Marseille: Mehrere Messerattacken auf junge Studenten an der medizinischen Fakultät
An der medizinischen Fakultät La Timone in Marseille sorgt die alarmierende Sicherheitslage für Unruhe unter den Studierenden. Eine Petition fordert nun verstärkte Sicherheitsmaßnahmen rund um die Fakultät.
Marseille. – Die Sicherheitslage an der medizinischen Fakultät La Timone im fünften Arrondissement von Marseille ist alarmierend und löst bei den Studenten Besorgnis aus. Bereits vor einigen Jahren wurden als Reaktion auf eine Reihe von Übergriffen Sicherheitsmaßnahmen eingeführt und Sicherheitsschleusen zum Schutz des Universitätsgeländes installiert. Diese Maßnahmen beschränken den Zugang zum Campus auf Inhaber einer Studentenkarte.
Diese Trennung zwischen dem Campus und dem Stadtteil La Timone reicht jedoch bei weitem nicht aus. Die Studenten sind im Alltag einem feindlichen Umfeld ausgesetzt – eine Situation, die in Europa alles andere als normal ist. Deshalb wurde eine Petition gestartet, die verstärkte Sicherheitsmaßnahmen rund um die Fakultät fordert.
Übergriffe auf Studenten und Personal
In Frankreich geben jährlich mehr als 250.000 Studenten an, Opfer von Übergriffen geworden zu sein, wie aus den Zahlen der Beobachtungsstelle für Kriminalität (ONDRP) hervorgeht. Dies zeigt die dringende Notwendigkeit, die Sicherheitsvorkehrungen für Studenten, Patienten und Pflegepersonal zu verbessern.
Die Übergriffe umfassen verbale und körperliche Angriffe, Diebstähle und bedrohliches Verhalten von Gruppen, die rund um den Campus allgegenwärtig sind. Für viele Studenten ist das Studium an einer Einrichtung, die ein wichtiges Zentrum für die medizinische Ausbildung in der Region darstellt, dadurch zu einer beängstigenden Erfahrung geworden. Einige von ihnen haben bereits ihre täglichen Gewohnheiten geändert, meiden bestimmte Wege oder treffen zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen, um Risiken zu minimieren. Die ständige Anspannung beeinträchtigt sowohl ihr Wohlbefinden als auch ihre Konzentration auf das Studium.
Studenten fordern sichere Bedingungen
Für die Studenten geht es in erster Linie darum, ihre Ausbildung unter sicheren Bedingungen absolvieren zu können und nicht in ständiger Angst leben zu müssen. Die Situation im Medizinstudium ist ohnehin belastend: Eine Studie der Fondation Jean-Jaurès zeigt, dass fast 28 Prozent der Medizinstudenten Anzeichen einer Depression aufweisen, während rund 23,7 Prozent angeben, während des Studiums schon einmal Suizidgedanken gehabt zu haben. Dies ist eine der höchsten Prävalenzen, vergleichbar mit Landwirten und Polizisten. Der ständige Unsicherheitsdruck und die häufigen Aggressionen stellen somit eine ernsthafte Bedrohung für alle Medizinstudenten dar.
Petition gestartet
Die Mobilisierung der Studenten der Fakultät La Timone verdeutlicht das Gefühl der Dringlichkeit: Es geht nicht mehr nur um präventive Maßnahmen, sondern um eine sofortige und sichtbare Reaktion, um ein Umfeld wiederherzustellen, in dem ein Studium ohne Angst um die physische und psychische Unversehrtheit möglich ist.
„Ich gehe nicht mehr in die Universitätsbibliothek und schaue mich auf der Straße um. Das geht auch meinen Freundinnen so, die Ähnliches erlebt haben“, berichtet eine Studentin gegenüber France Bleu Provence. „Das wird uns zu viel. Wir wollen nicht jedes Mal in Panik geraten, wenn wir vor die Tür gehen“. Deshalb fordern die Betroffenen nun in einer Petition die Behörden auf, die Polizeipräsenz in der Umgebung der Fakultät deutlich zu erhöhen, die Überwachung zu verstärken und die Beleuchtung des betroffenen Areals zu verbessern.