EU-Wahl: Rassemblement National führt in Frankreich in Umfragen
In mehreren aktuellen Umfragen wurde deutlich, dass das Rassemblement National (RN) die Partei von Präsident Emmanuel Macron in der Wählergunst überholt.
Paris. – Weniger als drei Wochen vor der großen Europawahl hat die patriotische Partei, welche ein Bündnispartner der österreichischen FPÖ ist, die Spitze der französischen Umfragen erklommen. Jüngsten Umfragen zufolge kommt das RN laut Krone und Kleine Zeitung auf 22 bis 24 Prozent.
Beliebtheitsverfall von Präsident Macron
Damit überflügelt die Partei von Marine Le Pen erstmals seit Jahresbeginn jedenfalls La Republique en Marche (LREM) von Präsident Macron. Diese würde nach derzeitigem Stand lediglich auf 21 bis 21.5 Prozent der Stimmen kommen. Noch vor einem Jahr betrug deren Vorsprung in Umfragen auf den schärfsten Konkurrenten beinahe zehn Prozent.
Das Staatsoberhaupt schlägt sich seit Monaten mit kränkelnden Umfragewerten herum. Zum Knackpunkt für dessen Beliebtheitsverfall gerieten angedachte Steuererhöhungen und die teilweise brutale Niederschlagung der „Gelbwesten“-Proteste. Trotz einiger Zugeständnisse demonstrierten in mehreren französischen Städten auch zuletzt noch knapp 20.000 Menschen gegen Macrons Politik.
Regionalismus und Gegenpol zu Macron
Auch vor diesem Hintergrund erkor Le Pen bereits bei der Vorstellung der ersten Kandidaten im Jänner einen Wahlsieg gegen Macron zur obersten Losung. Im Gegensatz zu früher stellt man sich in der gegenwärtigen Kampagne nicht mehr so energetisch gegen die EU und den Euro, wie das mehrsprachige Nachrichtenportal Euractiv unlängst feststellte.
Stattdessen fand man umso mehr Gefallen an der Idee des Europas der Vaterländer. Man möchte die regionale Ebene sowohl identitätspolitisch als auch wirtschaftlich stärker hervorheben. Damit, so die Logik, würde man einen Gegenpol gegen den Globalismus – dessen Personifizierung man wohl auch in der Person Macron sieht – darstellen können.
Rassemblement National: Rückkehr zu alter Stärke
Sollte das Rassemblement National tatsächlich den Wahlsieg davontragen, würde dies eine Rückkehr zu alter Stärke bedeuten. Die Vorgängerpartei Front National – die Umbenennung geschah erst im Vorjahr – konnte im 2014 bereits 24,9 Prozent der Stimmen erringen und wurde stärkste Kraft. Ausgerechnet im Superwahljahr 2017 fiel die Partei insbesondere bei Protestwählern zurück, welche vermehrt Macron ihr Vertrauen schenkten.
Sozialisten könnten Wiedereinzug verpassen
Vor einem besonderen Aderlass an der Urne sehen sich diesmal unterdessen die konservativen Republikaner (14 Prozent, minus 7). Ein regelrechtes Waterloo könnte es überhaupt für die Sozialisten geben. Nachdem diese langjährig stärkste oder zweitstärkste Partei im Land waren, müssen diese nun sogar das Verpassen der 5-Prozent-Sperrklausel fürchten. 2014 konnte man noch knapp 14 Prozent überzeugen.