In den nächsten drei Jahren: Spanien will fast eine Million Migranten legalisieren
Spanien will in den nächsten drei Jahren rund eine Million Migranten legalisieren, um den Arbeitsmarkt zu stärken. Migration sei entscheidend für die Stabilität des Sozialsystems, so die Regierung.
Madrid. – Spanien will in den kommenden drei Jahren jährlich rund 300.000 undokumentierte Migranten legalisieren, um den Arbeitsmarkt angesichts der alternden Bevölkerung zu erweitern. Das erklärte die Ministerin für Migration, Elma Saiz, auf einer Pressekonferenz, wie die spanische Nachrichtenplattform Majorca Daily Bulletin berichtet. Die Ankündigung erfolgte, nachdem diese Woche mehr als 100 illegale Migranten in kleinen Booten von Nordafrika aus Mallorca erreicht hatten.
Stabilisierung des Sozialsystems
„Spanien muss sich entscheiden: ein offenes, wohlhabendes Land oder ein geschlossenes und armes – und wir haben uns für Ersteres entschieden“, sagte Saiz. Sie fügte hinzu, dass das Land jährlich etwa 250.000 bis 300.000 steuerzahlende ausländische Arbeitskräfte benötige, um das Sozialsystem aufrechtzuerhalten.
Die Reform sieht eine Verkürzung und Vereinfachung der rechtlichen und administrativen Verfahren für Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen vor. Migranten können sich leichter als Selbständige oder Arbeitnehmer registrieren lassen und erhalten zusätzliche arbeitsrechtliche Garantien.
Wirtschaftswachstum dank Migration
Spanien, das derzeit von einer linken Minderheitsregierung geführt wird, hat im europäischen Vergleich eine offene Haltung gegenüber Migranten. Während Länder wie Italien ihre Grenzkontrollen verschärfen, verzeichnet Spanien das höchste Wirtschaftswachstum in der EU. Die Wirtschaft des Landes wuchs im dritten Quartal um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Ein wichtiger Wachstumsfaktor ist die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus Lateinamerika, die den Arbeitskräftemangel in Sektoren wie Technologie und Gastgewerbe ausgleichen. Laut Fitch Ratings wird die Nettozuwanderung 2022 höher sein als in den letzten zehn Jahren und dazu beitragen, die Erwerbsbevölkerung Spaniens zu vergrößern und die Auswirkungen der Alterung der einheimischen Bevölkerung abzufedern.
Debatte über Migration spaltet die Bevölkerung
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts 40dB, die im Oktober für die Zeitung El País und den Radiosender Cadena Ser durchgeführt wurde, zeigt jedoch eine gespaltene Haltung der Bevölkerung zur Migration: 57 Prozent der Befragten sind der Meinung, es gebe „zu viel“ Einwanderung. Außerdem glauben 54 Prozent, dass der Anteil der Migranten höher ist als die offizielle Zahl von 18,5 Prozent im Ausland geborener Einwohner.