Wegen „Offenem Brief“ gegen Impfpflicht: Polizeiseelsorger abberufen
Die Erzdiözese Wien hat jenen Polizeiseelsorger abberufen, der für eine Gruppe von Polizisten als Sprecher auftrat, die sich in einem Brief gegen die Impfpflicht ausgesprochen hat.
Wien. – Vor zwei Wochen richteten sich 600 Polizisten in einem „Offenen Brief“ an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Darin wandten sie sich gegen eine Corona-Impfpflicht und warnten zudem vor einer Spaltung der Gesellschaft (DIE TAGESSTIMME berichtete). Mittlerweile wurde die Corona-Impfpflicht in Österreich beschlossen. Der Polizeiseelsorger Uwe Eglau, der damals als Sprecher der Gruppe den Brief unterzeichnet hatte, wurde nun von der Erzdiözese Wien abberufen.
„Mehrere erfolglose Aussprachen“
In dem Brief sprach sich die Gruppe von Polizisten aber nicht nur gegen die Impfpflicht, sonder auch gegen 3-G am Arbeitsplatz und die Diskriminierung ungeimpfter Kollegen aus. Dies sei mit dem Rollenverständnis eines Seelsorgers nicht vereinbar, erläuterte der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, am Sonntag in der Kathpress. Eglau war ehrenamtlich und unbezahlt als Polizeiseelsorger tätig. Als ebenso ehrenamtlicher Diakon bleibt er weiter in seiner Pfarre. Zu seiner Absetzung als Seelsorger habe sich die Kirchenleitung nach mehreren erfolglosen persönlichen Aussprachen entschlossen, heißt es in der Kathpress weiter.
Diözese fordert „Zurückhaltung und Neutralität“
„Als Privatmensch ist Diakon Eglau frei zu sagen, was er will. Aber der Dienst als Polizeiseelsorger verlangt Zurückhaltung und eine gewisse Neutralität, damit sich jede Polizistin und jeder Polizist vertrauensvoll an ihn wenden kann“, erläuterte der Sprecher der Wiener Erzdiözese die Entscheidung. „Polizeikräfte haben die staatlichen Regeln durchzusetzen, auch jene, mit denen sie nicht einverstanden sind. Das ist ein besonderes Spezifikum ihrer Arbeit“, gab Prüller zu bedenken und sagte: „Auch deswegen braucht es für die Polizeiseelsorge – also an einem sensiblen Schnittpunkt von Staat und Kirche – tagespolitische Zurückhaltung, besonders in emotional stark aufgeladenen Themen. Hier ist einfach eine gewisse Neutralität des Seelsorgers für seinen Dienst unumgänglich.“
Prüller führte weiters aus, dass es wenig gut sei, Rollen zu vermischen. Die Aufgaben eines Seelsorgers seien andere als die eines Personalvertreters und würden sich auch nicht mit politischem Aktivismus vertragen. „Es war daher auch wichtig klarzustellen, dass Eglaus politische Auftritte nicht im Namen oder Auftrag der katholischen Kirche erfolgen“, so Prüller.
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