„Sittenwächter“ attackierten Jugendliche mitten in Wien

Selbsternannte „Sittenwächter“ beschimpften eine 17-Jährige wegen zu freizügiger Fotos im Internet, spuckten sie an und schlugen ihr mit der Faust ins Gesicht.

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„Sittenwächter“ attackierten Jugendliche mitten in Wien

Junge Frauen mit Kopftuch. (Symbolbild)

© IMAGO / Michael Gstettenbauer

Wien. – Mutmaßlich wegen zu freizügiger Fotos im Internet haben selbsternannte Sittenwächter in Wien eine 17-Jährige bespuckt und geschlagen. Wie die Kronen Zeitung, die zufällig vor Ort war, berichtet, wurde das Mädchen von mehreren Männern angegriffen. Der Grund: Sie trug kein Kopftuch. Ihre Freundin, mit der sie unterwegs war, war verschleiert und wurde in Ruhe gelassen. Doch es soll eine Vorgeschichte geben.

Täter und Opfer kannten sich flüchtig

Nach Angaben der Polizei handelte es sich bei dem Täter um einen flüchtigen Bekannten, der sie in der Vergangenheit über Soziale Netzwerke kontaktiert hatte. Wegen angeblich zu freizügiger Bilder stellte er das Mädchen bloß. Nun sollte es zu einem klärenden Gespräch kommen. Doch der junge Mann erschien mit mehreren Freunden. Die selbsternannten „Sittenwächter“ beschimpften die 17-Jährige und spuckten ihr ins Gesicht, was sich das Mädchen nicht gefallen ließ. Sie bekam einen Faustschlag ins Gesicht und ging zu Boden. Der Rettungsdienst versorgte sie kurz, schwere Verletzungen trug sie nicht davon. Laut Polizei komme es in Sozialen Medien immer wieder zu Gewaltaufrufen in Verbindung mit Fotos von Personen.

Ähnlicher Fall wie vor zwei Jahren

Bezirksvorsteherin Christine Dubravac-Widholm (SPÖ) kündigt gegenüber der Krone neue Maßnahmen an, gibt aber auch Verantwortung an die Polizei ab, für die der Bezirk jedoch nicht zuständig sei. „Es ist kein haltbarer Zustand, dass schon wieder jemand glaubt, als selbsternannter Sittenwächter zu agieren. Wir sind schon einmal erfolgreich dagegen vorgegangen und werden auch jetzt wieder entsprechende Maßnahmen setzen.“

Bereits 2021 kam es in Wien zu einem aufsehenerregenden Prozess gegen islamische Sittenwächter. Mehrere Tschetschenen tauschten in geheimen Telegrammgruppen Informationen über Mädchen aus, die sich (zu) westlich zeigten. Sie stellten sie bloß und terrorisierten sie. Junge Frauen, die kein Kopftuch tragen wollten, wurden geschlagen. „Wir Tschetschenen haben eigene Traditionen und wollen Misch-Ehen vermeiden“, erklärte damals einer der Angeklagten. Die teilbedingte Haftstrafe für einen der Tschetschenen wirkte offenbar nicht abschreckend.

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