Antisemitismus-Vorwurf: Guardian feuert Karikaturisten wegen Israel-Zeichnung

Der Guardian trennt sich von seinem langjährigen Karikaturisten Steve Bell wegen einer Zeichnung zum Gaza-Krieg.

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Antisemitismus-Vorwurf: Guardian feuert Karikaturisten wegen Israel-Zeichnung

Die britische Tageszeitung trennte sich von ihrem langjährigen Karikaturisten.

© IMAGO / YAY Images

London. – Mehr als vier Jahrzehnte lang hat der Karikaturist Steve Bell die Leser der britischen Tageszeitung The Guardian mit frechem Witz und feiner Feder unterhalten, seine Zeichnungen waren Teil der politischen Debatte auf der Insel. Nun hat die linksliberale Zeitung die Zusammenarbeit abrupt beendet. Grund ist eine Zeichnung, die sich kritisch mit der Gaza-Politik des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu auseinandersetzt. Offenbar befürchtete man, die Kritik könnte als Antisemitismus ausgelegt werden.

Entwurf war Zeitung zu heikel

Der umstrittene Entwurf des Künstlers zeigt den Politiker in einem blauen Anzug mit hochgezogenem Hemd. Auf seinem nackten Bauch sind die Umrisse des Gazastreifens eingezeichnet, gerade setzt Netanjahu, von einem Boxhandschuh behindert, das Skalpell an. Dazu verkündet eine Sprechblase: „Bewohner von Gaza, verlassen Sie den Streifen jetzt“. („Residents of Gaza, get out now.“)

Ein kleiner schwarzer Schriftzug neben Bells Signatur weist auf die Inspiration für die Zeichnung hin: Der amerikanische Karikaturist David Levine hatte 1966 den damaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson in einer ähnlichen Pose gezeigt. Johnson musste sich damals einer Gallenblasenentfernung unterziehen; um seine Gesundheit zu demonstrieren, zeigte er anschließend seine Operationsnarbe in die Kameras. Levine zeichnete die Narbe in die Umrisse Vietnams, in dessen Bürgerkrieg sich die USA unter Johnson immer tiefer verstrickten.


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Zeitung beendet Zusammenarbeit

Gaza also als politisches Dilemma à la Vietnam? Der etwas obskure Vergleich mag Bell nicht gelungen sein. Doch die von Bell selbst als „kryptisch“ bezeichnete Antwort der Guardian-Redaktion verwies auf ein anderes Problem: „Ein Pfund Fleisch“, hieß es in Anspielung auf den Preis, den der Jude Shylock in William Shakespeares Stück „Der Kaufmann von Venedig“ von seinem christlichen Schuldner verlangt. Damit stand zumindest indirekt der Vorwurf des Antisemitismus im Raum. Die Zeichnung erschien nicht in der Zeitung.

Via X (früher Twitter) wandte sich der 72-Jährige an die Öffentlichkeit und klagte sein Leid: Es sei inzwischen „fast unmöglich“, dem Guardian eine Zeichnung zu diesem Thema abzuliefern, „ohne in den Verdacht einer antisemitischen Trope zu geraten“.

Die Zeitung beendete daraufhin die vor 42 Jahren begonnene Zusammenarbeit. Bells Cartoons seien „ein wichtiger Teil des Guardian“ gewesen, hieß es in einer Pressemitteilung. „Wir danken ihm und wünschen ihm das Allerbeste.“

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