Kissinger fordert NATO-Beitritt der Ukraine
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger skizziert in einer Rede beim WEF-Treffen in Davos ein Ende des Krieges.
Davos. - Per Zoom schaltete sich der fast 100-jährige Politikwissenschaftler und ehemalige US-Außenminister beim Treffen des Weltwirtschaftsforums in Davos ein. Er lobte den Widerstand der Ukraine gegen die russische Militäraktion im Osten des Landes, forderte aber auch, über das Ende des Krieges hinauszudenken. Dabei müsse auch eine Rückkehr Russlands in die internationale Gemeinschaft möglich sein, so der Friedensnobelpreisträger. Einen Paukenschlag setzte Kissinger mit seiner Forderung nach einem Beitritt der Ukraine zum NATO-Bündnis.
„Ukraine ist kein neutrales Land“
Kissinger gehörte vor Ausbruch des Krieges zu den führenden Experten, die für eine neutrale Ukraine plädierten. Diese Ansicht habe er nach dem Ausbruch des Krieges revidiert, auch wenn der Weg zu einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine schwierig werden könnte, so Kissinger. Bis dahin müsste es eine Ausweitung der Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine geben, bis eine „Waffenstillstandsregelung“ greifen würde. Diese müsse sich auf die Vorkriegsgrenzen ohne die Krim beziehen. Für diese Äußerung erntete Kissinger heftige Kritik aus radikalen westlichen Kreisen. Zum Abschluss seiner Rede betonte er die Dringlichkeit einer für beide Seiten zufriedenstellenden Friedenslösung. Ein Zerfall der Russischen Föderation, wie ihn einige ukrainische Diplomaten anstreben, wäre eine Gefahr für die internationale Sicherheit.