Sippenhaft: Kind von AfD-Politiker darf nicht an Waldorfschule

Weil der Vater AfD-Politiker ist, verweigert eine Waldorfschule dem Kind die Aufnahme. Der Fall sorgte für kontroverse Diskussionen unter Lehrern und Eltern.
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Sippenhaft: Kind von AfD-Politiker darf nicht an Waldorfschule

Symbolbild (CC0)

Weil der Vater AfD-Politiker ist, verweigert eine Waldorfschule dem Kind die Aufnahme. Der Fall sorgte für kontroverse Diskussionen unter Lehrern und Eltern.

Berlin. Laut Bericht der Berliner Zeitung (BZ) darf das Kind eines Berliner AfD-Abgeordneten aus politischen Gründen nicht an die Waldorfschule – und das obwohl das Kind bereits die Waldorf-Kita besucht hatte. Zuvor hatte es eine kontroverse Diskussion über die Aufnahme bei einer Elternversammlung gegeben. Darüber hinaus seien der AfD-Politiker und seine Ehefrau Ende November bei einem Treffen mit Lehrern zu ihren politischen Ansichten befragt worden.

Keine nötige „Unvoreingenommenheit“

Dennoch habe man keine einvernehmliche Lösung erreichen können. „Angesichts dieses Konfliktes sieht die Schule keine Möglichkeit, das Kind mit der nötigen Unvoreingenommenheit und Unbefangenheit aufzunehmen – beides sind Grundvoraussetzungen, um die Entwicklung des Kindes angemessen zu fördern“, wird der Geschäftsführer des Trägervereins in der BZ zitiert. Mit der Entscheidung wolle die Schulleitung künftiges Konfliktpotential vermeiden.

Eltern und Lehrer sind gespalten

Weil Eltern in Waldorfschulen stark eingebunden sind, seien dem BZ-Bericht zufolge Befürchtungen geäußert worden, dass der AfD-Politiker „zumindest subtil Einfluss nehmen und durch ausländerfeindliche oder nationalistische Positionen womöglich gar den Schulfrieden gefährden könnte“. Andere Stimmen unter Lehrern und Eltern hätten hingegen vor Sippenhaft gewarnt und auf die Meinungsfreiheit verwiesen.

Der Vater bedauerte die Entscheidung und betonte gegenüber der Berliner Zeitung, er hätte Politisches und Privates strikt getrennt.  Darüberhinaus habe er auch gar nicht im Vorstand der Schule aktiv werden wollen. „Wie sollen wir jetzt unserem Kind erklären, dass seine Freunde im kommenden Jahr an die Waldorfschule wechseln dürfen, wir aber dort nicht erwünscht sind?“

Erinnerung an Fall an Wiener Waldorfschule

Der Fall erinnert an einen ähnlichen Vorfall im benachbarten Österreich. Dort kündigte die Waldorfschule Wien-West im September gleich mehreren Schülern den Ausbildungsvertrag. In zumindest zwei Fällen gründeten die Verweise ebenfalls aufgrund der politischen Ansichten eines Elternteils. Bei deren Mutter handelte es sich nämlich um die neurechte Philosophin und Schriftstellerin Caroline Sommerfeld.

Bereits ein Jahr zuvor hatte die Schule eben diese wegen ihrer Autorenschaft für die Zeitschrift „Sezession“ als Leiterin der Schulküche entlassen. Die betroffenen Eltern protestierten anschließend gegen den unvorhergesehenen Rauswurf ihrer Kinder – Die Tagesstimme berichtete.


Weiterlesen:

Waldorfschule: Kinder bekamen Schulverweis wegen rechter Mutter (10.9.2018)

Über den Autor
Stefan Juritz

Stefan Juritz

Stefan Juritz wurde 1988 in Kärnten geboren und lebt in der Steiermark. In Graz studierte er Germanistik und Philosophie an der Karl-Franzens-Universität. Seit 2022 ist er FREILICH-Chefredakteur.

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