Sanktionen: Großdemo in Prag, am Sonntag auch in Wien
Europaweit nehmen die Proteste gegen die Teuerung und die Folgen der umstrittenen Sanktionen zu. Alleine in Prag demonstrierten am Mittwoch erneut zehntausende Menschen. Für den Sonntag rufen Aktivisten zu einer sogenannten „MEGA-Demo“ in Wien auf.
Prag/Wien. – Nachdem bereits am 3. September etwa 70.000 Menschen auf den symbolträchtigen Wenzelsplatz kamen, um ihren Unmut gegen die Regierung des liberalkonservativen Premiers Petr Fiala zu bekunden, folgten am Mittwoch erneut riesige Proteste in der tschechischen Hauptstadt. Gefordert wurde der Rücktritt des Kabinetts, eine Rücknahme der Sanktionen gegen Russland und – obwohl Tschechien ein NATO-Mitglied ist – auch militärische Neutralität im Konflikt.
Tschechen leiden massiv unter Inflationswelle
Die Regierung in Prag reagierte auf die Proteste, indem Fiala den Organisatoren der Demonstration eine „prorussische Orientierung“ vorwarf. Die Bürger würden „russischer Propaganda und Desinformation“ anheim fallen. Diese Bewertung greift zu kurz: Denn die Menschen können sich schlicht das Leben nicht mehr leisten. Die Inflationsrate im August betrug astronomische 17,2 Prozent. Viele Tschechen machen die Sanktionen dafür verantwortlich.
Als Hauptredner trat der Prager Wirtschaftsprofessor Miroslav Sevcik auf. Der Experte ist der Ansicht, dass die Sanktionen dem Westen weitaus mehr schaden würden als Russland. Als Gastredner war unter anderem die AfD-Europaabgeordnete Christine Anderson vor Ort. Das Land ist mehrfach betroffen – nicht nur von der Teuerungsrate, sondern auch, weil es 400.000 Ukraine-Vertriebene aufnahm. Damit ist es eines jener Länder, die – gemessen an der Bevölkerung (10,5 Mio.) – die größte Belastung aufweist.
Großdemo am Sonntag auch in Wien
Auf regen Zulauf hoffen auch die Organisatoren der Demonstration, die in Wien am Sonntag ab 13 Uhr am Heldenplatz stattfinden soll. Bekannte Redner wie DI Dr. Jürgen Meinhart von „Schlaustrom“ sollen auftreten. Auch der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Gerald Hauser hat sich als Redner angekündigt. Zudem mobilisiert FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz zu den Protesten.
Ab etwa 13:30 Uhr soll sich ein Marsch entlang der Ringstraße in Bewegung setzen. Laut Versammlungsleiter Martin Rutter richtet sich der Protest „gegen Sanktionen und Kriegstreiberei, gegen Verarmung und Misswirtschaft und gegen überbordende Steuern auf Strom und Sprit“.
Deutsche Proteste nehmen an Fahrt auf
Aber auch in Deutschland nehmen die Proteste zu. Wie TAGESSTIMME berichtete, versammelten sich in den letzten Tagen in mehreren mitteldeutschen Städten tausende Bürger zu Protesten. Die Alternative für Deutschland will an diese Stimmung anknüpfen. Sie kündigte eine Großdemo am 8. Oktober im Berliner Regierungsviertel an.