Schöne neue Welt: Metaverse, Transhumanismus und Great Reset

Facebook-Chef Mark Zuckerberg arbeitet an der nächsten Generation des Internets. Am „ Metaverse“, einer digitalen Parallelwelt, in der sich Menschen dauerhaft aufhalten sollen und die physische und reale Welt umspannen soll. Das „ „Metaverse“ bietet der herrschenden Klasse völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten.
Werner Reichel
Kommentar von
7.8.2021
/
4 Minuten Lesezeit
Schöne neue Welt: Metaverse, Transhumanismus und Great Reset

Anthony Quintano from Honolulu, HI, United States, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons [Bild zugeschnitten]

Facebook-Chef Mark Zuckerberg arbeitet an der nächsten Generation des Internets. Am „ Metaverse“, einer digitalen Parallelwelt, in der sich Menschen dauerhaft aufhalten sollen und die physische und reale Welt umspannen soll. Das „ „Metaverse“ bietet der herrschenden Klasse völlig neue Perspektiven und Möglichkeiten.

Immer öfter stößt man in englischsprachigen Medien auf den Begriff „Metaverse“. Mark Zuckerberg spricht ebenso davon wie die Gaming-Industrie und diverse Tech-Propheten. Selbst in deutschsprachigen Medien wird das „Metaverse“ ab und zu erwähnt. Das US-Magazin Wired unkt: „Mark Zuckerberg’s Metaverse already sucks.“

Von der analogen in die digitale Welt

Worum geht es, was ist das „Metaverse“? Der Begriff ist rund drei Jahrzehnte alt und wurde vom Science-Fiction-Autor Neal Stephenson geprägt. Er beschreibt in seinem 1992 erschienenen Roman „Snow Crash“ eine komplett virtuelle Welt, die neben unserer physischen existiert. Ein Motiv, das seither in der SF-Literatur immer wieder aufgegriffen worden ist. Wie im Kultfilm Matrix, wo die virtuelle Welt, die Matrix, die physische überlagert und dazu dient, die Menschen ruhigzustellen und zu steuern. Sie vegetieren in der realen Welt als Sklaven bzw. Gefangene intelligenter Maschinen vor sich hin, ihr Bewusstsein existiert nur noch in dieser digitalen Scheinwelt.

Die Matrix ist die dystopische Vision des „Metaverse“. Davon sind wir weit entfernt, doch viele Entwicklungen gehen in eine beunruhigende Richtung. Das Leben der Menschen soll sich zunehmend von der realen und analogen in die virtuelle, digitale Welt verlagern. Der Risikokapitalgeber Matthew Ball hat in einem vielbeachteten Essay mit dem Titel „The ‚Metaverse‘: What It Is, Where to Find it, Who Will Build It, and Fortnite“ sieben Eckpunkte dieser neuen Welt skizziert. Unter anderem soll es ein für alle zugängliches, immer fortdauerndes Erlebnis in Echtzeit bieten (es gibt keinen Pause-Knopf), ein voll funktionsfähiges Wirtschaftssystem beinhalten, in dem gearbeitet, gehandelt und Geld verdient werden kann. Es soll die physische und virtuelle Welt, öffentliche und private Bereiche umspannen. Wichtig ist auch die Verknüpfung verschiedener solcher Welten: Man soll seinen Avatar, sein virtuelles Ich, sowie seine in einer Welt erworbenen Güter beliebig in einen anderen Teil des „Metaverse“ verschieben können.

Ball beschreibt auch, was das „Metaverse“ nicht ist: Eine virtuelle Welt, weil es nicht fiktional und auf kein bestimmtes Ziel (Punkte sammeln, nächstes Level erreichen etc.) ausgerichtet und mit der realen Welt vernetzt ist. Es ist kein Game, kein virtueller Themenpark und keine virtuelle Realität. Es ist vielmehr eine digital erweiterte Realität, das, wovon Transhumanisten wie WEF-Chef Klaus Schwab seit langem träumen.

Verschmelzung zweier Welten

Um diese Vision Realität werden zu lassen, braucht es neue und innovative Technologien. Im Softwarebereich sind das u.a. Entwicklungen auf Basis der Blockchain-Technologie, wie Kryptowährungen oder NFT-Zertifikate. NFT (Non-Fungible Token) macht aus digitalen Objekten einzigartige Gegenstände, die nicht kopiert und vervielfältigt werden können und damit handelbar sind wie Kunstwerke oder Immobilien.

Facebook, das eine Führungsrolle in diesem Bereich anstrebt, arbeitet intensiv daran, die virtuelle mit der physischen Welt zu verschmelzen. Etwa mit der Entwicklung immer besserer AR-Brillen. Unter „Augmented Reality“ (Erweiterte Realität) versteht man das Zusammenspiel von digitalem und analogem Leben. Noch ambitionierter sind die Armbänder, an denen das Facebook-Reality-Lab arbeitet. Mit Sensoren sollen elektrische Nervensignale am Handgelenk registriert, in digitale Befehle übersetzt und in AR-Systeme eingespeist werden. Das Armband erkennt, was man tun möchte, etwa eine Tastatur bedienen. Diese Informationen können dafür genutzt werden, um Bewegungen im „Metaverse“ auszuführen. Sprachbefehle oder auffällige Gestensteuerung, die bisher in AR-Systemen eingesetzt werden, wären damit überflüssig. Mit Hilfe solcher neuen Techniken will Zuckerberg Facebook in eine digitale Plattform umbauen, die alle Lebensbereiche der Menschen durchdingt.

Wie er sich diese neuen Welt konkret vorstellt, hat er der Öffentlichkeit bisher nicht verraten, obwohl entsprechende Pläne seit zwei Jahren existieren. Bisher sind seine Ankündigungen vage und bewusst harmlos: Es solle ein Platz werden, „where people could hang out, send work messages, play games and even go dancing together“. Auch die anderen Big-Tech-Unternehmen arbeiten am Projekt „Metaverse“. Apple investiert in AR-Technologien, nächstes Jahr soll ein AR-Headset auf den Markt kommen. Die Gaming-Industrie mischt ebenfalls mit. Die Videospiel-Plattform Roblox, auf der sich täglich über 40 Millionen Nutzer einloggen, entwickelt sich immer mehr in Richtung „Metaverse“. Schon jetzt tätigen die Nutzer dort täglich Käufe im Gegenwert von über 65o Millionen Dollar. Sie kaufen damit virtuelle Objekte, von Kleidung bis Waffen. Im Mai wurde eine digitale Gucci-Tasche für über 4.000 Dollar verkauft – mehr, als die Tasche in der physischen Welt kostet. Roblox-Chef David Baszucki ist überzeugt, dass sich Roblox und das „Metaverse“ immer mehr zu wichtigen Kommunikationswerkzeugen entwickeln, also langfristig Kanäle wie Facebook, Twitter oder WhatsApp in ihrer derzeitigen Form ablösen werden. Zumal Facebook schon jetzt zahlreiche Charakteristika einer digitalen Parallelwelt aufweist, die zunehmend die physische Welt und unsere Gesellschaften mit ihren Regeln, Standards und Algorithmen beeinflusst und durchdringt.

„Metaverse“ als Machtinstrument

Auf den sozialen Kanälen der großen amerikanischen IT-Unternehmen ist die politisch korrekte Ideologie mit ihren Disziplinierungs- und Unterdrückungsmechanismen dominanter als in der realen Welt. Hier ist die Meinungsfreiheit weitgehend eingeschränkt worden, der soziale Gruppendruck enorm, Löschteams säubern den Kanal von nicht konformen Inhalten, sperren kritische User, belegen sie mit einem Shadowban und die opportunistische Onlinemeute startet Shitstorms gegen Andersdenkende.

Digitale und reale Welt sind immer enger miteinander verschränkt, schon jetzt verbringen immer mehr Menschen immer mehr Zeit online. Aber nicht nur die IT-Riesen arbeiten an dieser Verschmelzung, auch die Politik ist daran interessiert. Man denke an das kommende Bargeldverbot oder das chinesische Sozialkreditsystem, mit dem auch immer mehr westliche Politiker liebäugeln. Alles was technisch machbar ist, soll aus der analogen in die digitale Welt ausgelagert werden.

Dass Big-Tech und Politik gemeinsam an einer Zusammenführung dieser beiden Sphären arbeiten und sie, wie etwa Klaus Schwab, als alternativlos propagieren, liegt auf der Hand. Das „Metaverse“ ist ein Machtinstrument mit ungeahnten Möglichkeiten, eines, mit dem die Menschen im globalen Maßstab gesteuert, erzogen, überwacht, vereinheitlicht, diszipliniert und kontrolliert werden können. Das ist in der weltweit vernetzten digitalen Welt wesentlich effizienter, lückenloser und umfassender möglich als in der analogen. Mit Hilfe der Corona-Pandemie konnte man diese Entwicklungen extrem beschleunigen. Die weltweit weitgehend einheitlichen Corona-Regeln – Distanz, Quarantäne etc. – haben, wie es Satya Nadella, CEO von Microsoft, ausdrückt, eine Welt des „Remote Everything“ geschaffen. Auch Klaus Schwab träumt in seinen Büchern „Die Vierte Industrielle Revolution“ und „Der große Umbruch“ von der Verschmelzung der physischen, biologischen, geistigen und digitalen Welt von physischer und digitaler Identität. Die Geräte, an denen derzeit Facebook, Apple und viele andere arbeiten, sieht Schwab in nicht mehr ferner Zukunft als implantierte Teile bzw. Verbesserungen, Erweiterungen des menschlichen Körpers.

Das nun von Facebook, Apple oder der Gaming-Industrie propagierte „Metaverse“ ist ein Schritt in diese Richtung. Schwab: „Dieser Übergang zu mehr Digitalität im Allgemeinen in unserem beruflichen und privaten Leben wird auch von den Regulierungsbehörden unterstützt und beschleunigt werden.“ Schon 2006 träumte der Transhumanist Giulio Prisco vom Metaverse als einem Ort, „where we may well spend the rest of our very long live“.

Das „Metaverse“ – oder wie immer man es nennen mag – spielt beim „Gret Reset“, beim Umbau der Gesellschaften und der Normierung der Menschen ein zentrale Rolle. Es ist weit mehr als das, wovon Zuckerberg derzeit spricht.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Werner Reichel

Werner Reichel

Werner Reichel war rund 20 Jahre im Rundfunk tätig, unter anderem als Programmchef und Geschäftsführer mehrerer Radiosender sowie als Lektor an der FH Wien. Er ist Autor und Verleger.
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