktaufnahme fand am Essener Hauptbahnhof statt, anschließend ging es ins Café Extrablatt am Kennedyplatz. Dort wurden die Bedingungen für die Überfahrt besprochen, wie Aufnahmen mit versteckter Kamera zeigen. Da Tonaufnahmen in Deutschland ohne Einwilligung nicht erlaubt sind, wurden die Dialoge später im Beitrag nachgesprochen.

Schleppernetzwerk in Essen

Nach Recherchen der BBC stammen die Organisatoren der Überfahrten aus dem Irak und Syrien und gehören der kurdischen Gemeinschaft an. Die Boote, die für die Überfahrten benutzt werden, sind normalerweise für zehn Personen zugelassen, aber auf diesen gefährlichen Fahrten finden bis zu 60 Personen Platz. Diese Schlauchboote, die aus China importiert und über die Türkei geliefert werden, sollen an verschiedenen Orten rund um Essen gelagert werden.

Das lukrative Geschäft der Schlepper

Wer für die Überfahrt bezahlt, bekommt ein Paket: Schlauchboot, Motor, Treibstoff und 60 Rettungswesten - bereit zur Abfahrt nach Calais. Die BBC schätzt, dass pro Überfahrt rund 120.000 Euro eingenommen werden, während die Kosten für die Schlepper nur bei rund 15.000 Euro liegen. Der Gewinn könne sogar noch steigen, wenn die Migranten das Boot selbst abholen, was die Kosten auf 8.000 Euro pro Person senken würde.

Trotz gelegentlicher Razzien bleiben die meisten Standorte der Schlepper unangetastet. Dem BBC-Bericht zufolge erhalten die Schmuggler rechtzeitig Informationen über geplante Polizeieinsätze und lassen dort gezielt weniger wichtige Boote zurück, so dass ihr Geschäft ungestört weitergehen kann.

Essen als strategischer Ausgangspunkt

Auf die Frage, warum gerade Essen als Ausgangspunkt gewählt wurde, antworteten die Schlepper, es sei „eine Frage der Logistik und Sicherheit“. Die Entfernung von etwa fünf Stunden zur Küste von Calais sei optimal: nah genug, um bei gutem Wetter schnell anzukommen, aber weit genug entfernt von den stärker bewachten Stränden Nordfrankreichs. Nachdem der Bericht über das Netzwerk öffentlich wurde, ermittelt nun die Polizei. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtet, wurde ein Strafverfahren eingeleitet.

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