Erschreckende Zahlen: Alle 60 Minuten eine Vergewaltigung in London
Im Jahr 2023 wurden in London mehr als 8.800 Vergewaltigungen registriert. Wohltätigkeitsorganisationen sprechen von einer hohen Dunkelziffer und fordern Reformen.
London. – Nach Angaben der BBC wird in London durchschnittlich jede Stunde eine Vergewaltigung gemeldet. Die erschreckende Statistik zeigt, dass im Jahr 2023 mehr als 8.800 Vergewaltigungen bei der Metropolitan Police registriert wurden – das entspricht etwa 24 Fällen pro Tag. Wohltätigkeitsorganisationen bezeichnen die Zahlen als „erschreckend“, gehen aber von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus.
Sexualdelikte in London
Jahre 2018 bis 2023
Daten, die durch Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz bei der Metropolitan Police und der Staatsanwaltschaft (CPS) erhoben wurden, zeigen, dass im Jahr 2023 weitere 11.000 Meldungen über andere Sexualdelikte eingegangen sind. Fast ein Viertel dieser Anzeigen betraf Minderjährige unter 18 Jahren. Über einen Zeitraum von fünf Jahren ist die Gesamtzahl der gemeldeten Sexualdelikte um 14 Prozent auf fast 20.000 Fälle gestiegen. Das bedeutet, dass alle 26,5 Minuten ein Fall von sexueller Gewalt oder Vergewaltigung bei der Polizei gemeldet wurde.
Hilfsorganisationen fordern sofortige Reformen
Rape Crisis, Solace und Nia, Organisationen, die Vergewaltigungsopfer in London unterstützen, bezeichneten die Ergebnisse als „entsetzlich“ und forderten dringende Veränderungen. Laut Rape Crisis meldet nur eine von sechs vergewaltigten Frauen die Tat; bei Männern ist es nur einer von fünf. Die Organisation fordert eine „dringende“ Reform des Justizsystems, um das Vertrauen der Opfer wiederherzustellen. „Wir wollen ein robustes Justizsystem, dem Opfer, Überlebende und die Öffentlichkeit vertrauen können“.
Die Metropolitan Police erklärte, sie sei entschlossen, sexuelle Gewalt zu bekämpfen und habe ihre Vorgehensweise verbessert. Nach ihren Angaben hat sich die Zahl der Vergewaltigungsanzeigen seit 2022 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2023 wurden 1.419 Anklagen erhoben, gegenüber 818 im Jahr 2018. Dennoch ist die Zahl der Anklagen im Vergleich zu den fast 11.000 Anzeigen allein im Jahr 2023 immer noch gering.
Tirion Havard, Professorin für Gender und Missbrauch an der London South Bank University, bezeichnete die Zahlen gegenüber BBC als „deprimierend“. Sie betonte jedoch, dass das wahre Ausmaß sexueller Gewalt viel größer sei und die veröffentlichten Daten nur die „Spitze des Eisbergs“ darstellten.
Kinder häufig Opfer sexueller Gewalt
Besonders alarmierend ist die hohe Zahl minderjähriger Opfer. Im Jahr 2023 wurden mehr als 4.300 Kinder wegen Vergewaltigung oder sexueller Nötigung bei der Polizei angezeigt. Das bedeutet, dass im Durchschnitt alle zwei Stunden ein Fall von sexuellem Missbrauch an einem Kind registriert wurde. Kellie Ann Fitzgerald von der National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC) äußerte sich laut BBC besorgt über die anhaltend hohen Zahlen und betonte, dass die tatsächliche Zahl der Straftaten vermutlich noch höher liege.
Altersgruppen der Opfer von Sexualdelikten in London
Jahr 2023, in Prozent
Die geringe Zahl der Verurteilungen trägt zusätzlich dazu bei, dass das Vertrauen der Opfer in das Justizsystem schwindet. Daten der CPS zeigen, dass zwischen 2018 und 2022 in London insgesamt 1.527 Vergewaltigungsfälle zur Anklage kamen, von denen 925 zu einer Verurteilung führten – eine Quote von 60,6 Prozent. Rape Crisis kommentierte, dass „Überlebende das Vertrauen in das System verlieren, das für Gerechtigkeit kämpft“.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte jedoch, dass man eng mit der Polizei zusammenarbeite, um von Anfang an belastbare Fälle zu schaffen. Es müsse „mehr getan werden, um die Zahl der Anklagen zu erhöhen“.