Republikflucht 2022?

Damit diese Zeilen von Anfang an zweifellos seriös sind, schreibe ich gleich in den zweiten Satz, worum es sich hier handelt. Es handelt sich hier um zwar tatsächlich stattfindenden, aber doch um Tratsch. „Nur“ um Tratsch und nicht um mehr.
Géza Ákos Molnár
Kommentar von
15.12.2021
/
4 Minuten Lesezeit
Republikflucht 2022?

Symbolbild (CC0).

Damit diese Zeilen von Anfang an zweifellos seriös sind, schreibe ich gleich in den zweiten Satz, worum es sich hier handelt. Es handelt sich hier um zwar tatsächlich stattfindenden, aber doch um Tratsch. „Nur“ um Tratsch und nicht um mehr.

Mit anderen Worten: Ich erzähle, welche Gespräche ich seit ein paar Tagen mitbekomme. Die Zusammenfassung vorweg:

Wo eine DDR 2.0, dort auch eine Republikflucht 2.0.

Die Frau Edtstadler hält sich ja immer schon gerne „am Rand der Demokratie“ auf. Die grenzwertige Standortbestimmung stammt von der Kurz-Beraterin Mei-Pochtler. Sie fiel im Mai 2020 im Zusammenhang mit unserer Totalüberwachung, TracingApp genannt. Siehe dazu u.a. den launigen Kommentar Hans Rauschers im Standard.

Mich erinnern Edtstadler und Mei-Pochtler an zwei andere eisige Damen, nämlich an Margot Honecker und an Elena Ceausescu. Sie haben sich auch gerne als Expertinnen ausgegeben und sich auch bei jeder Gelegenheit auf „die Wissenschaft“ berufen.

Eben diese Frau Edtstadler hat vorige Woche in einem Interview Bezug genommen auf das Impfpflichtgesetz, das ja über jeden kommen soll, der in Österreich seinen Hauptwohnsitz hat.

Sie hat dann weiters angedeutet, dass fürderhin der Status „ungeimpft“ und ein Hauptwohnsitz in unserer Republik nicht mehr kompatibel sind.

So weit, so logisch. Die Frau ist ja eine scharfe Juristin, die den Klassen- äh, den Statusstandpunkt (i.S.v. Impfstatus) korrekt vertritt, koste es die Bürger der Österreichisch Demokratischen Republik, was es wolle.

Flucht aus Österreich

Nun zum Kern des Tratsches: Bürger denken an Flucht. Flucht ist wieder ein Thema. Nicht die Flucht nach Österreich. Die Flucht aus Österreich!

Auch das ist logisch. Wo eine Diktatur (ob de iure oder am eigenen Leibe gespürt, ist hier irrelevant), dort Flucht aus ihr. Das ist ganz normal. Fragen Sie Ihren Flüchtling nebenan.

Wo eine Corona-Diktatur, dort eine Corona-Flucht. Wird sie die neue Republikflucht werden?

Haben Sie solche Gespräche auch schon mitbekommen? Wo Serben, Bosnier, Slowaken, Ungarn (ich krieg’s vor allem bei den hier lebenden Ungarn mit, weil ich ungarisch kann), Tschechen, Polen mit ihren ganzen Familien überlegen, ihren Hauptwohnsitz wieder im Heimatland ohne Impfzwang anzumelden? Fragt mich unlängst sogar ein österreichischer Pensionist, ob ich wüsste, wie das mit dem Bezug der Pension funktioniert, wenn man seinen Hauptwohnsitz ins Ausland verlegt. „Warum willst Du das wissen?“ „Na, wegen der Impfung.“

Das dürften schon ganz schön viele Menschen sein, die sich jetzt zu erkundigen beginnen.

Hätten wir uns das vor einem Jahr gedacht?

Die Bürger durchschauen das Ganze ganz genau!

Egal, zu welchem Ergebnis das Erkunden dann in concreto führen wird: Flucht aus Österreich ist wieder ein Thema, Ende 2021, Anfang 2022! Das erste Mal seit den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts?

Wissen Sie, wofür das ein sehr deutliches Zeichen ist? Die Leute – ganz schlichte zumal! – checken ganz genau, was da läuft im Lande!

Sie lesen das Impfzwanggesetz unserer Herrscher sinnerfassend! Heutzutage ist das was! Das hättet Ihr da oben im Regime nicht gedacht, was!?

Diese Menschen, viele mit nichtdeutscher Muttersprache, verstehen nicht nur richtig, sie tun noch etwas ganz Entscheidendes dazu: Sie denken nach! … über den nächsten Schritt, den sie tun werden.

Einfach so, weil der Onkel Doktor Mückstein uns zwingen will, lassen wir uns nicht impfen! Und unsere Kinder schon gar nicht! Auf keinen Fall mit einem Impfstoff, über den sogar die Hersteller sagen, sie hätten keine Ahnung, wie der Stoff auf lange Sicht nützt oder gar schadet!

Die von Genosse Nehammer so innig addressierten „Menschen, die hier leben“ spielen also jetzt schon mit dem Gedanken zu Menschen zu mutieren, die wieder im Nachbarland leben, wo Friede, Freiheit und Demokratie noch zu Hause sind!

Republikflucht. Ja, wir kriegen wieder mit ihr zu tun. Es gibt sie wahrscheinlich ab 2022 wieder: die Republikflüchtlinge.

Wir leben in sehr schlimmen Zeiten. Nicht wegen des Virus. Seine Mutationen sind geradezu harmlos im Vergleich mit den Mutationen unserer Verfassungsorgane.

Unser Regierung ist zu einem Regime mutiert. Wenn eine Regierung die Grund- und Freiheitsrechte von uns Bürgern kassiert, dann nenne ich das Gremium der Herrscher fortan Regime.

Dass unsere Nationalratsabgeordneten diese Mutation abgenickt haben, und die weitere Eskalation in Form des Impfzwanggestzes aller Wahrscheinlichkeit nach wieder abnicken werden – die der Blockparteien zumindest – das ist kein Novum in der Geschichte Österreichs.

Ich lese gerade den autobiographischen Roman des DDR-Dissidenten Manfred Haferburg. Der Titel „Wohn-Haft ist nicht dem Lockdown nachempfunden – der Roman war schon 2013 erschienen.

Warum wohl hat mich der folgende Satz sofort an Österreich denken lassen, als ich ihn gestern gelesen habe? – Und durchaus auch an das Deutschland von 2021 / 2022 ?

Mein Vaterland ist ein inverser Igel, die Stacheln sind nach innen gerichtet …“ (Ed. 2018, S.246)

Ein inverser Igel. Dazu entwickelt sich Österreich gerade.

Darum bin ich bei jeder Demo in meiner Nähe mit dabei. Mir egal, wie uns die Herrscher verunglimpfen, wie sie uns einschüchtern, wie sie uns durch ihre ihnen ergebenen Journalisten darstellen lassen.

Auch diese Methoden kann man alle nachlesen in den Büchern, die das Leben in der DDR beschreiben. Unser Regime, der ORF und alle, die da mitmachen, erfinden ja nichts Neues. Auch unser Geheimdienst tut nichts Neues. Neu sind allenfalls die technischen Möglichkeiten.

Was unsere Herrscher und ihre Journalisten allenfalls unterschätzen, ist folgendes:

Die vielen schlichten Menschen, von deren Tratsch ich vorhin erzählt habe, und zu denen ich mich selber zähle: Sie, besser gesagt wir, wir wissen ganz genau, wie sich Diktatur anfühlt.

Auch wie sich sich in statu nascendi, also in ihren allerersten Tagen anfühlt. Wer Diktatur schon einmal erlebt hat, der verliert das Sensorium für die Signale einer Diktatur sein ganzes Leben lang nie. Nie wieder.

Wer Diktatur kennt, erkennt jede neue Diktatur.

Glauben Sie mir: Wir spüren, dass schon diese unselige und unmenschliche, entsetzlich entwürdigende G2-Restriktion, und dann noch viel dramatischer, dass dieses Impfpflichtgesetz sehr, sehr weit über den „Rand der Demokratie“ hinüberführt in eine neue Diktatur.

Operiert unsere eiserne Verfassungsministerin (ausgerechnet Verfassung!), schon drüben? Jenseits dieses Randes? Mitten in der Diktatur?

Und wieder muss ich an Margot denken. Und an Elena. Im Advent 2021 nach Christi Geburt.


Zur Person:

Géza Ákos Molnár ist Rhetoriktrainer- und Coach. In seiner „Redemanufaktur“ schreibt er Reden für Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik. Auf Basis seiner rund 20-jährigen Erfahrung bildet er in Deutschland und in Österreich professionelle Redenschreiber aus.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.

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