Wiens Polizei meldet alarmierende Verdopplung der Jugendkriminalität
Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl warnt vor einem alarmierenden Anstieg der Jugendkriminalität. Als eines der drängendsten Probleme nannte er die zunehmende Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen.
Wien. – Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl sprach in einem Interview mit krone.tv über die aktuelle Situation der Wiener Polizei und gab einen Überblick über die jüngsten Ermittlungserfolge sowie die Herausforderungen, mit denen die Polizei konfrontiert ist. Besonders hervorgehoben wurden die Ermittlungen gegen die Rammbock-Bande, die innerhalb kürzester Zeit mit gestohlenen Autos mehrere Juweliere und Boutiquen überfallen hatte.
Waffenverbotszonen und das Problem der Jugendkriminalität
Ein weiteres Thema, das Pürstl im Interview ansprach, waren die Erfahrungen mit Waffenverbotszonen in Wien, insbesondere in Favoriten. Die Polizei habe dort einen positiven Effekt auf die Gewaltkriminalität erzielt. „Es ist die Gewaltkriminalität im Vergleich zum Frühjahr und Anfang Sommer zuletzt stark eingedämmt worden. Was etwas gestiegen ist, ist die Suchtgiftkriminalität. Aber wo mehr kontrolliert wird, fällt auch mehr an. Wir haben 113 Waffen sichergestellt, davon fast 80 Messer.“
Die positiven Ergebnisse sind der Grund, warum Pürstl weiterhin für ein österreichweites Messerverbot und ein generelles Waffenverbot im öffentlichen Raum plädiert. „Das ist auch der Grund, wieso ich nach wie vor für ein österreichweites Messertrageverbot bin. Und für ein österreichweites Waffentrageverbot im öffentlichen Raum. Außer für diejenigen, die einen entsprechenden Ausweis tragen.“
Perspektivlosigkeit und Drogenkriminalität
Als eines der drängendsten Probleme in Wien nannte Pürstl die zunehmende Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen. Die Polizei habe zwar große Erfolge bei der Zerschlagung von Drogenringen und Verhaftungen erzielt, doch sei dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn nicht an den Wurzeln des Problems gearbeitet werde. „Die Wurzel der Drogenkriminalität sind Menschen, die abrutschen in dieses Milieu, dann süchtig werden. Dann wird’s zum gesundheitlichen Problem. Und wenn es zum gesundheitlichen Problem wird, wird’s zum gesellschaftlichen Problem.“ Gleichzeitig betonte er, dass die Jugendkriminalität und die Kinderkriminalität besorgniserregend seien. „Die Kriminalität durch Unmündige hat sich insgesamt verdoppelt innerhalb der letzten zehn Jahre.“
Trotz der Herausforderungen konnte die Wiener Polizei in den letzten Jahren eine beeindruckende Steigerung der Aufklärungsquote verzeichnen. Pürstl berichtete, dass mittlerweile bis zu 45 Prozent aller Anzeigen aufgeklärt werden können. Einzig die Bereiche Jugendkriminalität und Cyberkriminalität hätten zugenommen.